Die Preise eines neuen iPhones sorgen gerne für Spott aus dem Android-Lager. Von einer "Apple-Steuer" hört man immer wieder. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Das iPhone 13 Pro ist in gewisser Hinsicht sogar ein besserer Deal als das Galaxy S21+ (zum Test) – zumindest, wenn es rein um die Materialkosten geht.
Wisst ihr, wie viel die einzelnen Komponenten eures Smartphones wert sind? Vermutlich nicht. Denn diese Zahlen gibt kein Hersteller von sich aus heraus. Auch Apple nicht, dessen Handys ja gerne mal als überteuert angesehen werden. Nach einem Teardown des iPhone 13 und iPhone 13 Pro gibt es nun aber erste Schätzungen zu den Materialkosten. Knapp 570 Dollar sollen die Einzelteile des Pro-Modells im Einkauf kosten, was einem Faktor von 1,9 zum Verkaufspreis von 1099 Dollar entspricht. Zum Vergleich: Das Galaxy S21+ soll im Einkauf 508 Dollar kosten und liegt bei einer UVP von 1049, ein Faktor von etwa 2,06.
ProMotion kostet Apple extra
Diese Einschätzung stammt von TechInsights, die sich auf Reverse Engineering spezialisiert haben. Laut den Experten ist das iPhone 13 Pro im Einkauf ein kleiner wenig teurer als der Vorgänger, bei dem die Einzelteile nur 548,50 Dollar kosten. Besonders der Chipsatz, Speichermodule, das Display und das Gehäuse seien für den gestiegenen Preis verantwortlich. Vermutlich treibt auch die aktuelle Chip-Knappheit Apples Produktionskosten in die Höhe.
Wer bei diesem Preis übrigens denkt, dass sich Apple die Differenz zur UVP komplett selbst in die Tasche steckt, der irrt. Neben den reinen Materialkosten müssten dafür noch Arbeitsaufwand, Entwicklungskosten und Infrastruktur mit eingepreist werden. Auch andere Faktoren außerhalb der Kontrolle Apples – wie etwa die Besteuerung – sind ein wesentlicher Faktor für den Verkaufspreis eines Smartphones.
Das steckt im iPhone 13
Der Teardown gewährt aber nicht nur einen interessanten Einblick in Apples Preisstruktur, sondern auch auf die eingesetzte Hardware. So sieht der A15 Bionic im iPhone 13 und iPhone 13 Pro überraschenderweise identisch aus, obwohl seiner GPU bei der Pro-Version ein zusätzlicher Kern zur Verfügung steht. Der Blick unter die Haube verrät außerdem eine Spezifikation, die Apple offiziell nicht angibt: Im iPhone 13 Pro stecken 6 GB LPDDR4X RAM. Das ist um einiges weniger als in vielen Android-Flaggschiffen, allerdings kann das iPhone den vorhandenen Arbeitsspeicher effizienter nutzen.
Die geschrumpfte Notch lässt sich ebenfalls mit einem Blick ins Innere erklären. Die einzelnen Sensoren liegen nun etwas näher beieinander und wurden neu angeordnet. Die Hauptkamera hingegen ist etwas gewachsen. Die Weitwinkelkamera nutzt nun einen 62 mm² großen Sensor, den größten jemals in einem iPhone.
Zahlen Apple-Nutzer mehr?
Aber wie ist es denn nun mit der "Apple-Steuer"? Natürlich verlangt Apple als profitorientiertes Unternehmen mehr Geld für ein Smartphone, als die Produktion kostet. Zumindest im direkten Vergleich zu Samsung aber ist die Marge von Apple wohl nicht deutlich höher, wie sich am Beispiel des Galaxy S21+ zeigt. Man könnte also vielmehr von einer "Flaggschiff-Steuer" sprechen, da die Aufschläge bei Top-Geräten meist höher ausfallen. Knapper kalkulieren müssen die Hersteller im Mittelklasse-Segment, da hier schon wenige Euro Preisdifferenz ausschlaggebend sein können.