Mit dem letzten großen Update für den heiß diskutierten Indie-Titel "No Man's Sky" hielt endlich ein lange versprochenes Feature Einzug: Der kooperative Modus für bis zu vier Spieler. Doch wie fühlt sich Koop in einer derart gigantischen Spielwelt an und was für Möglichkeiten habt ihr? Nach rund 30 Stunden wagen wir ein erstes Fazit und staunen nicht schlecht.
Die Spielerschaft des epischen Weltraumspiels lässt sich eigentlich in zwei Lager aufspalten: Die Spieler, denen es nichts ausmacht, dass der Schwierigkeitsgrad happig, das Grinding mühsam und der Fortschritt zäh ist und die Spieler, die "No Man's Sky" so gar nichts abgewinnen können und das Spiel gleich wieder von der Platte geschmissen haben. Doch das letzte neue Update mit dem klangvollen Namen "No Man's Sky Next" ist sicher auch für alle einen Blick wert, die dem fast allumfänglichen Abenteuer längst den Rücken gekehrt haben.
Viele neue Features
Denn mit der rund neun Gigabyte großen Datei wird "No Man's Sky" um derart viele Features und Möglichkeiten bereichert, dass fast ein völlig neues Spielgefühl entsteht – was nicht zuletzt an der wohl wichtigsten Neuerung liegt: Einem waschechten kooperativen Modus für bis zu vier Online-Spieler gleichzeitig. Obwohl wir schon mit dem Ur-"No Man's Sky" weit über hundert Stunden verbracht haben, waren wir uns nicht zu schade, das Abenteuer ganz von vorne zu beginnen, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie und ob die neuen Mechaniken ineinandergreifen. Also Klick auf "New Game" und es kann losgehen.
Gemeinsam einsam
Nachdem eure schier unendliche Galaxis vom Spiel per Zufall zusammengewürfelt wurde, und ihr euch auf einem – hoffentlich nicht ganz so unwirtlichen – Planeten wiederfindet, können sich eure Spielpartner ganz einfach per Knopfdruck zu euch beamen. In diesem Fall also zu zweit auf einem Planeten mit saurem Regen und noch ohne ein Raumschiff. Denn das will erstmal gesucht werden. Natürlich stehen nun zwei Schrottmühlen bereit und ihr macht euch daran, die Umgebung nach nutzbaren Ressourcen zu abzusuchen, damit die flügellahmen Dinger wieder abheben können.
Ebenfalls als neues Feature hinzugekommen ist der erweiterte Bau einer Basis. Zwar reichen die Ressourcen in der Nähe erstmal nur für eine kleine Holzhütte, aber auch die schützt euch wenigstens davor, dass die Lebenserhaltungssysteme eures Raumanzugs den Geist aufgeben – und ihr ein Leben verliert, aber von gleicher Stelle anfangen könnt. Auch nach dem Update erklärt euch das Spiel so gut wie gar nichts, ihr müsst also alles mühsam selber herausfinden. Die notwendigen Teile für den Schrott-Raumgleiter sind aber recht fix zu finden und dann kommt der erste überraschende Moment: Denn auch wenn beide Spieler durch die Atmosphäre des Planeten ins All abdüsen, bleibt ihr zusammen und seht das Raumschiff eures Mitspielers auf einen vom Spiel vorgeschlagenen Punkt zudüsen – faszinierend! Dann dockt ihr zusammen an der Raumstation im Orbit an und seht euch nach weiteren Hinweisen um, die eine zielgeführte Weiterreise ermöglichen.
Freund oder Feind?
Nachdem ihr den unfreundlich grunzenden Aliens ein paar Infos entlockt habt, bekommt ihr zumindest eine Ahnung davon, was als nächstes auf der Agenda steht: Ihr braucht für euer Raumschiff einen Warp-Antrieb, der es euch ermöglicht, das Sonnensystem zu verlassen. Die dafür notwendigen Teile findet ihr – wie könnte es anders sein – sicherlich auf einem der die Raumstation umgebenden Planeten. Nun noch einmal schnell alle Händler in der Station abgrasen, nur um noch einmal sicherzugehen, dass ihr euch zu diesem Zeitpunkt so gar nichts leisten könnt, was sinnvoll für die Weiterreise zu nutzen wäre. Also ab ins Cockpit und Anflug auf einen neuen Planeten, der euch hoffentlich die notwendigen Ressourcen entdecken lässt.
Immerhin "ärgert" euch der neu angeflogene Planet nicht mit Giftregen oder Hitzestürmen und ihr könnt die Oberfläche zusammen mehr oder weniger bequem (an ein nützliches Fahrzeug ist zu dieser Spielzeit immer noch nicht zu denken) zu Fuß erkunden. Da euer Multitool auch dazu genutzt werden kann, Löcher und Gänge in die Erde zu brennen, ist es schon recht witzig zu sehen, wenn euer Mitspieler eben dies tut und ihr ihm dann in sein vor euren Augen erschaffenes Höhlensystem in den Untergrund folgt. Viel Blut und noch mehr Schweiß später gelingt es beiden Spielern endlich, den erforderlichen Warp-Antrieb herzustellen. Doch eine Frage bleibt: Wie sollt ihr euch zwischen Millionen und Abermillionen von Planeten wiederfinden, wenn ihr den Hyper-Sprung in ein neues System gewagt habt? Zum Glück ist die Antwort darauf recht einfach.
Denn wenn beide Spieler die Karte aufrufen und sich den gleichen Zielpunkt für die Weiterreise einigen, dann klappt's auch weiterhin mit dem Koop. Also mutig die notwendigen Antriebe zünden und schon finden sich alle Spieler der Koop-Session in einem völlig neuen System wieder.
Nun geht alles von vorne los, mit dem kleinen Unterschied, dass euch die neuartigen Ressourcen zu immer mächtigeren Werkzeugen, mehr Geld und später dann auch zu einem besseren Raumschiff verhelfen. Auch daneben gibt es so viel zu entdecken, dass sich der Spieler oft fragt, wie lange diese gemeinsame Reise eigentlich dauern soll.
Was unglaublich nervt
Ein Umstand, der dem Spiel zwar stellenweise den notwendigen Reiz verleiht, aber viel öfter nervt als fast alles andere, ist das extrem begrenzte Inventar. Ihr seid zwar im Koop in der Lage, Gegenstände zu tauschen oder den anderen Spielern etwas zu schenken, aber auch das kann nicht über die knappen Koffer hinwegtäuschen. Selbst Kisten, die ihr baut und aufstellt, können nicht mit vorerst überflüssigem Material befüllt werden, sondern dienen nur als Deko – was natürlich totaler Unsinn ist. Des Weiteren sorgen häufige Abstürze auf der PS4 für Stirnrunzeln. Zwar ist die Häufigkeit seit dem Update 1.54 etwas gesunken, "läuft perfekt" sieht aber anders aus. Und auch die etwas repetitive Spielmechanik könnte noch die ein oder anderen Auffrischung ertragen, der Hersteller hat aber für die Zukunft noch weitere Updates versprochen, die mehr Abwechslung ins Spiel bringen sollen. Zu guter Letzt braucht auch die jetzt schon für so eine Art Spiel recht hübsche Optik noch mehr Schub – zumindest was den Himmel angeht. Denn wenn faustgroße Pixel am Firmament vorüberziehende Wolken darstellen sollen, nagt das ganz schön an der viel gepriesenen Immersion.
Was unglaublich fasziniert
Zusammen die größte Spielumgebung, die es in der Welt der Spiele gibt, zu bereisen und zu erkunden übt von der ersten Minute an einen unfassbaren Reiz aus. Nun seid ihr nicht mehr nur auf euch alleine gestellt, sondern könnt euch immer auf eure Mitspieler verlassen – und das gilt für ausnahmslos alle unangenehmen Situationen, denen ihr euch im Spielverlauf stellen müsst. Euch fehlen Ressourcen? Nett fragen genügt! Die Piraten im Weltraum machen euch das Leben schwer? Nicht mit einem flinken Flügelmann an eurer Seite! Zudem läuft der gemeinsame Modus – bis auf die leidigen Abstürze dann und wann – absolut fehlerfrei und ist gut durchdacht. Verstaubte "No Man's Sky" also bis jetzt bei euch im Schrank, gebt dem innovativen Ausnahmetitel noch eine Chance, besonders wenn ihr interessierte Online-Kumpels am Start habt – diese Reise werdet ihr sicher nie vergessen!
"No Man's Sky" ist für PC, PS4 und Xbox One erhältlich und hat die Altersfreigabe "Ab 6 Jahren".