Naughty Dogs neues Spiel "Intergalactic: The Heretic Prophet" spaltet die Massen. Auf YouTube hat der Trailer weit mehr Dislikes als Likes. Die Diskussion in den Kommentaren ist in Richtung "zu woke" abgedriftet. Ich finde hingegen: Es werden die falschen Dinge kritisiert. Denn der Trailer beinhaltet auch drei große und echte Probleme, die in der aktuellen Debatte untergehen.
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Inhaltsverzeichnis
Erster Trailer spaltet das Fan-Lager
Ich bin ein großer Naughty-Dog-Fan und habe alle Spiele des Entwicklerstudios gezockt. Dem neuen Franchise habe ich entgegengefiebert. Nach mehr als einem Jahrzehnt "The Last of Us" wurde es wirklich Zeit für frischen Wind. Dann kam er endlich, der Trailer zu "Intergalactic: The Heretic Prophet" ... Und ich war sehr enttäuscht.
Ich bin mit meinen Gefühlen auf den ersten Blick nicht allein. Auf dem offiziellen PlayStation-Kanal zählt der Trailer aktuell 91.707 Likes zu 227.860 Dislikes (Stand: 19.12.24). Noch dazu häufen sich darunter gehässige Kommentare. Naughty Dog hat diese auf dem eigenen Kanal vorsorglich ausgeschaltet. Das allein sagt viel aus. Offenbar hat man mit einem Shit-Storm gerechnet.
Falls ihr den Trailer noch nicht gesehen habt:
Gleich drei große Probleme – und keines heißt "Wokeness"
Leider lenkt die Diskussion, ob der weibliche Hauptcharakter Jordan A. Mun "zu woke" sei, von den echten Problemen des Trailers ab. Ich verrate euch, warum mir Naughty Dogs angekündigtes Spiel Bauchschmerzen bereitet:
Erstens: Eine Dauerwerbesendung
Naughty Dogs Trailer ist gerade einmal 4:33 Minuten lang. Trotzdem haben es die Verantwortlichen für sinnvoll gehalten, drei Produktplatzierungen unterzubringen. Das habe ich noch nie bei einer Spieleankündigung erlebt.
Tatsächlich habe ich generell nichts gegen Marken in Spielen. Ich finde es sogar ganz cool, mir in Tony Hawks Pro Skater 1+2 genau die Adidas-Jogginghose anzuziehen, in der ich mich auch in echt beim Zocken auf der Couch lümmle.
Aber bereits im Trailer? Und dann auch noch so ungeschickt. Naughty Dog drückt uns mit dem Gesicht hinein:
- Quasi-Zoom-Out vom Porsche-Logo des Raumschiffs
- Das Sony-Logo der Stereo-Anlage strahlt hell im dunklen Zimmer
- Und dann folgt auch noch ein Close-up auf den Adidas-Schuh.
Dezent geht anders. Ich hoffe jedenfalls, dass es im fertigen Spiel nicht so weitergeht.
Zweitens: Auf den falschen Trend gesetzt
Es ist deutlich zu erkennen, wann Naughty Dog mit der Konzeptionierung des Spiels angefangen hat. Das dürfte im Zeitraum zwischen 2017 und 2019 gewesen sein. Da befand sich die westliche Welt nämlich gerade im absoluten 80er-Retro-Hype, ausgelöst durch Stranger Things und vielleicht auch Stephen Kings Neuverfilmung von ES.
Alles im Trailer zu "Intergalactic: The Heretic Prophet" schreit: "Seht meinen coolen 80er-Look an." Jordans Kleidung, die schwammigen Fernsehbildschirme und nicht zuletzt der CD-Player, der "Pet Shop Boys, actually" auflegt.
Nun ist das natürlich Geschmackssache. Die einen werden sagen "Yeay, ich liebe die 80er", andere (wie ich) rollen hingegen genervt mit den Augen. Doch eine Sache ist für mich Fakt: Der 80er-Hype ist jetzt schon ausgebrannt.
Die Verantwortlichen nahmen wohl an, der Trend würde länger anhalten. Doch inzwischen feiern die 90er ihre Retro-Wiederauferstehung – eher sogar die frühen 2000er. Wenn Intergalactic auf den Markt kommt, wird es nicht auf der Trendwelle reiten, sondern darunter begraben liegen.
Drittens: Wo ist die Liebenswürdigkeit hin?
Okay, jetzt rede ich doch irgendwie über den Charakter. Es geht mir aber nicht um das Aussehen und auch nicht um die Frauenrolle, die er womöglich verkörpern soll. Konkret verschreckt mich dieser Gesichtsausdruck:
Jordan A. Mun wirkt wie eine bockige Vierzehnjährige. Sie weiß alles besser als ihre Agentin, die in der Szene die Rolle der besorgten Mama einnimmt, und hinterlässt einen arroganten und unreifen Eindruck.
Crash Bandicoot, Jak & Daxter, Nathan Drake oder Joel & Elli – Naughty Dog war einmal dafür bekannt, unfassbar liebenswerte Charaktere zu schreiben. Doch seit Neil Druckman als Creative Director am Steuer sitzt, will man sich darauf konzentrieren "unbequem" zu sein. Unbequem wäre für mich kein Problem, unsympathisch aber schon.
Nur ein Trailer: Naughty Dog hat noch Zeit
Naughty Dogs "Intergalactic: The Heretic Prophet" hat meiner Meinung nach viele Probleme – die nichts mit Wokeness zu tun haben. Der Trailer beinhaltet zu viel Werbung, die Ästhetik setzt auf einen ausgelutschten Trend und die Protagonistin macht auf mich einen unsympathischen Eindruck.
Technisch sieht das gezeigte Material übrigens brillant aus. Jordan A. Mun wirkt so echt, dass es mir schwerfällt zu glauben, dass es sich um eine computeranimierte Spielfigur handelt. Vom Gameplay wird nichts gezeigt, aber scheinbar kämpfen wir gegen gigantische Roboter mit einer Art Laserschwert – klingt vielversprechend!
Ich hoffe, dass Naughty Dog die Schwächen ebenso erkennt und hier und dort ein wenig gegensteuert. Wenn im zweiten Trailer weniger oder keine Produktplatzierungen zu sehen sind, wäre das schon mal eine kleine Erleichterung, und vielleicht wächst Jordan bis zum Release noch aus ihrer Teenie-Phase raus.