Erwecken die Verantwortlichen bei Netflix absichtlich einen falschen Eindruck, wenn es um die Zuschauerzahlen geht? Der Chef eines US-amerikanischen Pay-TV-Senders kritisiert unter anderem die Art und Weise, auf die der Video-Streaming-Dienst in diesem Zusammenhang seine Daten erhebt.
Seinem Unmut machte John Landgraf im Rahmen der "Television Critics Association Tour" Luft, wie IGN berichtet. Der Boss des zu 21st Century Fox gehörenden Kabelsenders FX Network stört sich an von Netflix selbst veröffentlichten Abrufzahlen. Diese seien überhaupt nicht mit den klassischen TV-Einschaltquoten vergleichbar, die nach festgelegten Normen erhoben werden. Die suggerierten Erfolge von Netflix seien deshalb mit Vorsicht zu genießen.
Ungenaue Schätzungen
Die Serien "Sex Education" und "You" seien auf dem besten Wege, innerhalb nur eines Monats nach Veröffentlichung von 40 Millionen Netflix-Accounts abgerufen worden zu sein. Dies hatte der Streaming-Dienst Mitte Januar über Twitter mitgeteilt. Beide Formate liefen jedoch noch gar keinen Monat, "Sex Education" sogar erst eine Woche. Es handelte sich also lediglich um Schätzungen. Netflix erntete dafür reichlich Kritik. Zudem erklärte man, was nach eigenem Ermessen als Abruf zählt: wenn ein Nutzer mindestens 70 Prozent einer einzelnen Folge sieht.
Würde man vergleichbare Maßstäbe wie für klassische TV-Serien heranziehen, dann wäre laut Landgraf eine Angabe von durchschnittlich etwa acht Millionen Zuschauern realistisch. Ein guter, aber kein exorbitant hoher Wert. Zum Vergleich: Die erste Folge der zweiten Staffel von "Stranger Things" sahen seinerzeit etwa 15 Millionen Zuschauer in den USA, beim Finale der siebten Staffel von Game of Thrones sollen es laut Variety 16,5 Millionen gewesen sein. Die Zahlen stammen von Nielsen. Das Unternehmen ist in den USA die Instanz schlechthin für die Erhebung von Zuschauerzahlen.