Wer keine Lust auf ein Android-Phablet hatte, der kam bisher bei Sonys kompakten Xperias auf seine Kosten: Sie bieten fast 1:1 die Leistung des Flaggschiffs auf kleinem Raum. Nun hat Sony das Xperia Z5 compact veröffentlicht. Im ausführlichen Test erfahrt Ihr, ob Sony seiner Tradition auch dieses Mal gerecht wird.
Mit den Mini-Modellen der Flaggschiffe tun sich die Smartphone-Hersteller schwer: Ein “Mini” oder “s” im Namen weist oft nicht nur auf kleinere Abmessungen hin, sondern bedeutet meist auch Einbußen in Sachen Leistung, Speicher, Kamera und Akku - leider nicht mit denselben Einschnitten beim Preis. Die große Ausnahme waren da bisher die compact-Modelle von Sony. Wer ein kleines Android-Smartphone mit guter Leistung wollte, der griff zum kleinen Xperia. Bis jetzt. Denn in diesem Jahr trifft das auf das Xperia Z5 compact nicht zu.
Kleines Smartphone mit Kunststoff-Rahmen
Mit seinem 4,6 Zoll großen Display ist das Xperia Z5 compact für mich, der sich an Geräte mit 5,5 Zoll gewöhnt hat, inzwischen ungewohnt klein. Aber bereits nach kurzer Zeit merke ich, dass die Größe eigentlich ganz angenehm ist. Das Smartphone liegt nicht nur bequem in der Hand, sondern lässt sich auch mit nur einer Hand bedienen.
Damit hören die Vorzüge des Im Vergleich zum Xperia Z5 und seinem Vorgänger Xperia Z3 compact fühlt es sich mit seinem Gehäuserahmen aus Kunststoff deutlich weniger hochwertig an. Das Z5 wirkt mit seinem Metallrahmen nicht nur robuster, sondern auch eleganter. Zudem ragt der Rahmen beim Z5 compact deutlich höher über das Display hinaus, was ebenfalls nicht dazu beiträgt, das Smartphone schöner wirken zu lassen.
Das Display selbst überzeugt ebenfalls nicht. Zwar ist seine HD-Auflösung mit 1280 x 720 Pixeln für die Größe noch ausreichend. Allerdings ist der Bildschirm nicht optimal ausgeleuchtet - die Ränder sind dunkler als die Mitte - und zusätzlich spiegelt das Display im Vergleich zu anderen Smartphones stark.
Explosiver Start und keine Ausdauer
Sony verbaut im Xperia Z5 compact den Snapdragon 810, der auch im großen Z5 zum Einsatz kommt, stellt ihm allerdings nur zwei und nicht drei Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Damit ist das "kleine" Smartphone aber immer gut aufgestellt: In der Praxis laufen Android Lollipop und die Xperia UI flüssig, auch die Ladezeiten der Apps fallen kurz aus.
Im Benchmark-Test zeigt sich allerdings, dass auch Sony die Hitzeprobleme des Chips von Qualcomm nicht in den Griff bekommen hat. Das Z5 compact startet in Antutu-Benchmark mit sehr guten 65.000 Punkten, fällt aber nach fünf Durchgängen, während denen sich das Gehäuse spürbar erwärmt, auf rund 47.000 Punkte zurück. So verringert sich die Leistungsfähigkeit der Hardware unter Hitzeeinfluss also um mehr als ein Viertel.
Im Vergleich zum Xperia Z3 compact hat Sony beim Xperia Z5 compact den internen Speicher auf 32 Gigabyte verdoppelt. Das klingt erst einmal schön, aber Sony schafft es, über 10,6 Gigabyte bereits ab Werk zu belegen, sodass nur knapp über 21 Gigabyte für Eure Daten zur Verfügung stehen. Mehr als 9,4 Gigabyte belegen Android und weitere Systemdateien, wie die Xperia UI, die Ihr nicht löschen könnt. Für die restlichen 1,26 Gigabyte sind die vorinstallierten Apps verantwortlich.
Ich bin mit dem Akku des Xperia Z5 kompakt problemlos über einen Tag gekommen und hatte am Ende sogar noch etwas Luft zum Zocken. Für die von Sony beworbene Laufzeit von zwei Tagen hätte ich mich bei der Nutzung des Smartphones aber schon sehr zurückhalten oder die Stromsparfunktion aktivieren müssen.
Kamera mit zwei Gesichtern?
Sony spricht vollmundig davon, dass im Xperia Z5 compact ebenso wie im Xperia Z5 die "weltweit beste Kamera in einem Smartphone" steckt. Aber schon im großen Vergleichstest mit dem iPhone 6s, dem Galaxy S6, dem LG G4 und dem Huawei Mate S zeigte sich, dass dieses Versprechen haltlos ist und ihr mit dem Z5 compact nur eine durchschnittliche Kamera bekommt. Andere Smartphone-Kameras schaffen es nicht nur bei Dunkelheit, das vorhandene Licht besser auszunutzen, sondern kommen auch besser mit starken Kontrasten zurecht, zeigen mehr Details, setzen Farben natürlicher um und haben insgesamt das bessere Kamera-Paket. Etwas besser wird die Bildqualität des Z5 compact, wenn Ihr den manuellen Modus und nicht die voreingestellte "überlegene Automatik" verwendet. Zur besten Smartphone-Kamera reicht es trotzdem nicht. Denn damit ein Smartphone als Kamera gut funktioniert, muss es meiner Meinung nach über eine gute Automatik verfügen, die mir die Arbeit abnimmt. Will ich mehr manuelle Einstellmöglichkeiten, dann greife ich lieber zu einer echten Kamera.
Darüber hinaus stört mich beim Xperia Z5 compact, dass Sony zwar mit 23 Megapixeln wirbt, als Grundeinstellung aber nur acht Megapixel eingestellt sind. Ich muss also von Hand die höhere Auflösung selbst auswählen. Nachdem ich das gemacht habe, kann ich aber im manuellen Modus nicht mehr die ISO-Werte selbst festlegen. Dazu muss ich die Auflösung wieder auf acht Megapixel reduzieren.
Es ist nicht alles schlecht, aber der Preis zu hoch
Es gibt aber auch Features, die beim Xperia Z5 compact positiv hervorstechen. Hierzu gehört der Fingerabdrucksensor, der sich in dem Einschaltknopf an der Seite des Smartphones befindet. Er befindet sich genau dort, wo meine Finger liegen, wenn ich das Display einschalte. So muss ich nicht, wie bei anderen Androiden, erst das Display an der Seite einschalten und dann meinen Finger auf den Sensor auf der Rück- oder Vorderseite legen. Dafür, dass der Sensor vergleichsweise klein ist, erkennt er meinen Daumen sehr zuverlässig.
Insgesamt ist Sony beim Xperia Z5 compact die Verkleinerung seines Flaggschiffs nicht mehr so gut gelungen wie in den Jahren zuvor. Daran ist neben dem Gehäusematerial auch der Snapdragon 810 sowie der überfüllte interne Speicher und die großspurigen Versprechen in Bezug auf die Kamera schuld. Und mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 549 Euro bewegt sich das kleine Z5 compact preislich auf dem Niveau mit so manchem Topgerät.
Update vom 13. Oktober 2015: Glasbruch
Glas ist nicht das ideale Material für die Rückseiten von Smartphones, wie ich beim Z5 compact nach dem Test feststellen musste. Für den Videodreh hatte ich das Smartphone in die Hosentasche gesteckt, nahm es draußen heraus, legte es kurz auf einen Holztisch und als ich es wieder in die Hand nahm, entdeckte ich einen Riss auf der Rückseite. Der war definitiv noch nicht da, als ich das Xperia eingesteckt habe. Es ist auch nicht heruntergefallen und war auch komplett alleine in der Hosentasche. Ein mögliche Erklärung könnten die großen Temperaturunterschiede sein, den an dem Morgen waren in Hamburg nur knapp über Null Grad. Eventuell hat sich der Metallrahmen im Gehäuse durch den schnellen Temperaturwechsel - Hosentasche, Luft, Tisch - minimal verformt und dabei das nicht so flexible Glas zum Splittern gebracht.
Sony konnte aus der Ferne auch keine Diagnose zu den Ursachen für den Glasbruch beim Xperia Z5 compact machen. Der Hersteller teilte CURVED auf Anfrage mit, dass man sich jeden Fall einzeln anschaue, bewerte und im Zweifel auf Kulanz repariere. Dies sei bereits bei der gesamten Z-Serie das Vorgehen und würde sich auch beim Z5 nicht ändern.
Testwertung: Sony Xperia Z5 Compact
- kompakte Bauweise
- solide Kamera mit schnellem Autofokus
- schneller Fingerabdrucksensor
- dicker als das Xperia Z5
- Plastik- anstatt Alu-Gehäuse
- Display mit Schwächen
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BetriebssystemAndroid 5.1
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Prozessor: NameSnapdragon 810
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Prozessor: Taktung2 Ghz
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Prozessor: Anzahl Kerne8
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Speicherkapazität32 GB
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Arbeitsspeicher2 GB
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Kamera-Auflösung: Back23 Megapixel
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Kamera-Auflösung: Front5 Megapixel
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Bildschirmdiagonale4.6 Zoll
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Auflösung Höhe1280 Pixel
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Auflösung Breite720 Pixel
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GrafikchipAdreno 430
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Display TechnologieIPS
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Schnittstellen/AnschlüsseMicro-SD
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Feature: Bluetooth
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Feature: WLAN
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Feature: NFC
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Feature: GPS
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Feature: GPRS/EDGE
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Feature: UMTS
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Feature: LTE
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Feature: Erweiterbarer Speicher
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Feature: Fingerabdruckscanner
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Akkuleistung2700 mAh
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Höhe127 mm
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Breite65 mm
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Tiefe8.9 mm
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Gewicht138 g
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StatusAusverkauft