Ein Smartphone mit fünf Kameras – braucht es das? Um diese Frage zu beantworten, hat unser Curved-Redakteur das neue Pentakamera-Smartphone Xiaomi Mi Note 10 mit 108 MP Hauptkamera dort getestet, wo es am meisten gebraucht werden dürfte: im Urlaub.
Das Kamera-Setup gilt heutzutage als das stärkste Kaufargument für oder gegen ein neues Smartphone. Auch wenn Performance, Display oder Verarbeitung auch wichtige Faktoren darstellen: Über kaum ein Feature wird mehr diskutiert als über die Bildleistung.
Xiaomi hat mit der Veröffentlichung seines "Fotowunders" Mi Note 10 ordentlich für Diskussionsstoff gesorgt. Denn das Smartphone verfügt über gleich fünf Kameras mit unterschiedlichen Modi. Wir erinnern uns: Erst mit dem Mi 9 begann der chinesische Hersteller damit, drei Kameras an die Rückseite seiner Flaggschiffe zu verbauen – und das ist gerade einmal wenige Monate her.
Nun also hat Xiaomi zwei weitere Kameras hinzugefügt. Nicht nur das: Die Hauptkamera verfügt über einen 108 Megapixel-Sensor. Doch ist mehr auch gleich besser? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habe ich das Smartphone mit auf meine Reise durch Norden Vietnams genommen. Schließlich möchte ich schöne Bilder gerade dann schießen, wenn ich unvergessliche Momente festhalten möchte – und nicht unbedingt mein Mittagessen.
Design und Verarbeitung des Xiaomi Mi Note 10
Doch bevor wir zum Bildertest kommen, wollen wir einen groben Blick auf die anderen Kauffaktoren Design, Bildschirm und Leistung werfen. Fangen wir mit Design an, schließlich sticht das abgerundete Display als erstes ins Auge. Seine Ränder messen nur 2 Millimeter und sind gebogen. Die Haptik könnte für manche anfangs ungewohnt sein, ich aber hatte nach einigen Stunden des Swipens und Scrollens keine Probleme damit.
Störender empfand ich dafür das Gewicht. Mit satten 208 Gramm und einer Abmessung von 158 x 74 x 9,7 Millimetern hat dieses Smartphone die Bezeichnung "Flaggschiff" tatsächlich verdient, wenn man die Betonung auf "Schiff" legt. Diesem Umstand geschuldet ist vor allem der eingebaute Akku, der satte 5.200 mAh aufweist. Schließlich wollen die ganzen Kameras auch mit genügend Saft versorgt werden.
Dafür konnte ich keinen wirklichen Unterschied zur Akkulaufzeit des Mi 9 feststellen, obwohl dieser "nur" über einen Akku mit 3.300 mAh verfügt. Bedeutet, dass ich trotz einem Plus von 1.900 mAh mehr Akkuleistung bei moderater Nutzung nur auf knapp zwei Tage Laufzeit gekommen bin. Das spricht für das Mi 9, jedoch nicht für das Mi Note 10.
Die Rückseite ist ebenso wie die Front komplett in Glas gefasst. Optisch ist der Farbverlauf des Mi Note 10 nicht so sehr herausragend wie des Mi 9T Pro, dafür fallen klar die fünf Kameras ins Auge. Drei von ihnen sind in einem Modul zusammengefasst, das etwa einen Millimeter aus dem Body herausragt. Statt einer Pop-up Kamera wurde beim Mi Note 10 wieder auf die Waterdrop-Notch zurückgegriffen.
Ein Sim-Slot sitzt rechts außen im Rahmen und versteht sich lediglich mit zwei Nano-SIM-Karten (Dual-SIM). An der Unterseite befinden sich der Lautsprecher (Mono), ein Mikrofon, der USB-Typ-C Anschluss und sogar noch der gute alte 3,5 Millimeter Kopfhöreranschluss. Auch auf den Fingerabdrucksensor im Display wurde nicht verzichtet.
Ein Display mit Anspruch
Das Display besticht mit der eingebauten AMOLED-Technologie, einer knalligen Farbdarstellung sowie tiefen Schwarztönen und hohen Kontrasten. Es misst 6,47 Zoll in der Diagonale und löst mit 2.340 x 1.080 Pixel bei gestochen scharfen 399 Pixel pro Zoll auf.
Und ich muss zugeben: Mir fällt kein Kritikpunkt ein. Es macht einfach Spaß, sich die geschossenen scharfen Bilder (mehr dazu später) anzusehen, Videos zu schauen oder einfach nur zu surfen. Hut ab, Xiaomi!
Xiaomi Mi Note 10: Leistung entspricht nur der Mittelklasse – auf dem Papier
Statt eines zu erwartenden Einbaus des Snapdragon 855 entschied sich Xiaomi dazu einen Snapdragon 730G einzubauen, welches die Gaming (G) Variante des Snapdragon 730 darstellt. Heißt, der Octa-Core Prozessor arbeitet mit zwei Clustern mit 2 x 2,2 GHz und 6x 1,8 GHz und der Adreno 618 Grafikchip ist höher getaktet als die der 730-Variante. Mein Testgerät wurde mit 6 GB RAM ausgestattet sowie 128 GB internen Speicher.
Übrigens gibt es auch ein Mi Note 10 Pro – das unterscheidet sich einzig und allein darin, dass es mit 8 Gigabyte Arbeitsspeicher und 256 Gigabyte internem Speicher kommt. Im Test muss ich sagen, dass ich den Unterschied zum Snapdragon 855 nicht gespürt habe. Das Xiaomi Mi Note 10 läuft flüssig, schnell und ruckelt auch bei Multitasking kein bisschen. Auch die bekannten Games aus dem Google Play Store laufen ohne Probleme.
Xiaomi Mi Note 10: Richtungsweisende Kameras
Kommen wir nun zum Herzstück des Mi Note 10: die Kameras und deren Fotoqualität. Schauen wir zunächst einmal auf die Hardware. Das Smartphone bietet neben einer 32 Megapixel-Selfiekamera mit einer f/2.0 Blende fünf andere Kameras: eine 5 Megapixel Ultra-Telefoto Kamera mit optischer Bildstabilisierung (OIS), eine 12 Megapixel Telefoto Kamera, eine 108 Megapixel Hauptkamera (mit OIS), eine 20 Megapixel Ultra-Weitwinkelkamera sowie eine 2 Megapixel Makro Kamera.
Für die Hauptkamera wurde der HMX 108 Megapixel Hauptsensor von Samsung verwendet. Wie gewohnt, schießt er mithilfe von Pixel-Binning 27 Megapixel-Aufnahmen und verfügt über eine Blende von f/1.7. Bei reichlich Sonnenschein (und davon gibt es in Vietnam genügend) macht die Kamera die besten Fotos, die ich bei Xiaomi je gesehen habe – wahrscheinlich sogar überhaupt.
Die Farben wirken satt und kräftig, während die Schärfe ihresgleichen sucht, besonders im 108 Megapixel-Modus. Der Nachteil: Die Verarbeitung der Fotos dauert entsprechend lange, weshalb Schnappschüsse eher im normalen Fotomodus geschossen werden sollten, wenn das Motiv sich schnell bewegt.
Und auch bei bewölkten Wetterverhältnissen liefert die Linse eine überaus starke Leistung. Lediglich der Nachtmodus ist – mal wieder – nicht auf dem Niveau der Konkurrenz. Aber sei’s drum – dafür entschädigen die Aufnahmen während des Tages allemal.
Zwei Tele-Linsen kommen im Smartphone zum Einsatz: ein zweifach Tele-Zoom mit 12 Megapixel (ohne optischen Bildstabilisator) sowie eine zweite Tele-Linse mit fünffacher Vergrößung. Sie basiert dabei auf einer 3,7-fach-Linse, den Rest erledigt ein Digital-Zoom. Erstaunlich: Ein 50-fach-Zoom ist mit dieser Technik möglich. Trotz eingebautem Bildstabilisator ist dieser Modus aber nur mit einem Stativ sinnvoll.
Die Weitwinkelkamera mit einem FOV von 117 Grad nimmt Bilder mit 20 Megapixeln auf, ihre Blendenzahl beträgt f/2,2. Die Aufnahmen der Landschaften Vietnams mit ihrer üppigen Vegetation sind sehr realistisch. Komplementiert wird das Setup durch eine Makro-Linse, die zwar gute Ergebnisse liefert, aber bei weitem nicht an die Leistung von Systemkameras heranreicht. Dennoch: Als hübsche Spielerei machen die Nahaufnahmen aber trotzdem Spaß.
Den Portrait-Modus finde ich sehr gelungen. Es wird ein schöner Bokeh-Effekt erzeugt, der mir persönlich besser gefällt als der des Mi 9 T Pro. Doch nicht nur die Bilder sind eine Wucht, auch Videos in 4k-Qualität lassen sich mit dem Mi Note 10 machen. Persönliches Highlight: die Super-Stabilisierung, die ruhige Aufnahmen gewährleistet.
Xiaomi Mi Note 10: Fazit
Ehrlich gesagt bin ich froh, das Xiaomi Mi Note 10 auf meiner Reise durch Vietnam im Gepäck dabei gehabt zu haben. Noch nie habe ich mit einem Smartphone so viele Erinnerungen in solch einer hohen Qualität speichern können.
Einen Wermutstropfen – neben des relativ hohen Gewichts – gibt es aber doch. So ist es verwunderlich, dass Xiaomi derzeit knapp 550 Euro verlangt. Schließlich ist das Smartphone mit einem Mittelklasse-Prozessor ausgestattet, auch wenn gefühlt kein sehr großer Unterschied zum Highend-Chip Snapdragon 855 besteht. Auch dürfte der große Akku für diesen, für Xiaomi-Verhältnisse hohen Preis sorgen, der wiederum nicht wirklich für mehr Akkulaufzeit sorgt.
Dennoch: Das Kamera-Setup hat mir einen außerordentlich hohen Dienst erwiesen und ich bin gespannt, wie Xiaomi diese Entwicklung weiter voran treibt.