Apple hat seinem 21-Zoll-iMac ein knackscharfes 4K-Display spendiert. Was die Neuauflage des Alleskönners taugt, erfahrt Ihr im Test.
Bei all der Begeisterung um das iPhone 6s und das iPad Pro kann man schon einmal vergessen, dass Apple nicht nur Smartphones und Tablets produziert, sondern auch Computer. Dabei präsentiert das Unternehmen auch in diesem Bereich in regelmäßigen Abständen Neuheiten. Zuletzt aktualisierte Apple Mitte Oktober 2015 die iMac-Reihe. Die 27-Zoll-Geräte kommen nun mit den neuen Skylake-Prozessoren von Intel. Das kleinere 21,5-Zoll-Modell bekommt ein 4K-Display.
Uns hat Apple den 21,5-Zoll-iMac in der Standardversion zur Verfügung gestellt. Der unterscheidet sich optisch überhaupt nicht vom Vorgänger. Das Gehäuse sieht nach wie vor schlank aus und beherbergt auf der Rückseite einen SDXC-Kartenleser, vier USB-3.0- und zwei Thunderbolt-2-Anschlüsse und je einen LAN- und Kopfhöreranschluss. Über das Display verbaut Apple eine FaceTime-HD-Kamera. Die ist natürlich nicht für Selfies, sondern für Videotelefonie gedacht.
Die Ausstattung: mehr als nur Pixel?
Drin stecken also ein 3,1 Gigahertz schneller Intel-Core-i5-Prozessor mit vier Kernen, acht Gigabyte Arbeitsspeicher und eine ein Terabyte große Festplatte. Kabellos ins Internet kommt Ihr über den schnellen WLAN-ac-Standard. Einen schnelleren Prozessor, mehr Arbeitsspeicher, ein Fusion-Drive oder Flash-Speicher gibt es gegen Aufpreis. Der teuerste 4K-iMac kostet Euch insgesamt satte 2.928 Euro. Statt der neuen Skylake- kommen übrigens noch die älteren Broadwell-Chips zum Einsatz. Laut Apple liegt das daran, dass die neue Prozessoren von Intel noch nicht mit integriertem Grafikchip erhältlich sind. Deshalb kommt die Onboard-Lösung Intel Iris Pro Graphics 6200 zum Einsatz. Die reicht zwar unter Windows bedingt zum Zocken, doch dafür ist der iMac nicht da. Wer spielen will, bekommt für 1.700 Euro einen besseren Spiele-PC oder eine aktuelle Konsole mit Riesen-TV.
Das Hauptaugenmerk beim iMac liegt natürlich auf dem Display. Und das löst bei allen Modellen gleich mit 4096 x 2304 Pixeln auf. Zum Vergleich: Das Vorgängermodell bietet "nur" Full-HD-Auflösung. Mit mehr Pixeln ist es beim Bildschirm allerdings nicht getan. Durch die erweiterte P3-Farbskala soll der iMac einen bis zu 25 Prozent größeren Farbraum bieten. Im Klartext: Farben sollen auf dem Bildschirm deutlich lebendiger aussehen.
Dass auf dem Display im Vergleich zum Vorgänger alles erst einmal besser aussieht, ist logisch. Aufgrund der höheren Pixeldichte wirken Schriften deutlich schärfer und Fotos realer. Wenn Ihr einen älteren iMac besitzt und Euch für den neuen interessiert, habt Ihr verloren, sobald Ihr im Laden einen Blick auf den Bildschirm werft. Mann, ist das scharf. Das Cinema-Display, an dem ich sonst arbeite, kann da nicht mithalten. Schriften sind scharf, Bilder sind scharf, 4K-Videos sind scharf. Alles ist scharf. Aber nicht alles ist auch gut.
Die Festplatte bremst
Wenn Ihr Euch tatsächlich für kleinen iMac interessiert, solltet Ihr nämlich von Anfang in Betracht ziehen, gleich ein wenig mehr Geld auszugeben. Denn die Festplatte in der 1.699 Euro teuren Standardversion bremst den iMac teils arg aus. Während die Festplatte des iMacs im Blackmagic Disk Speed Test auf eine Schreibgeschwindigkeit von rund 93 Megabyte pro Sekunde kam, erreichte ein aktuelles MacBook Pro (Mitte 2015) mit Flash-Speicher rund 1,5 Gigabyte pro Sekunde. Bei der Lesegeschwindigkeit sieht es nicht anders aus. Hier steht es 94 MB/s im iMac zu 1.650 MB/s beim MacBook. Auch ohne Benchmark-Tests merke ich, dass zum Beispiel der Safari-Browser etwas länger braucht bis er einsatzbereit ist. Das nervt - besonders dann, wenn man für seinen iMac 1.700 Euro ausgegeben hat.
Immerhin: Nach der Wartezeit, die beim Hochfahren und Starten der Anwendungen vergeht, kann man auf dem Einsteigermodell anständig arbeiten und flott zwischen Desktops hin- und herwechseln. Auch die Arbeit mit mehreren Fenstern war kein Problem. Einfache Schnitt- und Bildbearbeitung mit den Bordmitteln iMovie und Fotos bewerkstelligt der iMac ohne größere Probleme. Profis, die einen Schnittrechner für ihren YouTube-Kanal oder sonstige Medienarbeiten brauchen, greifen aber lieber zu einem Modell mit SSD oder gleich zum 27 Zoll großen 5K-iMac. Der hat auch eine dedizierte Grafikkarte. Damit kann "der Kleine" in keiner Ausführung dienen.
Fazit: So ist das Display verschenkt
So gut ich das Display auch finde: Beim iMac in der Standardvariante wirkt es ein wenig so, als hätte sich Apple nur auf den Bildschirm konzentriert und den Rest ein wenig hinten angestellt. Versteht mich nicht falsch: Der iMac ist kein schlechtes Gerät. Mein Problem ist, dass ich für rund 1.700 Euro nicht damit rechne, dass sich die Festplatte als Flaschenhals entpuppt. Für die Variante mit Fusiondrive zahlt Ihr 120 Euro oben drauf. Wer nicht so viel Festplattenspeicher benötigt, bekommt für 1.820 Euro schon ein MacBook Pro mit 128 Gigabyte Flash-Speicher und dazu einen 4K-Monitor von einem anderen Hersteller. Zumindest im Standard-iMac ist das tolle 4K-Display so leider verschenkt. Schade!