Kein Überraschungscoup: So lief Facebooks WhatsApp-Deal

Zuckerberg / Koum
Zuckerberg / Koum (© 2014 CC: Flickr/jdlasica, CC: Flickr/Hubert Burda Media, CURVED Montage )
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Es sieht aus wie ein Schnellschuss, der getätigt wurde, weil Facebook die Felle wegschwammen. Mitnichten: Wie der Business Insider berichtet, befand sich Mark Zuckerberg mit WhatsApp-Gründer Jan Koum seit zwei Jahren in Verhandlungen. Am Valentinstag machte Zuckerberg den Deal zu Hause perfekt…

Man kann sich den diesjährigen Valentinstag im Hause Zuckerberg als einen ganz besonderen Tag vorstellen. Das Dinner von Mark und Priscilla ist angerichtet (es ist unklar, wer wen bekocht – oder ob doch der Valley-typische Lieferservice zum Zuge kommt), als ein unerwarteter Gast aufschlägt. Man kann nicht sagen: ungebeten, denn der 37-jährige, ukrainisch-stämmige Jan Koums ist jemand, den Mark Zuckerberg schon lange für sich gewinnen wollte.  

Nicht als Mitarbeiter. Nicht als Kooperationspartner. Sondern als einen Mann, dem er gerne ein Vermögen vermachen möchte. Das Vorhaben gelingt: Am Ende des Valentinsdinners voller „schokoladenbedeckter Erdbeeren“ ist Jan Koums zumindest um 7,5 Milliarden Dollar reicher. Der WhatsApp-Deal ist beschlossen, den Rest regeln die Anwälte.

Nach Instagram war vor WhatsApp

Was nach einem Überraschungscoup aussieht, bahnte sich tatsächlich über zwei lange Jahre an. Das erste Treffen datiert noch aus der Zeit, als Facebook Instagram übernahm – für nicht mal eine Milliarde Dollar. Damit war eine Baustelle geschlossen: Um Fotos musste sich das weltgrößte Social Network keine Sorgen mehr machen – die coolste App des mobilen Zeitalters gehörte zum Facebook-Universum.     

Auf einem Nebenschauplatz breitete sich ein neues Feuer aus: Der mobile Nachrichtenfluss ging immer öfter am weltgrößten sozialen Netzwerk vorbei – der Facebook Messenger, so sehr er auch technisch aufgerüstet wurde, schien auf Anwender nicht denselben Reiz auszuüben wie der damals nicht mal drei Jahre alte Message-Dienst WhatsApp, der zunehmend die klassische und kostenpflichtige SMS überflüssig machte.

Erste Kontaktaufnahme im Frühjahr 2012

Warum sollte Zuckerberg nicht kurz vor dem Börsengang der nächste Coup gelingen? Mark Zuckerberg nahm zu Koums Kontakt auf und traf sich zum Kaffee. Dann zum Wandern. Dann auf dem Facebook Campus. Doch WhatsApp-Gründer Jan Koum und Brian Acton waren sich schon damals des Werts ihres Startups bewusst.

Und die Konkurrenz ebenfalls. Aus dem vergangenen Frühjahr ist die erste Milliarden-Offerte überliefert: Google brachte sich im Stellung. Dann hob WhatsApps Wachstum ab. Die 300-Millionen-Nutzer-Marke fiel im Juli. Die 400 Millionen Ende des Jahres. Twitters Börsengang befeuerte die Bewertungen der nächsten Börsenaspiranten – WhatsApp wurde in Branchenkreisen plötzlich mit vier Milliarden Dollar gehandelt.

Zum Vertragsabschluss Rückkehr in hemdsärmelige Vergangenheit 

Spätestens  zu diesem Zeitpunkt muss Zuckerberg klar geworden sein, dass wie Fortune Magazine berichtete.         

Am 9. Februar ging Mark Zuckerberg in die Offensive über, wie der Business Insider dokumentiert. Der Facebook-Chef unterbreitete Koums die Ernsthaftigkeit seiner Absichten, über die der WhatsApp-Gründer fünf Tage nachdenken musste. Am nun schon historischen Valentinstag wurde der Deal beschlossen, aber nicht besiegelt.

Dafür wählte der ukrainisch-stämmige Einwanderer aus ärmlichsten Verhältnissen eine Kulisse, die die Verbindung zu seiner Vergangenheit herstellte: Ein paar Blocks entfernt von dem WhatsApp Büro stand Koums früher für Essensmarken an. In einem abgelegenen Gebäude, in dem früher das Sozialamt zu finden war, besiegelte Koums die größte Übernahme des Apps-Zeitalters  – Hollywood hätte es nicht besser inszenieren können.

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