Neuer Snapdragon 810: Der Großangriff auf PC & Konsole

Qualcomm MDP/S
Qualcomm MDP/S (© 2014 Qualcomm )
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Gestern hat Qualcomm zwei Referenz-Geräte mit seinem kommenden Snapdragon 810-Chipsatz vorgestellt. Beim 10 Zoll-4K-Tablet und dem 6 Zoll-WQHD-Phablet handelt es sich aktuell zwar eher um Machbarkeitsstudien, anders als in der Autoindustrie bedeutet dies im Falle von Android-Smartphones aber, dass wir derartige Hardware im kommenden Jahr mit ziemlicher Sicherheit in Händen halten werden. Und das wiederum verspricht für 2015 einen ordentlichen Leistungsschub, der Smartphones und Tablets mehr als bisher dazu befähigen könnte, klassische Desktop-Hardware abzulösen.

Wer gedacht hat, der vorläufige Gipfel des Feature- und vor allem Performance-Aufstieges im mobilen Sektor der vergangenen Jahre wäre endlich erreicht, hat sich getäuscht: Zwar sind aktuelle High End-Chipsätze locker in der Lage, so ziemlich alles, was sich derzeit in App- und Play Stores tummelt, mehr als ausreichend zu beschleunigen — aber damit soll eben nicht Schluss sein: Die Mobile-Industrie arbeitet weiterhin mit Hochdruck daran, die hergebrachten Desktop-, aber auch Laptop- und Konsolen-Lösungen zu ersetzen. Und der Weg dahin führt eben über Performance.

Die Zukunft: Mobiler Desktop-Ersatz

Während Nvidia mit seinem Tegra K1-Chipsatz und dem gerade Gaming zu revolutionieren und über kurz oder lang auf mobile Geräte zu verlagern, gibt Qualcomm nun seinerseits eine Aussicht auf die Leistungsfähigkeit von (Android-)Smartphones und Tablets, die uns im kommenden Jahr begeistern werden: Auch Snapdragon 808 und 810 haben so viel Dampf unter der Haube, dass der stationären Hardware in unseren Büros, Wohn- und Arbeitszimmern so langsam schwindelig werden sollte.

Qualcomm MDP/T und MDP/S
Noch eher Machbarkeitsstudien: das Qualcomm MDP/T und MDP/S (© )

So soll allein der 20nm-Snapdragon 810 im MDP-Smartphone (Mobile Developer Platform) bereits für ein Leistungsplus von 25 bis 55 Prozent gegenüber den Cortex A15-Chips, die beispielsweise in Nvidias und Samsungs Chipsätzen zum Einsatz kommen, sorgen. Und dann ist da noch die GPU: Die verbaute Adreno 430-Einheit soll den Grafikkraftwerken im  Qualcomms bisherigen High End-SoCs leistungstechnisch um satte 80 Prozent überlegen sein. Was aber bringt dieses horrende Mehr an Performance im Alltag?

Zum einen eröffnet es natürlich Möglichkeiten für App- und Spiele-Entwickler — denn auch wenn optisch beeindruckende Titel wie Real Racing 3, Sky Force schon heute auf Smartphones und Tablets flüssig laufen, soll das ja nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein — Ziel der Entwicklung muss für die Mobile-Industrie sowohl hardware- als auch softwareseitig sein, dass über kurz oder lang die gleichen Programme, die wir vom PC oder den Konsolen kennen, in gleichwertiger Qualität ebenso performant auch auf mobilen Geräten nutzbar sind. Ob jene nun als Apps installiert sind oder à la Google Docs und Drive aus der Cloud kommen — dank Cat6 und WLAN 802.11ac wären die kommenden Qualcomm-Chipsätze auch für zukünftige Übertragungsgeschwindigkeiten gerüstet.

Um stationäre Hardware zu ersetzen, reicht es aber nicht, Inhalte lediglich auf kleinen Displays — WQHD- oder 4K-Auflösung hin oder her — darstellen zu können; wer vernünftig arbeiten oder spielen möchte, will das auf einem Monitor oder TV tun. Hat Nvidia im Shield-Tablet daher einen HDMI-Ausgang und den Konsolen-Modus integriert, so befähigt auch Qualcomm seinen Snapdragon 810, parallel zum integrierten Display auch noch einen via HDMI 1.4 angeschlossenen externen 4K-Screen zu befeuern.

Das heißt: Zukünftig soll das Smartphone oder Tablet an ein großes Display gekoppelt werden und dann, optional gerne mit Maus und Tastatur oder auch Gamepad, wie ein PC oder eine Konsole benutzt werden.

Das alles und noch viel mehr

Snapdragon 810 Chipset
Die Features der kommenden Snapdragon 808- und 810-Chipsätze (© )

Neben dem Plus an Leistung bieten die kommenden Snapdragons natürlich auch noch zahlreiche neue und verbesserte Features speziell für die mobile Nutzung. Dazu gehören verbessertes GPS und optimierte Sprachqualität, Unterstützung für höher auflösende Kameras und Bildsensoren, was im Ergebnis optimierte Bildstabilisierung, HDR- und Ultra HD-Videos und schnelleres und besseres Fokussieren bedeutet. Dank Ultraschallsensor kann wenigstens das MDP-Smartphone Gesten erkennen, die Stylus-Nutzung ist effektiver und vielseitiger, bis zu acht Mikrofone nehmen die Umgebung auf und filtern gleichzeitig Hintergrundgeräusche heraus.

Das alles sind aus meiner Sicht aber "nur" Entwicklungen, um das Smartphone oder Tablet als solches besser zu machen. Was natürlich richtig und gut ist. Die eigentliche Nachricht dahinter ist aber eben das deutliche Mehr an Performance, das nur den Angriff auf die etablierte stationäre Hardware zum Ziel haben kann.

Tatsächlich bin ich noch vor einem halben Jahr davon ausgegangen, dass wir in nächster Zeit keine nennenswerten Performance-Sprünge auf mobiler Hardware sehen werden, weil es schlicht keine Anwendungen gibt, die das dringend erfordern. Und dabei hätte ich eben die zukünftige Positionierung vom Smartphone und Tablet im Wohn- und Arbeitszimmer verkannt.

Nvidias Tegra K1 macht es vor

Wer will denn noch ewig einen großen Desktop-PC unterm Schreibtisch stehen haben, die fette Konsole unterm TV oder auch nur das schwere Laptop mit seinen lauten Lüftern herumschleppen? Wer möchte Dokumente, Profile, Speicherstände und Einstellungen ständig von Hardware zu Hardware unterschiedlich vorfinden oder mühselig synchronisieren. Wer möchte auf Dauer überhaupt zig teure Geräte besitzen — wenn der Idealfall doch ein Smartphone oder Tablet für alles (zugegeben, plus ein paar Displays an den richtigen Orten) sein kann?

Sind die Chipsätze 2015 aber schon auf einem Level mit ihrer stationären Gegenstücken? Beinahe — schauen wir uns an, welche Ergebnisse Nvidias Tegra K1 beispielsweise im 3DMark erzielt: Manch ausgewachsenes Laptop lässt das Shield Tablet jetzt schon hinter sich. Selbst zu potenteren PCs fehlt nicht mehr viel. Jedenfalls nicht, wenn wir die rasende Entwicklung im mobilen Sektor zugrunde legen.

2015 wird also ein schnelles Jahr werden — vor allem aber eines, in dem wir den Anfang der zweiten mobilen Revolution erleben werden: Smartphone und Tablet blasen hardwareseitig zum Angriff auf PC, Konsole und Laptop. Was noch fehlt, ist die breitere Unterstützung durch die entsprechende Software. Aber die wird kommen, sobald das Potenzial auch für die breite Käuferschaft ersichtlich geworden ist.

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