Wer so richtig viele Serien sehen möchte, muss bereits jetzt ganz ordentlich in die Tasche greifen: Die angesagten Hits laufen auf Netflix, Amazon Prime und Sky, für die zusammen schon deutlich über 20 Euro im Monat fällig werden. Das könnte bald noch schlimmer kommen.
"Game of Thrones" – muss ich sehen! "Stranger Things" – da geht kein Weg dran vorbei. Endlich gibt es Staffel drei von "Lucifer"! Und schon brauchst du drei Abos. Selbst warten bringt manchmal nichts, denn die Eigenproduktionen von Netflix oder Amazon Prime kommen, bis auf ganz wenige Ausnahmen, wohl nie ins Free-TV. Da ist die Meldung von weiteren möglichen Streaming-Anbietern eher mit gemischten Gefühlen zu sehen.
Disney: Der Global Player
Noch gibt es keine genauen Informationen dazu, wie der eigene Streaming-Kanal von Disney nun aussehen soll, der 2019 in den USA startet. Aber schon jetzt hat Disney-Boss Bob Iger angekündigt, Netflix im Preis angreifen zu wollen. So wird das neue Portal sicher alle Marvel-Kinohits anbieten, dazu vermutlich weitere neue TV-Serien mit den beliebten Superhelden. Entwarnung gibt es für Fans von Daredevil, Jessica Jones und Co.: Zwar wird Netflix sicher keine neuen Serien aus dem Marvel-Universum mehr starten dürfen, aber die bestehenden bleiben bei Netflix – auch für mögliche weitere Staffeln.
Ob Disney auch nach Deutschland expandiert, ist momentan noch nicht bekannt, denkbar ist es aber allemal. Denn Disney ist als Global Player ohnehin bereits mit einem eigenen TV-Kanal, dem "Disney Channel", bei uns aktiv. Dort läuft aber weitgehend älteres Material des Konzerns. Neue Filme und Serien könnten 2019 oder 2020 auch in Deutschland beim Disney-Stream laufen. Und das hieße für Serienfans: ein Abo mehr!
CBS: Bald weltweit?
Der große US-Sender CBS hat mit All Access bereits ein eigenes Streaming-Portal – allerdings bisher nur in den USA. So läuft deren Flaggschiff "Star Trek: Discovery" im Rest der Welt bei Netflix – noch. Denn auch die Amerikaner könnten sich entschließen, ihre Megaerfolge wie "The Big Bang Theory" und fünf bereits angekündigte neue Star Trek-Serien zukünftig weltweit selbst anzubieten. Zusätzlich könnten zukünftig dort Hits wie die "NCIS"-Familie laufen, dazu die CW-Serien wie das "Arrowverse" oder "Supernatural", falls Warner keine eigenen Pläne damit hat, denn dem Konzern gehört The CW zur Hälfte. Material für All Access in Deutschland gäbe es jedenfalls genug.
Hulu und FX: Tod oder Wachstum?
Beide Plattformen laufen in den USA mit eigenen Serien, gehören aber zum Teil oder komplett FOX und damit demnächst wohl Disney, denn der Kauf großer Teile von FOX steht kurz vor dem Abschluss. Das könnte das Ende für beide Portale sein. oder ein größerer Neustart. Denn wenn das Disney-Portal den Namen Disney beinhaltet, stehen die Chancen gut, dass nur Programme mit einer Freigabe bis 12 Jahren dort laufen – Disney ist für ihre rigorose Familienfreundlichkeits-Politik beim Eigennamen bekannt. Daher wäre es gut möglich, dass Hulu und FX zusammengelegt und als erwachseneres Portal im Disney-Konzern genutzt wird. Auch hier wäre es denkbar, dass Serien wie "The Handmaid’s Tale" oder "Castle Rock" dort weiterlaufen und neue ab 16 oder 18 Jahren dazukommen – und zwar als weltweites Angebot.
Amazon Channels
Dazu kommt, dass Amazon Prime das Angebot inzwischen noch auf weitere Kanäle auslagert, die man trotz Prime-Mitgliedschaft noch einmal extra bezahlen muss. Dazu gehört zum Beispiel "starzplay", der Serien wie "Mr. Mercedes" exklusiv in Deutschland zeigt, dazu weitere Programme, die vom US-Pay-TV-Sender "starz" stammen – und immerhin 5 Euro im Monat kosten soll. Weitere Kanäle für Horrorfans oder Sci-Fi-Freunde könnten zukünftig auch mit hochwertigen Eigenproduktionen bestückt werden, sodass auch hier der Gesamtpreis fürs TV-Vergnügen noch einmal steigt, wenn man die denn sehen möchte.
Musik und Sport noch oben drauf?
Wer sich dann auch noch für Musik interessiert und gern hochklassigen Sport wie Champions League sehen möchte, hat noch zwei Abos mehr, die er abschließen muss. Und so könnte der Gesamtpreis für die Rundum-Versorgung mit allem, was ihr sehen und hören wollte, schnell auf mehr als 50 Euro pro Monat klettern. Und die momentan 17,50 Euro Rundfunkbeitrag für die öffentlich-rechtlichen Medien, die noch dazukommen, sind dabei noch gar nicht eingerechnet.
Fazit:
Immer mehr US-Sender und Produktionsfirmen möchten sich ihre Serien und Filme besser bezahlen lassen. Das schafft Preisdruck und Anreiz, auch in anderen Ländern mit in den USA bestehenden Streaming-Plattformen Kasse zu machen und US-Produktionen der Networks lieber selbst zu vermarkten, als sie dem deutschen Publikum Wochen oder Monate später durch deutsche Sender zugänglich zu machen. Das kann für Vielgucker allerdings eine teure Angelegenheit werden, da sich eine Ballung von guten Serien wie jetzt bei Netflix oder Sky wohl nicht halten wird und mehr kleinere Anbieter auf den Markt drängen. Die alle ihr Stück vom Kuchen wollen. Das kann teuer werden.