EU-Irrsinn: Deutsche, schaut deutsche Serien auf Netflix!

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Kein verfrühter Aprilscherz: Die EU-Kommission will On-Demand-Anbietern wie Netflix und Amazon künftig eine Quote für europäische TV-Inhalte vorschreiben. Die bessere Lösung liegt auf der Hand.

Das berichtet die Financial Times unter Berufung auf einen Entwurf der Kommission. Das Ziel: strengere Auflagen und eine Quote von 20 Prozent für europäische Produktionen. Damit sähen sich die meist in den USA angesiedelten Unternehmen mit Regularien konfrontiert, die sonst für europäische Sendeanstalten gelten. In einigen EU-Mitgliedsstaaten ist zudem eine Förderung europäischer Produktionen Pflicht.

Netflix ist wenig begeistert und verweist auf Fehlanreize für Inhalteanbieter. Durch Mindestquoten würde man dazu gebracht, möglichst preiswerte und qualitativ meist minderwertigere Produktionen einzukaufen, um den Soll zu erfüllen. Damit fängt man keine Neukunden - und die braucht Netflix, um seine weltweite Expansion voranzutreiben. Die Kommission könnte ihre Pläne schon kommende Woche vorstellen.

Wann hat eine Quote jemals geholfen?

Was soll man davon halten? Zum einen: Mit "Sense 8" hat Netflix bereits eine europäische Produktion mit internationaler Besetzung abgeliefert. Aktuell läuft "Marseille" prominent auf der Plattform. Weitere EU-Produktionen sind geplant. Der Vorwurf steht dennoch im Raum: Sendeanstalten wie die BBC investieren immer noch sehr viel mehr Geld in Eigenproduktionen, als es Netflix, Amazon, Watchever und Co. tun.

Aber mal ehrlich: eine Quote? Wann hat die jemals geholfen? In diesem Fall ist sie die plumpste Form von Protektionismus à la "Deutsche, kauft deutsche Bananen!" Die Idee, einem US-Anbieter die Produktion und den Einkauf europäischer Serien vorzuschreiben, um den heimischen Markt zu subventionieren, kann nicht die Lösung sein.

Künftig "Rosamunde Pilcher", "Tatort" und Co. auf Netflix? Hey, genau deswegen hab ich das Kabel aus der Wand gezogen und mich für nicht-lineares Fernsehen entschieden. Dass On-Demand-Video dem "alten" Fernsehen Zuschauer und Sehdauer entzieht, ist klar. Nach einem Gegenmittel zu suchen, ist nur logisch. Eine gesetzlich oktruierte Quote kann aber keine Lösung sein.

Sendeanstalten müssen sich ein Beispiel an Netflix und Co. nehmen

Vielmehr sollten sich europäische Sendeanstalten, die deutschen vorneweg, darum bemühen, ihre Inhalte den Sehgewohnheiten im Jahr 2016 entsprechend aufzubereiten und anzubieten. Sat.1 und RTL etwa konnten mit aufwändigen Eigenproduktionen im linearen TV nicht punkten, verpassten aber auch die Chance, im IPTV neue Zuschauer zu gewinnen, die keine Lust haben, um 20.15 Uhr an einem bestimmten Tag in der Woche eine Serie zu schauen - dazu noch mit Werbepausen. TV-Konsum im Jahr 2016 ist mehr und mehr zeitsouverän: Ich will selbst entscheiden, was ich wann und wie lange schaue - ohne festgelegte Sendezeiten.

Würden sich die Öffentlich-Rechtlichen, die RTL-Gruppe und ProSiebenSat.1 an Netflix und Co. ein Beispiel nehmen, würde man damit einen starken Gegenpol zum US-lastigen Angebot der On-Demand-Anbieter setzen. Einen, der weitaus gewichtiger und erfolgreicher wäre, als es eine Quote jemals sein kann.

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