Günstiger als Kabel, besser als andere TV-Streaming-Lösungen. Ist den Machern von Waipu.tv der große Wurf in Sachen Fernsehen gelungen? Der Test.
Egal, wie gut und umfangreich die Angebote von Netflix, Amazon Video, YouTube und Co. sind, manchmal gibt es die beste Unterhaltung doch im Fernsehen. Apps wie Magine und Zattoo haben bereits bewiesen: DVB-T, einen Kabelanschluss und eine Sat-Anlage braucht es dafür längst nicht mehr. Allerdings geht mit den Streaming-Lösungen auch etwas Komfort verloren. Zwar könnt Ihr über die entsprechenden Anwendungen auf Smart-TVs auch Zappen. Aber das dauert. Denn beim Programmwechsel muss neu gepuffert werden. Bei Waipu.tv ist das anders. Hier könnt Ihr hin- und herzappen, ohne einen Unterschied zum Kabelfernsehen festzustellen.
Neu ist Waipu.tv nicht. Schon im September 2016 haben wir über den Dienst berichtet. Er bietet 59 Sender und kostet in SD 4,99 Euro im Monat. HD lässt sich aber hinzu buchen. Aktuell zahlt Ihr dafür einen Euro mehr, regulär sind es fünf. Das Perfect-Paket bietet für 14,99 Euro HD und eine Mobile-Option zum Fernsehen für unterwegs. Auch das teuerste Paket ist also immer noch günstiger als ein Kabelanschluss. In den letzten Monaten hat die Exaring AG, das Unternehmen hinter Waipu.tv an einigen Stellschrauben gedreht und den Dienst weiter verbessert.
Der digitale Videorekorder für Serien-Fans
Zur Erinnerung: Um Waipu.tv auf dem Fernseher zu benutzen, braucht Ihr nur ein Smartphone und einen Chromecast. Per Wischgeste könnt Ihr das Bild dann vom mobilen ans TV-Gerät streamen. Exaring spricht hier vom "waipen". Ab sofort gibt es das Angebot nach monatelangem Beta-Status als vollständige App für Amazons Fire TV und Fire TV Stick. Ihr müsst die Anwendung nur auf Eurem Amazon-Gerät installieren und Euch anmelden.
Dann könnt Ihr das Smartphone aus der Hand legen und im Prinzip ganz normal TV schauen. Wenn man es keinem erzählt, könnte man denken, dass man gerade Kabelfernsehen guckt und keinen Streaming-Service benutzt. Möglich macht es ein 12.000 Kilometer langes Glasfasernetz. Um das schnelle Bild zu Euch zu bringen, arbeitet das Unternehmen bereits mit vielen Internet-Providern zusammen.
Verbessert hat Exaring auch den digitalen Videorekorder, der Euch Eure Lieblingssendung als Kopie auf den Servern des Unternehmens speichert. Zehn Stunden Aufnahmezeit stehen Euch im Basispaket zur Verfügung. Ihr könnt Euch auch mehr in die Liste packen, müsst dann aber erst einmal die ersten zehn Stunden weggucken, bevor Ihr an das neue Material kommt. Alternativ bekommt Ihr im Perfect-Paket auch 50 Stunden Aufnahmezeit. Neu ist die Serien-Funktion. Schaut Ihr regelmäßig eine Serie wie "Modern Family" auf RTL, könnt Ihr auswählen, dass der Dienst nicht nur die kommende sondern auch alle darauffolgenden Episoden aufnehmen soll. So geht Ihr sicher, dass Ihr keine Folge verpasst, wenn Ihr mal verhindert sein.
Ein praktisches Features, das aber auch einen Haken hat. Es nimmt nämlich tatsächliche alle im Programm folgenden Episoden auf. Aufnahmen durch in der Nacht wiederholte Folgen sind zwar ausgeschlossen, zeigt ein Sender aber erst eine alte und dann eine neue Folge, bekommt Waipu.tv das nicht mit. Episodennummern kennt die App nämlich nicht. In den meisten Fällen dürfte das aber zu verkraften sein. Schade: Bei ProSiebenSat.1 Media SE funktioniert der Videorekorder aktuell noch nicht.
Großes für die Zukunft
Auf einem Event in Hamburg präsentierte Exaring auch die Pläne für die Zukunft von Waipu.tv. So ist es zum Beispiel möglich, den Umfang an Sendern mit eigenen Inhalten zu füllen und so zum Beispiel YouTubern eine erweiterte Bühne abseits des Google-Videonetzwerkes zu bieten. Einen ersten Pilot startet man mit RocketBeans TV. Der 24/7-Live-Sender aus Hamburg ist ab Mai im Angebot von Waipu.tv enthalten. Außerdem gehören die Highlights der Regionalliga Bayern (BFV) und ein "Best of"-Kanal des YouTube-Netzwerkes Mediakraft bald zum Angebot. Für die Zukunft stellen die Macher von Waipu.tv außerdem flächendeckendes 4K in Aussicht. Fähige unterstützte Endgeräte gibt es mit dem Chromecast Ultra und dem Amazon Fire TV ja bereits.
Abseits der Sendervielfalt wird Waipu.tv 2017 auch Sprachsteuerung durch Amazon Echo unterstützen. Bei der Präsentation funktionierte das schon recht gut. Nutzer können auf Kommando den Fernseher ein- und ausschalten, den Kanal wechseln oder eine Aufnahme starten. An der Integration von Google Home wird ebenfalls gearbeitet – obwohl Googles smarter Lautsprecher hierzulande noch gar nicht verfügbar ist.
Fazit: Fernsehen mit Mehrwert
Gerade vor dem bestehenden Wechsel von DVB-T auf DVB-T2 zum 29. März 2017 ist Waipu.tv definitiv einen Blick wert. Habt Ihr schon einen Chromecast oder ein Fire-Gerät, braucht Ihr Euch nämlich weder einen komfortablen Receiver anschaffen, noch müsst Ihr das Programm ein Jahr im voraus bezahlen, um auch private Sender sehen zu können. Waipu.tv gibt es ab 4,99 Euro im Monat und kann monatlich gekündigt werden. Beim Ausprobieren hatte ich nie das Gefühl, dass mir irgendetwas fehlte, das nur herkömmliches Fernsehen bieten kann. Im Gegenteil: Der digitale Videorekorder bietet einen echten Mehrwert.