Mit Apple Music statt Gitarre an den Strand

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AboutBlank (© 2015 CC: Flickr/roberthuffstutter, CURVED Montage )
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Puh, mehr als 30 Grad – und das überall in Deutschland. Der Sommer ist mit voller Wucht angekommen. Endlich. Wer da noch in der Stadt schwitzt, hat selbst Schuld. Für mich gibt es bei solchen Temperaturen nur ein Ziel: das Meer. Und statt einer Gitarre sind nun Smartphone und Bluetooth-Lautsprecher immer dabei.

Na, Ihr sitzt doch bestimmt auch gerade irgendwo draussen und lest diese Kolumne auf Eurem Smartphone. Erinnert Ihr Euch? Früher griff immer einer zur Klampfe statt zum Handy. War das nicht schön, damals, als wir am Strand am Lagerfeuer saßen, ein Bier in der Hand und die zu diesem Zeitpunkt Liebste im Arm? Kaum wurden die ersten Takte eines Songs von Eric Clapton oder Cat Stevens gespielt, summten und sangen alle mit. Einer war immer dabei, der die richtigen Akkorde spielen konnte. Okay, okay, mit der Textsicherheit war das wiederum eine ganz andere Sache. Aber es hat Spaß gemacht.

Auch wenn ich inzwischen ein paar Jahre älter bin, nehme ich immer noch Musik mit an den Strand – allerdings bleibt meine Gitarre daheim, was aber nicht nur an meinem mangelhaften Können liegt. Es ist für mich so viel einfacher, schnell den passenden Song für die aktuelle Stimmung vom Smartphone per Bluetooth auf dem wetterfesten Lautsprecher abzuspielen.

Sommer, Sonne, Smartphone

Als ich an diesem Wochenende mit Freunden am Ostseestrand saß, die Sonne ging gerade unter, sagte eines der Mädels: "Ach, ich würde jetzt so gerne von Fatback 'With Love' hören." Ich hatte den Song zwar nicht auf dem Smartphone gespeichert,  aber dank Apple Music habe ich ihn in wenigen Sekunden gefunden und spielte ihn ab. Das Mädel guckte mich sehr zufrieden an, schloss die Augen und summte mit.

Es gibt Momente, da wird Technik menschlich. Das ist vor allem dann so, wenn sie einfach funktioniert und genau das macht, was sie soll. Wenn sie beispielsweise unsere Lebensgewohnheiten unterstützt und sich nicht wie ein seelenloser Fremdkörper anfühlt. Viel zu oft muss man sich allerdings komplett neu auf ein System einstellen, so als würde man eine neue Sprache lernen. Das nervt so unglaublich. Und vor allem bei Temperaturen von mehr als 30 Grad, wenn es mir schon schwer fällt, fließend meinen Namen zu buchstabieren, kann ich mir besseres vorstellen, als mich erst einmal mit Technik auseinanderzusetzen.

Zu viel Technik

Damit will ich nicht sagen, dass ich generell ein Smartphone am Strand gut finde, im Gegenteil. Ich habe keine Lust auf die ganzen Leute, die sich ständig in ihren Badeklamotten fotografieren und diese Bilder dann unbedingt bei Facebook oder Instagram posten müssen. Oder in der Wetter-App schauen, wie das Wetter wird, statt einfach mal den Blick vom Display zu entfernen und den Himmel anzuschauen. Ja, Smartphones sind eine coole Sache. Aber hey, manchmal kann das Ding auch ruhig in der Tasche bleiben.

Doch auch wenn das nun ein wenig ambivalent klingt: In Sachen Musik möchte ich auch am Beach nicht auf mein Handy verzichten. Der große Speicher ist fast komplett mit Alben gefüllt. Und mit Apple Music habe ich nun einen Dienst gefunden, der für mich darüber hinaus super einfach zu bedienen ist – und dabei offenbar nicht nur meine eigenen Songwünsche erfüllt. Ja ja, ich bin mir sicher, dass ich das gleiche Gefühl auch mit den ähnlichen Diensten auf ähnlichen Telefonen der Konkurrenz hätte. Aber da ich nun einmal ein iPhone nutze, bietet sich eben für mich Apple Music förmlich an.

Echt ist besser, nur nicht immer da

Und da sitze ich also am Strand, stelle flugs den Soundtrack des Abends zusammen oder wähle einfach die Sundowner-Playlist irgend eines Magazins aus. Natürlich nehme ich noch ein paar Wünsche von meinen Freunden entgegen, ist ja alles da. Es ist in den letzten Tagen nur selten passiert, dass ich einen Song nicht gefunden habe. Zeigt mir mal einen Gitarristen, der alle Songs kennt und jeden Wunsch erfüllen kann.

Natürlich, wenn ich wählen müsste, würde ich immer einen Gitarristen der digitalen Jukebox vorziehen, selbst wenn sein Repertoire deutlich kleiner ausfällt. Aber als Alternative ist Streaming gar nicht so übel. Und es wundert mich, dass ab und an bemängelt wird, mit Streaming-Diensten verlöre Musik ihren Wert oder würde weniger sinnlich wahrgenommen. Blödsinn,  bei mir ist sogar eher das Gegenteil der Fall. Seit ich Songs streame, beschäftige ich mich anders und sogar wieder viel mehr mit Musik.

Wieder mehr Lust auf neue Musik

Mich hatte es immer genervt, dass ich bei Anbietern wie Amazon und iTunes nur wenige Sekunden in einen Song hinein hören konnte oder bei Youtube viele Musikvideos gesperrt waren. Doch dank Apple Music & Co. kann ich nun neue Musik finden, ausführlich hinein hören – und mir dann bei Bedarf die Alben kaufen. Aber für mich ist noch viel wichtiger, dass ich dadurch Lust bekomme, ins Konzert des Künstlers zu gehen oder mir Tickets für ein Festival zu kaufen, auf dem dieser auftritt.

Ob also unterwegs, in der Wohnung oder eben am Strand: Streaming ist für mich ein neuer Weg, über den ich Musik wieder näher an mich heran hole. Sie wird also nicht beliebig und wertlos, sondern erhält einen ganz neuen Wert für mich. So wie gestern Abend an der Ostsee, als die Sonne langsam unterging, und ich durch einen kleinen Blick ein Lob für die Musik bekam. Klar, ich hätte auch versuchen können, den Wunschsong auf meiner Gitarre zu spielen. Aber statt Lob hätte ich eher ein Lachen geerntet. Und der Clou: Ich musste noch nicht einmal neue Gitarrengriffe lernen.


Was ist about:blank? Hier schreibt Gerd über neue Entwicklungen, die ihn begeistern, und unausgereifte Produkte und Trends, die ihn nerven. Kommentare sind ausdrücklich erwünscht.

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