So viel richtig gemacht, und es scheint doch nicht zu reichen: Der gewünschte Erfolg des LG G5 blieb aus. Der Hersteller baut in Folge seine Mobilsparte um. Was lief schief? Und wie geht's weiter?
Eigentlich hätte das LG G5 ein Megaseller werden müssen: Highend-Chipsatz, hochauflösendes Display, eine sehr gute Dualkamera, dazu noch der von den Fans gewünschte herausnehmbare Akku - und on-top ein teilmodularer Aufbau mit der Möglichkeit, einzelne Komponenten zu wechseln.
Kein Flop, aber erst recht kein Erfolg
Und dann das: LG verfehlt die eigenen Erwartungen an das G5 um satte 800.000 Exemplare. Anvisiert waren drei Millionen verkaufte Smartphones in diesem Quartal. Doch es wurden nur 2,2 Millionen. Kein Flop, aber ganz weit weg vom Erfolg. Und so tauscht LG die Führungsriege seiner Mobilsparte aus. Von dem Umbau verspricht man sich "neues Momentum".
Das haben gerade andere: Apple und Samsung an der Spitze teilen die Monstererlöse unter sich auf. Es folgen Huawei, Xiaomi, Oppo und Lenovo. LG findet sich auf Platz sieben der der größten Smartphone-Hersteller weltweit wieder. Das LG G5 sollte an dieser Position, zwar in den Top 10 aber zu weit weg vom Siegertreppchen, etwas ändern. Warum hat das nicht funktioniert?
Ein bisschen hiervon, ein bisschen davon
Vielleicht lag es an dem Grundkonzept, das nicht ganz zuende gedacht war. Ein teilmodulares Smartphone auf den Markt zu bringen, während Ara immer noch in den Anfängen zu stecken scheint, das zeugt von Mut. Doch offenbar wollen nicht genug Käufer zusätzlich zum hohen Anschaffungspreis eines Flaggschiffes auch noch mehr Geld für Zubehör ausgeben.
Auch die Verbindung mit den "Friends" scheint nicht gezündet zu haben. Die LG Cam Plus war nett, aber kein immenser Sprung zur eigentlichen Kameraqualität des LG G5. Die LG 360 VR bekam reihenweise schlechte Kritiken. Und auch die generelle Antwort, ob man künftig auch mit anderen Herstellern für passendes Zubehör zusammenarbeiten wolle, blieb schwammig: Man wolle schauen, wie sich das Konzept entwickle. Auch Zubehörhersteller werden abgewartet haben, ob das Flaggschiff der Koreaner überhaupt genug Traktion im Markt bekommt, auf dass sich die Entwicklung von speziellem Zubehör lohnen würde. Die Antwort auf diese Frage hat LG selbst gegeben.
Zu starke Konkurrenz?
Ein weiteres Problem dürfte das überaus starke Galaxy S7 bzw. Galaxy S7 Edge gewesen sein. Während das LG G4 im vergangenen Jahr über viele Monate unser Ranking der Top-Androiden anführte, hat Samsung bei den neuen Galaxys konsequent sämtliche Versäumnisse der redesignten Vorgänger-Generation ausgebessert und damit das fast perfekte Android-Smartphone geschaffen. Eine zu große Konkurrenz für das LG G5? Womöglich.
Und wie bereits oben erwähnt, bekommt LG nicht nur Konkurrenz durch Samsung. Auch wenn die Smartphones von Xiaomi und weiteren chinesischen Herstellern hierzulande nur über Importhändler zu bekommen sind, greifen sie LG im asiatischen Markt konsequent Anteile ab. Diese Situation wird sich auch in den kommenden Monaten und Jahren noch verschärfen.
LG muss auf sich aufmerksam machen
Wie bekommt LG das so wichtige Momentum? Mit einem Austausch der Führungsriege ist es nicht getan. Meiner Meinung nach kann sich LG keinen Kompromiss erlauben, wenn man wirklich nachhaltig ein Zeichen setzen will im Smartphone-Segment. So lobenswert der Ansatz beim LG G5 war, so vorsichtig war er schlussendlich in der Umsetzung: ein bisschen Modularität, ein bisschen Gadget-Ökosystem.
Abgesehen davon muss LG auf sich aufmerksam machen. Millionen in groß angelegte Kampagnen zu stecken, kann sich der Hersteller nicht erlauben. In dieser Phase muss LG umso stärker auf die Kosten achten. Wie es auch ohne große PR-Budgets funktionieren kann, macht OnePlus vor. Mit geschickten Aktionen macht die Oppo-Tochter seit Jahren auf sich aufmerksam.
In solch einer Situation kann das Motto nur lauten: Jetzt erst recht!