Internet-Gigant Amazon fordert Streaming-Platzhirsch Netflix immer massiver heraus: Nicht nur, dass Amazon sich gerade erst den Golden Globe für die beste Serie mit "Transparent" schnappte – der Online-Einzelhändler verpflichtet für eine neue Serie nun auch Starregisseur Woody Allen.
Jeff Bezos mag die großen Wetten. Der inzwischen 50-jährige Amazon-Gründer, der sich seine ersten Sporen beim Hedgefonds D.E. Shaw & Co verdiente, geht grundsätzlich aufs Ganze. Das ist beim mit Abstand größten Online-Einzelhändler so, dem er von Quartal zu Quartal immer größere Verluste aufbürdet – aber auch als Privatmann, der mal eben für 250 Millionen Dollar die Washington Post übernimmt, die private Raumfahrt für jedermann ermöglichen möchte oder mal den Aufbau der am längsten laufenden Uhr der Welt ("The Long Now") finanziert, die die nächsten 10.000 Jahre in Betrieb bleiben soll.
Warum sich also im Film-Geschäft mit weniger als dem Besten zufriedengeben? Diese Hochglanz-Content-Strategie fährt Amazon seit rund einem Jahr, um seinen Premium-Dienst Prime aufzuwerten. Amazon-Kunden bekommen für aktuell 49 Euro pro Jahr nicht nur das Lieferversprechen am nächsten Tag, sondern auch deutliche Preisnachlässe bei Amazon-Produkten wie Fire TV Stick, sondern obendrein Zugriff auf Streaming-Inhalte ("Instant Video") nach dem Vorbild vom Netflix.
Amazon räumt erste Golden Globes für Eigenproduktion ab
Und das nach derselben Strategie der Eigenproduktionen, die schnell Früchte trägt. Bei den Golden Globes stach Amazon in der Kategorie "Beste Serie" Internet-Rivalen Netflix mit der Komödie "Transparent" aus – Jeffrey Tambor sicherte zudem eine Auszeichnung als bester Hauptdarsteller.
Einen Tag später macht Jeff Bezos deutlich, dass Amazon im Inhalte-Geschäft noch weitaus mehr vorhat: Der Internetriese kündigte die Produktion einer neuen Serie unter Regie von Woody Allen an! The "Untitled Woody Allen Project", das in halbstündigen Folgen 2016 in in den USA, Großbritannien, Deutschland erscheinen soll, ist der erste Ausflug des vierfachen Oscar-Preisträger in die Serienwelt.
"Weiß nicht, wie ich hier reingeraten bin." - Woody Allen
"Woody Allen ist ein Visionär, der einige der großartigsten Filme aller Zeiten gemacht hat. Es ist eine Ehre, mit ihm an seiner ersten TV-Serie zu arbeiten", zollte Roy Price, Vizepräsident der Amazon Studios, der Film-Ikone Tribut.
Allen indes schien sich vor allem über sich selbst zu wundern: "Ich weiß nicht, wie ich hier reingeraten bin. Ich habe keine Ideen, und ich bin nicht sicher, wo ich anfangen soll. Meine Vermutung ist, dass Roy Price das bereuen wird", kommentierte der 79-Jährige, der zuletzt die 20er-Jahre Komödie "Magic in the Moonlight" in die Kinos brachte, in gewohnt schrulliger Manier die neue Zusammenarbeit.
Für Amazon ist die Kooperation ohne jede Frage ein veritabler PR-Coup. Was möglich ist, wenn Hollywood-Ikonen mit Millionen Dollars aus der Internet-Wirtschaft eue Serienformate produzieren, macht seit zwei Jahren Kevin Spacey mit "House of Cards" vor. Die Kultserie um den skrupellosen US-Politiker Frank Underwood, deren erste zwei Staffeln mehr als 100 Millionen Dollar gekostet haben sollen, hat maßgeblich zum anhaltenden Boom Netflix' beigetragen.