Samsung Galaxy A7: Mittelklasse mit arrogantem Preis

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(© 2015 Samsung )

Zweieinhalb Monate nach den Das Galaxy A7 möchte wie seine kleinen Geschwister mit edler(er) Anmutung und Schlankheit punkten, bietet unterm Strich aber nur unterdurchschnittliche Hardware und wird dennoch wohl um die 500 Euro kosten. Insofern ärgert uns das Gerät in dieser Hinsicht jetzt schon noch mehr als seinerzeit das S5 mini oder das Galaxy Alpha.

Update vom 14.01.2015: Entweder hatte sich bei Samsung im Eifer des Gefechtes der Fehlerteufel eingeschlichen, oder die Koreaner haben kurzfristig beschlossen, dem Galaxy A7 doch etwas mehr Auflösung für dessen hohen Preis zu spendieren — mit dem heutigen Tage jedenfalls wurde in allen offiziellen Ankündigungen, Spec-Sheets und Grafiken die Display-Auflösung von 720p auf FHD geändert. Das ist erfreulich und macht das A7 also nicht ganz so überteuert, wie zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels. Dennoch halten wir 500 Euro weiterhin für einen recht hoch gegriffenen Preis für das Gebotene.

Vorweg: Eine offizielle Angabe zum Verkaufspreis des Galaxy A7 hat Samsung noch gar nicht getätigt, die im Netz kursierenden 500 Euro stützen sich auf die UVPs der Modelle A3 und A5, die jeweils mit 299 beziehungsweise 399 Euro zu Buche schlagen werden, wenn sie Ende des Monats in den hiesigen Handel kommen. Schwer vorstellbar also, dass Samsung das größte Mitglied der A-Familie für weniger als 499 Euro auf den Markt wirft.

Und da befinden wir uns auch schon mitten in der inzwischen leider Samsung-typischen Misere: Trotz lobenswerter Ansätze, die eigene Geräte-Palette frischer zu designen, trotz sichtbarer Bemühung, sich weiterzuentwickeln und dabei auch radikal neu zu beginnen, verharrt der Konzern bei einer Preispolitik von vorgestern.

Schon das zugegeben Samsung Galaxy S5 mini, das für deftige 450 Euro in die Händlerregale sollte und damit meiner Meinung nach gut 150 Euro zu teuer war.

Die Specs des Samsung Galaxy A7 (© 2015 Samsung Tomorrow) - http://global.samsungtomorrow.com/samsung-introduces-galaxy-a7-for-a-seamless-social-experience/

Alu-Gehäuse hin, 6,3 Millimeter Dicke her, in Sachen Technik stellt sich das Galaxy A7 mit 5,5 Zoll großem Display, das aber lediglich mit 720p auflöst, Snapdragon 615-Chipsatz (alternativ kommt auch der Samsung-eigene Exynos 5430 aus dem Galaxy Alpha zum Einsatz), 2 GB RAM und 16 GB internem Speicher, einem 2.600 mAh-Akku und der 13 MP-Haupt- sowie der 5 MP-Frontkamera auf ein Level mit HTCs Desire 820. Dessen UVP liegt aber bei 329 Euro. Sind die 1,5 Millimeter weniger in der Dicke, die 14 Gramm weniger Gewicht und der metallene Unibody wirklich 170 Euro wert?

Der Erfolg der Vorjahre ist den Koreanern zu Kopf gestiegen und da stecken geblieben.

Finden wir nicht — und fragen uns zum wiederholten Male, was für ein Selbstverständnis hinter Samsungs Geräten und ihren Preisschildern eigentlich steht? Apple und dessen Preispolitik ist meines Erachtens zurecht immer wieder im Visier der Kritiker der hippen iDevices — aber Cupertino verkauft wenigstens Geräte, die oft global betrachtet, zumindest aber für sich und in ihrem Kosmos State-of-the-art sind. Das Galaxy A7 ist nicht einmal Samsungs Top-Smartphone.

HTC hat derweil richtig schwierige Zeiten hinter sich, dagegen sind Samsungs Problemchen der letzten Monate vergleichsweise klein; und dennoch (oder gerade deswegen) bleiben die Taiwaner preislich auf dem Boden. Bei Samsung drängt sich mir in den vergangenen Monaten mehr und mehr der Eindruck auf, dass der Erfolg der Vorjahre den Koreanern zu Kopf gestiegen und da stecken geblieben ist. Sie scheinen zu glauben, sie könnten nach Apple-Vorbild einen Aufpreis für ihren Markennamen verlangen.

Ich bin Samsung-Nutzer der ersten Smartphone-Stunde (noch vor dem ersten Galaxy S war das i900 Omnia mein Touchscreen-Einstieg, und es folgte später dann auch noch das Galaxy S3). Aber Samsung stand noch nie für hippe, coole, besonders hochwertige Smartphones — sondern, im Gegenteil, für das Gegenkonzept zu diesen Apple-"Tugenden": für bodenständige, funktionale, praktische Geräte. Und auch die neue Design-Offensive mit ansprechendem Alu-Rahmen ist zwar lobens- und begrüßenswert, erfindet nun aber auch nicht gerade das Rad neu; da sind andere Hersteller seit Jahren weit voraus.

Worauf begründet sich also die Annahme, ein Samsung-Smartphone dürfte mehr kosten, als vollkommen vergleichbare Produkte der Konkurrenz? Ja, jahrelang wurden mehr Galaxy-Geräte abgesetzt als welche von HTC, LG oder Sony. Das lag am riesigen Werbebudget, mit dem Samsung seit je her um sich wirft und auch daran, dass ein großer Anteil der Smartphones immer noch als Vertragsbeigabe über die Provider an die Kundschaft geht — diese "Käufer" also der UVP nicht interessiert. Wehe Samsung, wenn sich an diesem Gefüge je etwas ändert und die Kundschaft fortan nach dem günstigeren Smartphone statt nach der gewohnten Modell-Reihe sucht ...

170 Euro mehr für das Galaxy A7 als das Desire 820 zu verlangen ist arrogant.

Noch mal ganz deutlich: Ich wünsche Samsung wie allen anderen Smartphone-Playern nur das Allerbeste, weil ich die Geräte-Vielfalt der Koreaner ebenso spannend finde, wie das, was uns alljährlich aus Taiwan, den USA, China oder Japan kredenzt wird. Ich wünsche mir aber auch, dass Samsung mit seiner Neuorientierung wieder ein wenig Demut an den Tag legt und von seiner arroganten Preispolitik abkehrt — denn für das Galaxy A7 170 Euro mehr als das Desire 820 zu verlangen, ist exakt das: arrogant.

So, Samsung — und das wäre doch jetzt eine gute Gelegenheit, mich Lügen zu strafen und den UVP für das A7 nächste Woche ganz offiziell mit 350 Euro zu benennen. Andererseits: Zu denken, dass Samsung sich dafür interessiert, was ich hier schimpfe, ist natürlich auch arrogant ...

Wie findet ihr das? Stimmt ab!