Die Einladung klang viel versprechend: "Ab ins Fitness Camp 2014". Samsung hat mich in ein Wellnesshotel nach Südtirol eingeladen, um dort die Smartwatch Gear Fit zu testen. Sogar ein CURVED-Leser durfte mit. Doch statt ein paar Tage Sauna und Massage gab es ordentlich was zu tun: jeden Tag Jogging, Yoga, Radrennen, Fitness und Rafting. Für mich Bewegungsmuffel eine echte Herausforderung, denn ich kenne Sport eigentlich nur noch aus dem Fernsehen.
Fünf Tage Sport, das mag für viele erst einmal großartig klingen. Für mich dagegen ist die Teilnahme am Fitnesscamp in Südtirol eher eine große Überwindung. Schon einige Zeit vor der Abreise bekam ich von Samsung das Programm zugeschickt: Jeden Tag werde es schon um 6.45 Uhr mit Frühsport losgehen, hieß es da. Und auch der Rest des Tages sei mit Sport vollgestopft. Darunter auch so coole Dinge wie Rafting oder auf dem Mountainbike in die Berge fahren.
Doch Samsung wollte ein paar andere Journalisten und Blogger nicht nur in Bewegung versetzen: Wir sollten in Ridnaun testen, wie gut die Gear Fit als Sportbegleiter funktioniert. Ich durfte einen CURVED-Leser mit auf die Reise nehmen. Wellneshotel Schneeberg.
Jeder Fitness-Camp-Teilnehmer bekam von Samsung ein Galaxy S5 und eine Gear Fit, schließlich ist der Test dieser Geräte auch der eigentliche Grund der Reise. Aus einem einfachen Grund: Wir sollten checken, wie gut sich die Geräte auch im Sporteinsatz schlagen. Dafür fanden jeden Tag verschiedene Challenges statt, bei denen ein Tagessieger gekürt wurde. Mal gewann, wer den geringsten Durchschnitts-Puls hatte, mal, wer die meisten Schritte ging oder Kilometer lief und mal, wer am schnellsten war. Damit die Gear Fit diese Daten auch zuverlässig aufzeichnen konnte, musste wir die Smartwatch mit dem Galaxy S5 koppeln und in der App "S Health" unsere Größe und unser Gewicht eingeben.
1. Tag: Laufen, laufen, laufen
Nach einer kurzen Einführung, in der sich auch jene mit der Technik auseinander setzen konnten, die zum ersten Mal eine Smartwatch mit Fitnesstracker trugen, ging es los. Nils Schumann, Goldmedaillengewinner über 800 Meter bei den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000, war unser Trainer.
Der Ablauf des ersten Tages sah folgendermaßen aus: Die erste Laufeinheit um 6.45 Uhr in der Früh, danach eine halbe Stunde Yoga. Nach einem Frühstück fand die zweite Laufeinheit statt, diesmal mit Sprintübungen einen kleinen Hügel hinauf. Klingt einfach, aber macht das mal in einer Höhe von 1.500 Metern. Danach durften wir unser Mittagessen selbst kochen: Wir lernten, auf was es bei der Ernährung für Sportler ankommt. Und danach ging es wieder für weitere acht Kilometer auf die Laufstrecke.
Beim Abendessen verglichen wir unsere Werte. Die Schrittzahl der Teilnehmer wich teilweise stark voneinander ab. Klar, schließlich ist auch die Beinlänge nicht bei allen gleich. Allerdings war auch die angezeigte Streckenlänge selbst sehr unterschiedlich, in einigen Fällen lagen sie mehrere Kilometer auseinander. Das kommt daher, weil die Gear Fit bei normalen Laufübungen nicht die GPS-Daten des Galaxy S5 nutzt, sondern aus dem eingebauten Bewegungssensor und dem Schrittzähler ein rechnerisches Mittel bildet. Oder genauer: Die Uhr schätzt die Entfernung. Das war für mich die größte Enttäuschung des gesamten Fitnesscamps.
Ein Teamkollege trug während seines Laufes seinen privaten Fitnesstracker von Garmin, dessen Ergebnis stark vom Resultat der Gear Fit abwich: um 2.000 Schritte. Wozu soll ich mir einen nicht ganz günstigen Tracker ums Handgelenk binden, wenn dieser nicht in der Lage ist, mir genaue Werte auszugeben? So war ich ein wenig enttäuscht, dass meine mehr als 20.000 Schritte nicht für den Tagessieg genügten. Schön aber war, dass CURVED-Gewinner René immerhin den zweiten Platz erreichte.
2. Tag: Den Fluss hinab
Am zweiten Tag ging es nach dem Frühsport auf die Eisack, genauer zu einer Raftingtour. Diesmal sollte die Gear Fit unseren Puls messen, während wir im eiskalten Wasser trieben oder gegen Strömung und Wellen kämpften. Da sowohl S5 als auch Gear Fit kein Problem mit Süßwasser hat, habe ich beide Geräte mit auf die Tour genommen. Doch so ganz habe ich den Versprechungen von Samsung dann doch nicht geglaubt und vorsichtshalber das Smartphone in einem wasserfesten Beutel verstaut. Die Tour war ein großer Spaß, der leider viel zu schnell wieder vorbei war. Und die Uhr hat tatsächlich kein Problem mit dem Wasser und funktionierte einwandfrei. Laut der Gear Fit hatte mein Puls einen Durchschnittswert von 90. Aber ein anderer Kollege hatte einen noch niedrigeren Wert – womit ihm der Tagessieg sicher war.
3. Tag: Mit dem Rad in die Berge
Den dritten Tag verbrachten wir zeitweise auf einem Fahrradsattel: Mit dem Mountainbike ging es in die Berge, insgesamt fuhren wir rund 20 Kilometer. Aber ich muss hier ja wohl ehrlich bleiben, teilweise musste ich das Rad dann doch schieben, meine Puste und meine Beine hielten dem Bergauffahren nicht stand. Aber zum Glück gab es ja René: Der 28-Jährige leitet schließlich nicht ohne Grund einen großen Radsportverein in Aachen. Er fuhr bei der letzten Etappe allen anderen Teilnehmern davon und sicherte sich mit seinem Sprint den Tagessieg.
4. Tag: Ans Gewehr
Der letzte Wettbewerb fand am Abreisetag statt: Sommerbiathlon stand auf dem Programm. Alle Teilnehmer wurden in zwei Staffeln verteilt. Wir traten erst im Laufen und dann völlig außer Puste im Schießen gegeneinander an. Die Gear Fit sollte uns dabei helfen, den Puls im Auge zu behalten, schließlich ist es die hohe Kunst eines Biathleten, trotz hoher Anstrengung, ruhig genug für einen sicheren Treffer zu bleiben.
Auch hier war René unschlagbar: Er holte einen hohen Rückstand auf und gab mir dadurch die Ruhe, meine fünf Schüsse sicher zu platzieren. Doch während René auch in der zweiten Runde keine Schwäche zeigte, versemmelte ich zwei Schuss. Die Strafe: Ich musste 20 Liegestütze machen, bevor der nächste Teamkollege loslaufen durfte. Egal: Unser Team hat mit großen Abstand gewonnen – schnellster Läufer von allen war wieder einmal René.
Schätzen satt messen
Für CURVED war die Teilnahme am Fitnesscamp also ein großer Erfolg. Aber auch die anderen Teilnehmer hatten viel Spaß. Die meisten waren auch mit der Gear Fit sehr zufrieden. Vielleicht hat Nils Schumann ja recht: Für ihn ist ein Fitness-Tracker wie die Gear Fit eine Motivationshilfe. Schließlich lassen sich damit die Fortschritte der sportlichen Aktivität aufzeichnen, Ziele festlegen und Ergebnisse leicht mit anderen vergleichen.
Nach meiner Meinung hätte das Gadget allerdings genauer funktionieren müssen. Es kann nicht sein, dass die Kilometerangabe und die Schrittzahl so ungenau berechnet wird - zumal die Gear Fit die meiste Zeit nur ein paar Zentimeter vom S5 entfernt war und so auch das GPS-Signal des Smartphones hätte nutzen können. Aber so wurde das Ergebnis anhand meiner Körpergröße ermittelt. Oder erwürfelt, denn häufig hatte das Ergebnis nichts mit der Realität zu tun.
Tatsächlich ist Samsung mit der Gear Fit eine der hübschesten derzeit verfügbaren Wearables gelungen. Die Möglichkeit, den Look der Software und dank austauschbarer Armbänder auch der Hardware zu verändern, hat mir gefallen. Nur der Adapter, den ich unbedingt zum Aufladen benötige, finde ich dämlich. Das kleine Plastikteil wird sicher schnell verloren gehen. Zum Glück hält der Akku etwa vier Tage durch.
Dass ich nicht wirklich von Smartwatches begeistert bin, habe ich ja schon einmal aufgeschrieben. Dennoch hätte ich der Gear Fit als reines Sportgerät gerne eine Chance gegeben. Doch dafür hätte ich den Tracker auf mich kalibrieren können müssen. So ist es einfach lediglich ein hübsches Schätz-Band.
Starker Auftritt
Ganz angetan bin ich aber vom Samsung Galaxy S5. Ich war ja erst skeptisch, schließlich habe ich privat vorher vor allem Smartphones von Apple, Nokia oder Sony benutzt. Doch das S5 kann sich locker mit den Flaggschiffen der anderen Hersteller messen. Nur die Touchwiz-Oberfläche nervt.
Es ist offensichtlich, dass sich Samsung so weit wie möglich von Android lösen will – Nutzer sollen nicht mehr erkennen, welches Betriebssystem sie nutzen. Das ist ein wenig verwirrend. Doch die Foto- und Video-Qualität ist blendend: Alle Fotos und Videos vom Südtirol-Trip habe ich mit dem S5 gemacht – sie können sich wirklich sehen lassen. Gar nicht mal so schlecht: allein für diese Erkenntnis hat sich der Trip gelohnt. Und ach ja, Samsung: Vielen Dank für den Muskelkater.