Mit dem HTC U12 Plus und dem LG G7 ThinQ endet das erste Smartphone-Halbjahr 2018. Im Kameravergleich treten die beiden Flaggschiffe gegen den Kamera-König Huawei P20 Pro und das immer noch überzeugende iPhone X an.
Zwei Kameralinsen sind in dieser Preisklasse inzwischen Standard. Beim Huawei P20 Pro sind es sogar drei auf der Rückseite und beim U12 Plus verbaut HTC auch zwei auf der Vorderseite. Was man mit den Dualkameras machen kann, ist dagegen unterschiedlich. Unterschiede lassen sich auch bei der Bildqualität erkennen – auch wenn sich alle vier Smartphone-Kameras auf einem hohen Niveau bewegen.
Farben, Details und Kontraste
Egal ob die Aufnahmen der Dual- oder Triple-Kameras am Ende zehn (P20 Pro), zwölf (iPhone X und U12 Plus) und 16 (G7) Megapixel groß sind, die Detailgenauigkeit ist bei allen vier Smartphones sehr hoch. Störende Artefakte treten bei Tageslicht nicht auf. Deutliche Unterschiede sind dagegen bei den Farben zu erkennen. Das iPhone X mischt zum Beispiel deutlich mehr Gelb ins Bild. Das sorgt dafür, dass die Aufnahmen wärmer und freundlicher wirken. Das Huawei P20 Pro setzt dagegen auf ein sehr starkes Weiß, das seine Bilder eher kühl wirken lässt. Das LG G7 und das HTC U12 Plus sind quasi der Mittelweg.
Mit Kontrasten kommen das iPhone X und das P20 Pro in der normalen Automatik am besten zurecht. Das U12 Plus und das G7 neigen dagegen dazu dunkle Bereiche auch wirklich dunkel darzustellen. Aktiviert man den HDR-Modus gleichen sich die Aufnahmen wieder an – sowohl was helle und dunkle Bereiche angeht als auch die vier verschiedenen Kameras. Beim Huawei P20 Pro sorgt die Software allerdings für eher glatt gebügelte Farben. Vertraut man auf die "AI CAM", erkennt die künstliche Intelligenz zwar erstaunlich gut, was im Bild zu sehen ist, liefert mit ihren 19 Aufnahmemodi aber Bilder, die farblich jenseits von gut und böse sind. Sowieso muss man den HDR-Modus beim P20 Pro als eigenen Aufnahmemodus aktivieren und beim LG G7 den Umweg über die Einstellungen gehen. Nur beim iPhone und beim U12 Plus geht dies direkt über den Aufnahmebildschirm.
Zoom, Porträts und Bokeh
Durch mehr als eine Kameralinse ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für die Smartphone-Fotografie. Am weitesten verbreitet sind ein Zoom und ein Bokeh-Effekt oder Porträt-Modus. Unabhängig vom Namen sorgt letzterer für einen Tiefenschärfeeffekt. Sprich: Der Hintergrund wird unscharf und das Motiv im Vordergrund springt den Betrachter noch stärker ins Auge. Der zweifache Zoom des HTC U12 Plus und des iPhone X haben dann auch deutlich weniger Qualitätseinbußen als ein digitaler Zoom bei Kameras mit nur einer Linse. Das Huawei P20 Pro schafft mit seinen drei Kameralinsen sogar einen dreifachen und einen fünffachen Zoom – ohne starke Auswirkungen auf die Bildqualität. LG geht schon seit dem G5 einen anderen Weg und behält ihn auch beim G7 ThinQ bei. Neben der Standard-Linse befindet sich eine Weitwinkel-Linse auf der Rückseite des Smartphones. Also quasi auch ein Zoom, nur in die andere Richtung.
Beim Bokeh oder Porträtmodus unterscheiden das HTC U12 Plus, LG G7 und iPhone X nicht zwischen Personen und Gegenständen. Das Huawei P20 Pro allerdings schon. Sein Porträt-Modus sorgt nur für einen unscharfen Hintergrund, wenn das Smartphone eine Person erkennt. Bei anderen Objekten muss man den "Blenden"-Modus nutzen und selber zwischen Blendenöffnungen von f/0,95 bis f/16 wählen. Den Hintergrund bekommen alle vier Smartphones ähnlich gut unscharf. An den Kanten tuen sich manchmal Ungenauigkeiten auf, die allerdings bei jedem Smartphone woanders liegen. Ganz perfekt ist da noch keins. Beim Porträt-Modus gefällt mir insgesamt das LG G7 am besten.
Nacht
Während am Tage die Qualitätsunterschiede gering sind, fallen sie bei Nacht schon deutlich stärker auf und springen einen sogar teilweise ins Auge. Das Huawei P20 Pro nutzt mit seiner Software nicht nur die zur Verfügung stehende Helligkeit aus und liefert erstaunlich helle Aufnahmen ab, sondern schafft es auch, viele Details ins Spiel zu bringen. Das LG G7 ThinQ nimmt ebenfalls viel Helligkeit auf, zeigt aber bei der Detailgenauigkeit deutlichen Schwächen. Die Bilder des iPhone X sind dagegen etwas dunkler, stellen dafür aber mehr Details dar. Das HTC U12 Plus liefert die dunkelsten Nachtaufnahmen, bleibt bei der Detailgenauigkeit aber immer noch vor dem G7.
Panorama
Der auffälligste Unterschied bei den Panoramaaufnahmen sind der Blickwinkel der Aufnahmen, der zwischen 180 und 360 Grad variiert – wobei in diesem Vergleich nur das LG G7 den Rundumblick bietet. Sofern man bei der Drehung die Hand ruhig hält, niemand durch das Bild läuft oder fährt und die Gebäude weit genug weg sind, bauen alle vier Smartphones Panoramen ohne grobe Fehler zusammen. Farblich finde ich das Panorama des iPhone X am ansprechendsten. Das Huawei P20 Pro mischt erstaunlich viel Rot bei und das HTC U12 Plus hat den kleinsten Blickwinkel.
Selfies
Bei den Auflösungen der Frontkameras sticht das Huawei P20 Pro mit 24 Megapixeln hervor. Beim iPhone X sind es dagegen nur sieben und beim U12 Plus sowie G7 ThinQ acht Megapixel. Die zwei letzteren bieten einen Bokeh-Effekt an, für den das G7 nur auf eine Kamera und seine Software, das U12 Plus dagegen auf zwei Kameralinsen zurückgreifen kann.
Auch bei seiner Frontkamera mischt das iPhone X viel Gelb bei und bleibt auch beim Umgang mit Kontrasten, der Farbdarstellung und der Detailgenauigkeit deutlich hinter den anderen drei Smartphones zurück. Am besten gefallen mir die Selfies vom LG G7 und P20 Pro. Huawei spendiert seiner Frontkamera keinen HDR-Modus. So kann dieser nur beim LG, HTC und iPhone für mehr Kontraste sorgen. Durch den HDR-Effekt steigert das iPhone seine Bildqualität deutlich und gefällt mir trotz, bzw. gerade wegen den warmen Farben mit am besten. Ansonsten würde ich noch die Selfies des G7 denen vom U12 Plus vorziehen.
Fazit
Jedes der Smartphones, bzw. deren Kameras, haben Vor- und Nachteile. Sie gehören alle zu den besten Smartphone-Kameras und liefern im Vergleich zu den unzähligen anderen Modellen sehr gute Bilder ab. Aber keine ist so perfekt, dass sie für mich ganz alleine oben steht. Das Huawei P20 Pro überzeugt vor allem in der Nacht und wenn es daran geht mit dem Zoom ein Motiv nah heran zu holen. Das LG G7 ThinQ enttäuscht zwar mit seiner AI CAM, liefert aber gute Selfies, bietet Weitwinkel-Aufnahmen und bekommt Porträts mit Bokeh-Effekt gut hin. Das HTC U12 Plus ist in der Nacht zwar dunkel, aber zeigt mehr Details als das deutlich hellere LG G7 an. Das iPhone X ist auch noch lange nicht schlecht, aber im Detail merkt man ihm an, dass es das älteste der vier Smartphones ist.