Wenn ihr ein möglichst schnelles Smartphone sucht, solltet ihr es wohl nicht aufgrund von Benchmark-Ergebnissen aussuchen. Zumindest für Geräte von Huawei und dessen Tochter Honor gilt das offenbar. Das chinesische Unternehmen nutzt einen Trick, damit die eigenen Geräte in den Tests mehr Leistung bringen, als sie es im Alltag tun.
Wenn ein Benchmark auf aktuellen Smartphones von Huawei und Honor ausgeführt wird, sorgt eine automatische Erkennung dafür, dass mehr Leistung als gewöhnlich zur Verfügung steht – das will AnandTech herausgefunden haben. Weil die Limitierung des Chipsatzes nur bei bestimmten Programmen deaktiviert wird, haben die Experten für einen Vergleich spezielle Versionen bekannter Benchmarks verwendet. So haben sie dann stark abweichende Ergebnisse erhalten.
"Gängige Praxis in China"
Das Honor Play soll im Test "T-Rex Offscreen" von GeekBench 127 Bilder pro Sekunde erreichen, dafür aber auch im Schnitt 8,5 Watt verbrauchen. AnandTech hat diesen Test nun erneut durchgeführt. Aber mit einer modifizierten Version des Benchmarks, bei der das Android-Gerät die Leistungs-Limitierung nicht automatisch aufhebt. Das Ergebnis: 66 Bilder pro Sekunde bei einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 4,4 Watt.
Erkennt das Smartphone bestimmte Programme, wird eine sonst aktive Limitierung aufgehoben. Dadurch verbraucht das Gerät allerdings nicht nur deutlich mehr Energie als im normalen Betrieb, es kommt gleichzeitig auch zu einer viel höheren Wärmeentwicklung. Die Leistung, die das Smartphone in einem Benchmark bringt, steht euch also bei Spielen nicht wirklich zur Verfügung.
Besserung in Sicht
Auf der IFA 2018 soll sich Dr. Wang Chenglu, Präsident der Software-Abteilung bei Huawei, zu der Angelegenheit geäußert haben. Demnach sei die Aufbesserung von Benchmark-Ergebnissen "gängige Praxis in China". Zudem sollen auch andere große Hersteller bei den Test-Punktzahlen ihrer Smartphones nachhelfen. Huawei möchte anscheinend nur mit der Konkurrenz mithalten, wo offenbar ebenfalls geschummelt wird.
Ein weiterer Grund ist angeblich, dass Benchmarks im Vergleich zur Smartphone-Nutzung in der Praxis nicht aussagekräftig sind. Huawei sei daran interessiert, dass die Branche sich auf einen Test einigt, der den Smartphone-Gebrauch im Alltag eher abbildet. Noch bevor es so weit ist, wird sich aber etwas tun: In Zukunft will Huawei Benchmark-Ergebnisse wohl durch Dritte prüfen lassen, ehe die Zahlen verkündet werden. Das Unternehmen gelobt also Besserung.