Vor drei Jahren ging der neue Hoffnungsträger USB-C mit einigen üppigen Versprechen an den Start: frustfreies Einstöpseln, mehr Funktionen als mit micro-USB – und ein einziges Kabel für alle Geräte. Doch anstelle von "unkompliziert" heißt es heute vor allem: Willkommen im "Dongle-Life".
Damit ist das Leben mit Kabelsalat gemeint, welches uns heutzutage von zahlreichen Herstellern aufgezwungen wird. Das zentrale Problem: USB-C ist nicht immer gleich USB-C. Auch wenn zwei Kabel mit dem schmalen Silberstöpsel äußerlich exakt identisch sind, können sie innerlich kolossale Unterschiede aufweisen. Denn was wie ein einheitlicher Standard aussieht, ist tatsächlich das perfekte Chaos der Spezifikationen.
USB-C ist nicht gleich USB-C
Dabei klang das Versprechen von USB-C doch so attraktiv: fixe Stromübertragung gepaart mit extrem hohen Datenraten – und oben drauf gibt es sogar noch Bildübertragung auf Zweitmonitore. So rosig sieht es jedoch selten aus, denn nur wenige USB-C-Kabel bekommen alle diese Features auf die Kette. Je nach Bauart gibt es dann weder Videosignale, noch den hohen Strom-Output.
Noch schlimmer: Verwendet ihr ein beliebiges Kabel, um euer Smartphone oder eure Nintendo Switch aufzuladen, kann das im schlimmsten Fall irreparable Schäden anrichten. Insbesondere dann, wenn das Kabel von USB-A (dem Standardformat) auf USB-C führt, kann es eurer geliebten Technik ein jähes Ende setzen. Nach beliebiger Art unterschiedliche Kabel und Geräte miteinander zu verwenden, ist also eine riskante Entscheidung – was ein Google-Ingenieur bereits vor geraumer Zeit lautstark publik machte.
Wenn der Adapter plötzlich kein Bild liefert
Wie kann das sein? Das Problem liegt bei den vielen Möglichkeiten, die USB-C den Herstellern bietet. Der Standard erhält seine Durchschlagkraft durch Protokolle wie "Thunderbolt", "DisplayPort" oder "HDMI". Nur wenn die entsprechenden Standards an Bord sind, werden Übertragungsraten von bis zu 40 Gigabit pro Sekunde oder eben 100 Watt Stromversorgung möglich. Der große Haken: Man sieht einem Kabel nicht an, welche dieser Features es wirklich bietet. Zudem sind ganz unterschiedliche Kombinationen von Spezifikationen möglich.
In der Praxis bedeutet das: Besorgt ihr euch einen "USB-C auf HDMI-Adapter", um euer Notebook an einem Zweitbildschirm zu verwenden, kann es gut sein, dass ihr auf dem externen Monitor in die sprichwörtliche Röhre schaut. Denn euer Notebook versteht sich womöglich nicht mit dem HDMI-Protokoll des Kabels und liefert deshalb einfach gar kein Bild aus. Ähnlich uneinheitlich sieht bei der Übertragungsgeschwindigkeit von Dateien aus. Konkret bedeutet das: Ein USB-C-Kabel passt zwar problemlos in alle entsprechenden Buchsen – liefert aber nicht immer die gewünschten Resultate.
Auch bei den Kopfhörern droht der "Dongle"
Auch auf Android-Seite gibt es haufenweise Ärger mit USB-C, was sich vor allem bei den Kopfhörern zeigt: Viele Smartphone-Hersteller halten es (nach Apples Vorbild) für eine gute Idee, ihre Geräte ohne Kopfhörerbuchse auf den Markt zu bringen. Wer sein gutes, altes Kabelmodell weiterverwenden will, ist jetzt also erstmal auf einen Adapter angewiesen.
Schließe ich meine Kopfhörer per Adapter an, kann ich mein Smartphone allerdings nicht mehr aufladen – außer natürlich, ich habe einen kleinen Adapter, der gleichzeitig den Anschluss von Stromkabel und Kopfhörer ermöglicht. Dann sieht mein Smartphone aus wie ein Tintenfisch. Und spätestens jetzt merke ich: Das "Dongle-Life" ist schon lange kein Witz mehr.
Und wer schon einmal nach einem guten Kopfhörer mit USB-C-Anschluss Ausschau gehalten hat, der weiß, dass das kein Zuckerschlecken ist. Mit wenigen Ausnahmen, wie etwa den Kopfhörern von Libratone, finden sich in den Weiten des Netzes kaum brauchbare Geräte.
Fazit: Augen auf beim Kabelkauf
Natürlich ist USB-C keine Katastrophe per se. Ganz im Gegenteil. Eines der großen Versprechen wurde anstandslos erfüllt: Niemand muss beim Anschließen eines Kabels im Dunkeln stochern – was bei den anderen üblichen USB-Anschlüssen bis heute der Fall ist. Und Smartphones lädt USB-C in der Regel schnell und zuverlässig auf.
Ein zentrales Problem ist und bleibt jedoch, dass jeder Gerätehersteller weiterhin sein eigenes Süppchen kocht – und seine Kabel nach Herzenslust mit Spezifikationen ausrüstet. Zudem gibt es eine ganze Palette von Protokollen und Standards, die in USB-C ihren Platz finden können. Auch die besten Absichten von EU-Richtlinien, die mit "freiwilliger Selbstverpflichtung" zu einheitlichen Steckerformaten führen sollen, haben bis heute keine Abhilfe geleistet.
Es bringt allerdings nichts, den USB-C-Standard völlig zu verteufeln. Denn er ist definitiv gekommen um zu bleiben. Deswegen: Augen auf beim Kabelkauf! Wenn ihr euch ein Zweitkabel für Konsole, Laptop oder Handy besorgen wollt, solltet ihr die billigen Kabel von unbekannten Firmen dringend vermeiden. Verwendet Originalzubehör, um eure Geräte vor der spontanten Selbstentzündung zu bewahren.