Das Gear Fit ist für das Galaxy S5 das, was Robin für Batman ist: Ein Sidekick, der ganz praktisch ist - den es aber nicht unbedingt braucht. Wir haben das Gerät für Euch getestet.
Die Konkurrenz, insbesondere Sony und LG, buhlen mit eigenständigen Produkten in den Kategorien Smartwatch und Fitnesstracker um die Gunst der Käufer. Samsung hat zwar auch Smartwatches im Angebot - Die klobige und mit einer Kamera und Android versehene Galaxy Gear sowie die Galaxy Gear 2 und Galaxy Gear 2 Neo ohne Kamera und dafür mit Tizen - geht mit der Gear Fit aber einen anderen Weg und hat sich - viel wichtiger - für eine dezentere Bauform entschieden.
Das Gear Fit ist trotzdem noch 5,7 cm lang und damit nichts für schmale Arme. Ist Euer Arm breit genug, sieht das Armband gar nicht mal so schlecht aus und trägt sich auch deutlich bequemer als erwartet. Sogar das Zusammenspiel mit Hemdsärmeln oder Pulloverbündchen funktioniert gut, so dass es trotz seiner vergleichsweise großen Höhe von 1,2 cm im Alltag nicht stört. Frauen mit schmalen Armen haben hier aber das Nachsehen.
Mit dem farbigen und gebogenen 1,84 Zoll großen AMOLED-Display hat das Fit etwas von einem schmucken Armband. Das Display mit einer Auflösung von 432 x 128 Pixeln ist scharf und stellt die Farben satt dar. Mit einem Gewicht von 27 Gramm ist es erstaunlich leicht, wenn man bedenkt, dass in dem Gehäuse die gesamte Elektronik samt Akku sitzt. Auf der Unterseite spendiert Samsung dem Fit einen Pulsmesser, der sich nur für Sportler eignet, wenn diese eine Verschnaufpause einlegen.
Viele Funktionen, wie die Uhr, der Schrittzähler oder das Pulsmessgerät stehen Euch auch ohne Bluetooth-Verbindung zur Verfügung. Allerdings müsst Ihr die Daten regelmäßig synchronisieren. Komplett ohne Smartphone oder Tablet lässt sich das Gear Fit nicht verwenden.
Nix für Sportler
Das Gear Fit ergänzt das Smartphone dann, wenn Ihr es nicht immer aus der Tasche holen wollt oder könnt. So empfängt es Benachrichtigungen, wobei Ihr gezielt festlegen könnt, ob SMS, Anrufe, E-Mails oder Mitteilungen von verschiedenen Apps weitergeleitet werden sollen.
Schön gemacht ist die Möglichkeit, Anrufe über das Gear Fit anzunehmen und vor allem dezent abzulehnen, wobei Ihr eine vorher festgelegte Nachricht - zum Beispiel: "Rufe gleich zurück" - verschicken könnt. Ist das Smartphone mit Eurer Stereoanlage verbunden und Ihr habt keine Lust aufzustehen, kontrolliert Ihr auch die Medienwiedergabe über das Gear Fit. Dabei könnt Ihr allerdings nur die Wiedergabe starten und anhalten, sowie die Lautstärke anpassen. Ein Überspringen von Titeln ist nicht möglich.
Und wer hätte das gedacht: Die Gear Fit zeigt auch die Uhrzeit an! Hebt Ihr Euren Arm mit der Smartwatch vors Gesicht, schaltet sie ihr Display automatisch ein. So verbraucht sie nicht dauerhaft viel Strom und Ihr müsst keine Knöpfe zum Einschalten drücken. Ihr habt die Wahl zwischen verschiedenen Uhren und Hintergründen. Dabei stehen über die "Gear Fit Manager"-App deutlich mehr Vorlagen zur Auswahl als direkt über das Gerät. Neben der Uhrzeit zeigt das Display auf Wunsch auch das Wetter, den nächsten Termin oder die bisher zurückgelegten Schritte an. Darüber hinaus steht Euch auf der Gear Fit ein Timer und eine Stoppuhr zur Verfügung.
Der Fitnesstracker-Teil des Fit umfasst einen Schrittzähler, eine Schlafüberwachung und eine Trainingskontrolle, die zwischen Laufen, Walking, Wandern und Radfahren unterscheidet. Aber: Alle Funktionen müsst Ihr auf der Uhr einzeln an- und wieder ausschalten. Dasselbe gilt für den integrierten Pulsmesser, der Euren Herzschlag nicht dauerhaft überwacht, sondern nur einzelne Messungen auf Befehl durchführt. Wir finden: Für Sportler ist das Device damit nicht geeignet, sondern richtet sich eher an Menschen, die etwas fitnessbewusster leben wollen. Denn wer auf permanente Pulsmessung angewiesen ist, der ist mit der Gear Fit falsch beraten. Gesammelte Daten synchronisiert das Armband mit der S Health-App auf Eurem Smartphone oder Tablet.
Damit in der Hitze des Gefechtes das Gear Fit nicht durch Schweiß, Regen oder Staub das Zeitliche segnet, hat Samsung sein Gerät staub- und wasserdicht gebaut und es nach IP67 zertifizieren lassen. Tauchen oder Schwimmen kann man mit dem Fit nicht, aber immerhin hält es Regen aus.
Bei unserem Test hielt der Akku des Gear Fit locker einen Tag durch, schaffte aber keine zwei. Für ein Armband, das man ungestört tragen will, ist das noch zu wenig. So muss das Gadget zusammen mit dem Smartphone an die Steckdose. Zusätzlich belastet die dauerhafte Bluetooth-Verbindung natürlich auch die Batterie des verbundenen Smartphones oder Tablets.
Die verpasste Chance: kein Anschluss für andere Hersteller
Das Gear Fit ist aktuell der einzige Fitnesstracker, der Smartwatch-Funktionen abdeckt. Leider nutzt Samsung aber nicht die Chance, um Smartphone-Nutzer anderer Marken langsam für die eigene Markenwelt zu begeistern. Das Gear Fit versteht sich nur mit derzeit 17 verschiedenen Galaxy-Smartphones und -Tablets.
Schade! Hätte man das System soweit fit gemacht, dass es auch mit Smartphones von HTC, LG, ASUS oder gar iPhone und Nokia kommunizieren könnte, könnte Samsung langfristig mehr Freunde gewinnen. So aber nutzt man die Gear Fit doch nur als Zubehör für die eigenen Smartphones - und nicht als Hersteller- und Betriebssystem-übergreifendes Gadget.
Fazit: Verspieltes Accessoire für Samsung-Fans
Das Gear Fit gefiel im Test besser als erwartet: Die Kombination aus Smartwatch und Fitness-Tracker bietet zwar nur wenige Funktionen, die aber eine sinnvolle Ergänzung des Smartphones sein können. Wer kein Problem damit hat sein Telefon aus der Tasche zu holen oder bereits einen anderen Fitnesstracker benutzt, kann auch gut auf die Gear Fit verzichten. Und Sportler sollten von dem Gerät absehen. Aktuell ist es kein Ersatz für Uhren von Garmin oder Polar, die per angeschlossenem Brustgurt die Vitalfunktionen des Trägers analysieren.