Wer ist eigentlich Xiaomi? Der Smartphone-Hersteller ist vor etwa einem Jahr in Deutschland wie aus dem Nichts aufgetaucht und verzeichnet seitdem hohe Verkaufszahlen. Wir verraten euch, woher der Aufsteiger aus China kommt, welche Ziele er erreichen will und warum Xiaomi-Handys so günstig sind.
Und plötzlich war Xiaomi da?
Obwohl es uns in Deutschland so vorkommen mag, ist Xiaomi kein Neuling auf dem Handy-Markt. Der Hersteller wurde am 6. April 2010 von CEO Lei Jun in Peking gegründet und ist damit schon über ein Jahrzehnt im Geschäft. Das Wort "Xiaomi" heißt übersetzt Hirse und soll so viel wie "Großes aus kleinen Ursprüngen" bedeuten. Es spielt auf die schwierige Anfangszeit des Unternehmens an, die wohl ziemlich holprig verlief.
Xiaomi brachte sein erstes Smartphone, das Xiaomi Mi 1, am 1. Oktober 2011 auf den chinesischen Markt. Die ersten Handys des Herstellers und die frühe MIUI-Benutzeroberfläche waren designtechnisch noch sehr stark an Apples iPhone angelehnt. Inzwischen setzt Xiaomi jedoch auf einen eigenen Stil und hat damit großen Erfolg. Mit weltweit über 300 Millionen Nutzern zählt der Hersteller zu der Top 3 des Smartphone-Markts. Das liegt zum großen Teil auch daran, dass er seit 2017 in westlichen Ländern expandiert.
Xiaomi in Deutschland: Stores und Produkte
Bis Xiaomi nach Deutschland kam, war es ein langer Weg. 2017, also rund sieben Jahre nach der Gründung, wagte sich der Hersteller das erste Mal nach Europa. Jedoch zunächst nur in wenigen ausgewählten Ländern wie Weißrussland und Griechenland. Die ersten europäischen Mi-Stores eröffneten in Minsk und in Athen.
In Deutschland ist Xiaomi seit 2019 am Start. Dabei ist die Smartphone-Auswahl, die wir hierzulande kaufen können, jedoch beschnitten. Viele Modelle sind ausschließlich dem asiatischen Markt vorbehalten oder kommen bei uns unter anderen Namen und mit leicht veränderter Hardware in die Läden. Den ersten deutschen Mi-Store eröffnete Xiaomi erst am 23. Juli 2020 in Düsseldorf.
Mi oder Redmi? Die Unterschiede der Smartphone-Reihen
Wer ein Xiaomi-Smartphone kaufen will, läuft schnell Gefahr den Überblick zu verlieren. Der Hersteller bietet nämlich mehrere Marken und einige Modellreihen an. Hier ist eine Übersicht:
Xiaomi-Marken
Xiaomi ist mit insgesamt vier Marken auf dem Markt vertreten, die folgende Segmente bedienen:
- Mi: obere Mittelklasse und High-End
- Redmi: untere Mittelklasse und Einsteiger
- BlackShark: Gaming
- Pocophone: Mittelklasse
BlackShark und Pocophone gibt es erst seit 2018. Die seit 2014 vertriebenen Redmi-Smartphones sind erst 2019 eine eigenständige Marke. Davor galten sie als Modellvariante der Mi-Hauptmarke.
Mi- und Redmi-Modellreihen
Xiaomis Hauptmarken Mi und Redmi untergliedern sich wiederum in verschiedene Modellreihen, die auf unterschiedliche Nutzerbedürfnisse zugeschnitten sind. Hier ist ein Überblick:
- Mi: High-End-Smartphones (z.B. Mi 10)
- Mi Mix: innovative High-End-Smartphones (z.B. Mi Mix 3)
- Mi Note: Phablets aus der oberen Mittelklasse (z.B. Mi Note 10)
- Mi A: untere Mittelklasse mit unverändertem Android One (z.B. Mi A3)
- Redmi: Einsteiger-Smartphones (z.B. Redmi Note 9 Pro)
- Redmi Note: untere Mittelklasse (z.B. Redmi 9)
MIUI: Alles über Xiaomis Benutzeroberfläche
Wie fast alle Hersteller, die Android-Smartphones produzieren, bietet auch Xiaomi eine angepasste Benutzeroberfläche an. MIUI ist zum Beispiel vergleichbar mit Samsungs One UI oder Oppos ColorOS. Es basiert auf dem Android-Betriebssystem, ist aber optisch verändert und bietet zudem individuelle Steuerungsmöglichkeiten, Sounds und vieles mehr.
Android- und MIUI-Updates trennt Xiaomi strikt voneinander. Das hat den Vorteil, dass der Hersteller nicht auf Google angewiesen ist, um neue Features zur Verfügung zu stellen. Xiaomi-Handys erhalten in der Regel nur zwei Updates auf neuere Android-Versionen. MIUI-Aktualisierungen bekommen jedoch auch viele ältere Modelle. So ist es beispielsweise möglich, dass ein Xiaomi-Smartphone noch mit dem alten Android 9.0, gleichzeitig aber bereits mit dem neuen MIUI 12 läuft.
Was die Sicherheit angeht, so stellt Xiaomi jährlich im Durchschnitt fünf bis zwölf Patches bereit. So sind die Smartphones gut gegen Viren oder andere Schadsoftware gerüstet. In der Vergangenheit ist Xiaomi teilweise wegen der Sammlung von Nutzerdaten aufgefallen. Neue Datenschutzupdates sollen aber sicherstellen, dass Nutzer eine bessere Übersicht darüber haben, was und wie viel sie von sich preisgeben.
Xiaomi-Reparatur: Garantie und Service
Xiaomi bietet für seine Smartphones keine internationale Garantie an. Für physische Defekte und für Wasserschäden übernimmt der Hersteller ebenfalls keine Kosten. Kauft ihr euer Handy bei einem Drittanbieter, muss dieser das Gerät im Schadensfall zurücknehmen und gegebenenfalls reparieren.
Gebt ihr euer Xiaomi-Smartphone in einem Mi-Store ab, so wird es direkt vor Ort repariert. Der Hersteller hält alle notwendigen Teile bereit, sodass in der EU gekaufte Geräte grundsätzlich nicht nach China verschickt werden.
Auf dem Weg zum weltgrößten Smartphone-Hersteller
Xiaomis erklärtes Ziel ist es, hochwertige Technologie für jeden zugänglich zu machen. Das erreicht der Hersteller, indem er anderen den Vortritt lässt, wenn neue Hardware auf den Markt kommt. So kauft er teure High-End-Prozessoren, Displays und mehr günstiger und drückt den Preis der eigenen Smartphones auf ein Minimum.
Mit dieser Taktik hat sich Xiaomi mittlerweile als drittgrößter Smartphone-Hersteller der Welt etabliert. Im Herbst 2020 verdrängte das Unternehmen Apple auf Platz vier, indem es die Markteinbußen von Huawei nutzte. Es bleibt spannend, ob Xiaomi auch weiterhin so rasant aufsteigt. Immerhin befindet sich das Unternehmen seit Frühjahr 2021 auf der Blacklist der US-Regierung.