Hättet ihr's gewusst? Wir bekommen in nächster Zeit offenbar gleich zwei Realverfilmungen von "Mulan" zu sehen: eine von Disney, eine von Sony. Wie das überhaupt möglich ist und warum eine davon "Das neue Game of Thrones" werden könnte, erfahrt ihr hier.
Blühende Kirschbäume, eine schusselige Oma, ein tollpatschiger, sprechender Drache und eine schöne Chinesin, die gerne singt. So präsentierte sich Mulan bei Disney – und so haben wir den Zeichentrickfilm-Klassiker aus 1998 kennen und lieben gelernt. Aber wusstet ihr, dass die Geschichte von Mulan nicht von Disney stammt, sondern auf einer alten chinesischen Legende beruht? Darin gibt es wenig zu lachen und ganz sicher nichts zu besingen. Und weil auch niemand die Rechte an alten chinesischen Balladen besitzt, brüten derweil gleich zwei Produktionsfirmen über dem Stoff – und sind damit nicht mal die ersten. Kein Wunder, denn die Story rund um Mulan ist ziemlich...geil. Und während Disney wahrscheinlich wieder eine weichgespülte Variante von Mulan auf den Schirm bringt, könnte es bei der Sony-Version so richtig zur Sache gehen. Aber schauen wir uns erst einmal die Geschichte selbst näher an.
Mulan: Eine Geschichte so brutal wie "Game of Thrones" und Geschichtsunterricht zusammen
Händeringend suchen sie alle nach dem neuen großen Ding, das die "Game of Thrones"-Fans anlockt. Und wenn man sich die Geschichte von Mulan einmal genauer anschaut, hört sie sich auch eher nach "Game of Thrones" als nach Disney an. Das rührt daher, dass Mulan nicht aus der Feder rührseliger Disney-Autoren mit Micky-Maus-Ohren stammt, sondern auf einer alten, chinesischen Ballade beruht, die offenbar aus dem 5. Jahrhundert nach Christus stammt. Stellt euch die Geschichte also mal vor ohne an den Zeichentrickfilm zu denken:
China steht unter Schock. Die gigantische Mauer konnte das Land und seine Bewohner nicht schützen, über Nacht ist eine Armee von Hunnen eingefallen. Unter dem Anführer Shang Yu, bei dessen Anblick sich einem schon bei Disney die Zehennägel hochrollen, hinterlassen die Hunnen eine Schneise der Verwüstung und des Todes. Wer soll ihnen Einhalt gebieten? Um die kaiserliche Armee aufzustocken, ist jede Familie in China verpflichtet einen kriegstüchtigen Mann zu stellen. Doch die Familie von Mulan hat nur sie: eine Tochter im heiratsfähigen Alter. Ihr alter, kranker Vater soll erneut in den Krieg ziehen. Doch bevor es so weit kommt, stiehlt sie eines nachts seine Rüstung, schneidet sich die Haare ab und verschwindet in die Nacht – und in den Krieg. Wird sie erwischt, so droht ihr die Hinrichtung – und ihrer Familie auf Lebenszeit Schande.
Wenn selbst Disneys Zeichentrick von 1998 nicht drum herum kam, ungewohnt heftige Kriegsszenen, Verrat und Vergeltung zu zeigen, wie viel kriegslustiges Potenzial schlummert dann noch unberührt? Schaut euch mal diese Szenen aus dem Disney-Zeichentrick an und stellt euch vor, sie wären nicht liebevoll gezeichnet, sondern im "Game of Thrones"-Style gehalten.
Sony setzt auf einen Regisseur von "Game of Thrones", Disney gezielt auf Frauenpower
Passende Regisseure für beide Versionen zu finden, gestaltet sich offenbar so abenteuerlich wie Mulans Odyssee selbst. In Disneys Variate, die vermutlich stark an dem Zeichentrickfilm angelehnt sein wird und offenbar auch musikalische Momente beinhalten wird, setzt man bewusst auf Frauenpower: Regie führt nun offenbar Neuseeländerin Niki Caro (Die Frau des Zoodirektors, 2017). Die Rolle der Mulan übernimmt in Disneys Version die chinesische Schauspielerin Liu Yifei (auch auf dem Aufmacherbild dieses Artikels zu sehen), bewundert für ihr sehr zartes Erscheinungsbild. Das passt zum Namen: "Mulan" bedeutet nämlich "Magnolie".
Weniger zart und blumig dürfte es bei Sony zugehen, dessen "Mulan"-Version sicherlich in keinster Weise kinderfreundlich wird. Sony legte zunächst großen Wert darauf, einen Regisseur mit asiatischen Wurzeln zu verpflichten und bei Ang Lee (Life of Pi) und Jiang Wen (Rouge One) angeklopft. Beide hatten aber offenbar keine Zeit und/oder Lust. Und so zog Sony einen der GoT-Regisseure an Land, nämlich Alex Graves. Vermutlich zurecht, denn immerhin kennt sich wohl kaum jemand besser mit der Inszenierung von Kriegsszenarien und blutigen Schlachten aus als jemand, der als Regisseur bei "Game of Thrones" mitgewirkt hat. Der Amerikaner überzeugte zudem sein Können in Erfolgsserien wie "Homeland" und "House of Cards". Das Drehbuch zu Sonys Realverfilmung von Mulan kommt übrigens von Jason Keller ("Spieglein, Spieglein").
Noch mehr Parallelen zwischen "Game of Thrones" und "Mulan"
Eine mutige Truppe Helden schlägt sich durch eisige Kälte in Richtung einer hoffnungslosen Mission, in der sie heillos in der Unterzahl sind. Sprechen wir von Jon Snow und seiner Expedition nördlich der Eismauer? Ja, aber auch von Mulan und dem kleinen Trupp frisch gebackener Soldaten, die sich bis zum Tung Shao Pass durchschlagen und dort von einer mächtigen Überzahl an Hunnen in die Knie gezwungen werden. Sie machen sich bereit ehrenvoll zu sterben, doch in beiden Fällen gibt es noch ein Ass im Ärmel: Frauenpower!
Allein die Optik des Szenarios liegt so eng beieinander, das muss einfach nur genial werden – war es schon im Zeichentrick 1998. Die Special Effects waren für die damalige Zeit extrem fortschrittlich. Die Szene, in der die Hunnen den Bergpass hinab reiten galt bis dahin als die aufwendigste Zeichentrick-Szene. Aber schaut doch mal selbst: