Ganz klar: Wir bei CURVED sind vollkommen dem Pokéfieber verfallen. Eine Ausnahme sind wir damit nicht: Der ganze Planet scheint auf Monsterjagd zu sein. Warum ist das so? Eigentlich ist die Erklärung ganz einfach.
Vorab ein Geständnis: Ich hatte mit Pokémon nie etwas am Hut. Klar, die Marke ist schon stolze 20 Jahre alt. Aber als der Hype damals begann, war ich irgendwie schon zu alt dafür. Die Serie, die Spiele, nichts hat mich über die Jahre gepackt. Für mich was das kolossaler Kinderkram. Und als ich am Dienstag für ein Huawei-Event in München auf viele Kollegen aus der Techbranche getroffen bin, waren viele von ihnen derselben Meinung: "Pokémon? Ich? Neeee!" Und doch, das konnten wir vor allem im vor Pokéstops und Arenen nur so strotzenden Hamburg-Ottensen gut beobachten, war die App in Deutschland schon weit vor dem offiziellen Release der Renner. In den USA ist die App schon jetzt erfolgreicher als Twitter, Snapchat, Tinder und Co..
Was dann aber am Mittwoch, am Tag des offiziellen Releases, passierte, habe ich so noch nicht erlebt. Zusammen mit unserem Mediengestalter Stefan Sonnabend wollte ich eigentlich in der Mittagspause eine Currywurst essen. Wollte. Eigentlich. Doch kaum hatten wir das Büro verlassen und die Smartphones gezückt, ging die Monsterjagd schon los. Das Kuriose: Ganz Ottensen suchte Pokémon. Nein, wirklich: Nahezu jeder Mann Ende 20, Anfang 30 lief mit gezücktem Smartphone durchs Viertel. Mehr noch: Man sprach uns an: "Da hinten sind noch Pokémon." Oder": Dort wird gerade gekämpft." Und: "Na, auch auf der Suche?" Wildfremde Menschen traten in Kontakt. In der echten Welt. Und ein Smartphone-Spiel ist der Grund dafür. Um das Bild vom pokémonspielenden Ultranerd gleich mal zu zerstreuen: Genauso trafen wir auf ein Pärchen mit Kinderwagen, das gerade den Akku im Smartphone wechselte, nur um dann weiterzuspielen. So krass wie derzeit im New Yorker Central Park ist es aber noch nicht:
Pokemon GO is just insane right now. This is in Central Park. It's basically been HQ for Pokemon GO. pic.twitter.com/3v2VfEHzNA
— Jon (@IGIhosT) July 11, 2016
Wobei...in deutschen Parks sieht das mittlerweile so aus:
[facebook type="post|video" url="https://www.facebook.com/maskoe.sk/videos/1260552207290850/"]
Auf die Spitze getrieben wird dieses Gefühl, das Pokémon GO vermittelt, wenn man sich die Schilderung einer Mutter mit autistischem Kind durchliest.
Wie offenbar niemals zuvor durchbrach der Kleine seine sonst so wichtigen Routinen und nahm Kontakt zu seinen Mitmenschen auf. Dem Erfinder von Pokémon dürfte das die allergrößte Genugtuung bescheren. Den Satoshi Tajiri leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer Autismusspektrumstörung.
An anderer Stelle beschreiben Nutzer, wie sich das Spiel positiv auf ihre Depressionen und Angststörungen auswirkt.
Das sagt der US-Psychologe John Grohol, der sich in den vergangenen 20 Jahren mit dem psychologischen Verhalten von Nutzern online befasst hat, zu Pokémon GO: "Die Intensität, in der Menschen sich über den positiven Einfluss auf ihre mentale Gesundheit äußern, ist einzigartig. Es ist das erste Mal, dass ich so etwas in diesem Ausmaß erlebe."
Was wir mitunter vergessen: Der Mensch ist ein aktives, soziales Wesen. Pokémon GO befriedigt dieses Bedürfnis, sich zu bewegen und dabei auf Menschen zu treffen, zutiefst. Fraglos haben wir es gerade mit einem Hype zu tun, der beizeiten abflachen wird. Die Effekte werden dennoch bleiben. Vor allem, wenn man zu den geplanten Verbesserungen etliche Features zählen, die die Interaktion mit anderen Spielern noch erhöhen sollen.