Das Video von einer Frau, die mit aller Gewalt das brandneue Galaxy S6 edge mehrfach unversehrt zu Boden schmettert, ging am Wochenende viral. Nur ein Fake?
Egal, wie teuer das neue Modell ist. Egal, wie schön das neue Smartphone ausschaut: Droptests gehören einfach zum normalen Prozedere im Umgang mit neuen Flaggschiffen - und sind zudem auf YouTube extrem beliebt. Doch was wir am Wochenende zu sehen bekamen, hat uns dann extrem stutzig gemacht: In einem knapp dreißigsekündigen Video ist eine Frauenhand zu sehen, die das nagelneue Galaxy S6 edge hält. Sie wischt ein wenig auf dem Homescreen herum, um zu demonstrieren, dass das Gerät angeschaltet ist. Nur wenige Sekunden später schmeißt sie mit aller Wucht das Smartphone zu Boden, hebt es auf, knallt es noch kräftiger auf den Boden, hebt es erneut auf, nur um es noch ein drittes Mal hinunterzuwerfen.
Wohlgemerkt: In der Topausführung kostet das neue Flaggschiff über 1000 Euro. So viel Geld allein schon unfreiwillig aus der Hand rutschen zu sehen, wäre schlimm. Aber es mutwillig zerstören zu wollen? Oder handelt es sich um einen gut gemachtes Fake-Video? Einiges spricht dafür:
Der YouTube-Account mit gerade einmal 143 Followern gehört einem koreanischen Nutzer namens Minwoo Times. Über die vergangenen Monate hat er einige unspektakuläre Videos zu Features des Galaxy Note 4 gedreht. Doch keines war so erfolgreich wie der jüngste Droptest, der mittlerweile schon rund 400.000 Mal angeklickt wurde.
Einige Nutzer äußerten unter dem Video zudem Bedenken über den Untergrund, auf dem das Smartphone aufschlägt. Tatsächlich sieht die Oberfläche nach Linoleum bzw. PVC aus. Dazu passt nicht das Geräusch, mit dem das Galaxy S6 edge auf dem Boden aufschlägt.
Die Bildqualität des Videos verwundert im Jahr 2015 dann doch sehr. Ist der Clip eventuell verpixelt, um die Nachbearbeitung zu verschleiern?
Die Wischgesten am Ende des Videos passen in keinster Weise zu dem, was wir auf dem Smartphonedisplay sehen. Obwohl die Frauenhand unter anderem nach oben swyped, navigiert sie auf dem Homescreen nach links und rechts.
Augenscheinlichster Hinweis darauf, dass wir es hier mit einem Fake zu tun haben, ist allerdings die Uhrzeit auf dem Homescreen des S6 edge. Sie springt von 12:10 kurze Zeit später auf 12:11 und dann nach den drei Stürzen auf 12:12 - obwohl der gesamte Clip nicht länger als 28 Sekunden ist. Schnitte sind in dem Clip nicht zu erkennen, was darauf hindeutet, dass die Aufnahmen vom Homescreen nachträglich eingefügt wurden.
Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Dabei wird dem neuen Gorilla Glass 4 tatsächlich nachgesagt, noch weitaus bruchfester zu sein als sein Vorgänger. Bei der Entwicklung hat Corning nach eigenen Angaben hunderte defekte Smartphones untersucht. Bei Tests hätten Geräte mit der vierten Generation des Spezialglases 80 Prozent der Stürze aufs Display ohne Beschädigungen überlebt. Dabei soll auch Gorilla Glass 4 so rein und dünn sein wie Gorilla Glass 3.
Beim S6 edge kommt die Besonderheit hinzu, dass die Vorderseite auf beiden Seiten abgerundet ist. Hierzu wurde das Glas laut Samsung auf 800 Grad erhitzt, um es entsprechend verarbeiten zu können. Nach einer Politur wird das Displayglas zudem chemisch gehärtet. Das Aluminium im S6 edge - und dem “normalen” Galaxy S6 - ist zudem extrem kratzfest, weil Samsung Aluminium 6013 verwendet. Das sei im Vergleich zu Aluminium 6063 1,5 Mal stabiler und 1,2 Mal kratzfester.
Kurzum: Die neuen Samsung-Flaggschiffe sind sehr robust. Allerdings nicht so robust, dass gewaltsames Schmettern auf den Boden den Smartphones nichts anhaben könnte.