Stellt Fraunhofer bald die nächste mobile Revolution vor? Das für das MP3-Format bekannte Institut arbeitet daran, Smartphone-Steuerung durch Gesichtsgesten zu ermöglichen. Damit soll die Eingabe per Finger aber nicht komplett abgelöst, sondern ergänzt werden.
Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Rostock forscht derzeit nach "alternativen Steuerungskonzepten" für Smartphones, wie das Institut auf seiner Presseseite bekannt gibt. Dabei haben die Forscher EarFieldSensing (EarFS) entwickelt – eine Methode zur Navigation, bei der über einen speziellen Ohrstöpsel sogenannte "Gesichtsgesten" erfasst werden können. Dazu gehörten zum Beispiel Nicken, Lächeln oder Augenzwinkern. Der Vorteil von EarFS: Im Gegensatz zu anderen Systemen, die solche Gesten erfassen können, sei der Ohrstöpsel sehr unauffällig.
Warnung bei Müdigkeit
Der EarFS-Ohrstöpsel sei in der Lage, schon kleinste Veränderungen in der Mimik des Trägers zu erkennen. Die Herausforderung sei es in erster Linie gewesen, die kleinen Muskelströme so zu verstärken, dass sie zuverlässige Informationen liefern, berichtet Denys Matthies, der als Wissenschaftler am Fraunhofer IDG arbeitet. Gleichzeitig dürfe sich die Messung nicht durch andere Bewegungen wie etwa Gehen stören lassen; zu diesem Zweck gebe es eine "Referenzelektrode", die am Ohrläppchen angebracht wird.
Mit EarFS sollen Nutzer verschiedenste Funktionen auf dem Smartphone steuern können, so zum Beispiel die Wiedergabe von Musik oder das Annehmen eines Anrufs. Gleichzeitig könnten die anhand der Bewegung erhobenen Daten auch Informationen zum Zustand des Trägers liefern: Bei Müdigkeit und Erschöpfung am Steuer eines Fahrzeuges zum Beispiel wäre eine Warnung denkbar. Über den Smartphone-Bereich hinaus soll die Technologie Menschen zugutekommen, deren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind – oder die mit Präzisionsmaschinen arbeiten.