Gerade geht ein Bild, auf dem dem die Unterseiten des iPhone 6 und Galaxy S6 zu sehen sind, viral. “Samsungs design sucks”, so die Aussage. Alles Humbug. Aber der Reihe nach.
Ich mache keine Hehl daraus, wenn ich sage: Ich bin Fan der neuen Designsprache Samsungs. Vor Kurzem konnte ich in London mit Designern sprechen und bekam ein Gefühl dafür, wie schwierig es für die Koreaner war, nach Jahren das Flaggschiff optisch neu zu erfinden. Die Aufgabe hat Samsung meiner Ansicht nach mit Bravour gemeistert.
Seit Dienstagmorgen deutscher Zeit kursiert allerdings eine Aufnahme des iPhone 6, derzeit mein Smartphone der Wahl, und des Galaxy S6 im Netz. Beide Smartphones liegen aufeinander, man sieht lediglich die Unterseiten, die von mehreren Hilfslinien durchzogen sind. Während die Hilfslinie beim iPhone mittig durch den Kopfhöreranschluss, das Mikro, die Lautsprecher, den Lightninganschluss und selbst die Schrauben läuft, sieht es beim Galaxy S6 ganz anders aus.
- Das iPhone 6 und das Samsung Galaxy S6 im direkten Vergleich
Zumindest auf den ersten Blick scheint es den Designern nicht gelungen zu sein, die Elemente auf der Unterseite vernünftig angeordnet zu haben. Die Meinung der Kritiker: Samsung redet von einem großen Redesign, aber scheitert an den Basics - die Anordnungen von Elementen an einer Linie.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, haben wir mal einen tieferen Blick in unser eigenes Fotoarchiv geworfen. Die Erkenntnis in Kürze: Das Bild von iMore taugt in keinster Weise für einen Beweis, dass Samsung zu blöd ist, ein Smartphone zu designen, denn:
- Die Hilfslinien auf der Unterseite des Galaxy S6 sind parallel zu denen des iPhone 6. Das Problem: Beide Geräte liegen nicht wirklich plan aufeinander, wie man an den Abständen sieht.
- Das ist der Tatsache geschuldet, dass die Person die beiden Smartphones in der Hand hält. Kleinste Abweichungen sorgen für einen schiefen Eindruck. Zudem ist die Aufnahme per se schon schief.
- De facto ist auch die Anordnung der Elemente auf der Unterseite des S6 an der Mitte gelungen, wenn auch nicht alle Bauteile mittig angeordnet sind. Eine Hilfslinie durch die Mitte des Kopfhöreranschlusses läuft auch mittig zwischen den Lautsprecheraussparungen hindurch.
Der Vorwurf, Samsungs neues Flaggschiff sehe aus, als wäre es von einem Kindergärtner designed, ist also großer Bockmist.
Um zu verdeutlichen, wie schnell ein asymmetrischer Eindruck entsteht, wenn man zwei Smartphones übereinander stapelt, haben wir das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus übereinander gelegt. Nimmt man die Hilfslinie vom oberen Smartphone und überträgt sie auf das untere, entsteht der Eindruck, das iPhone 6 Plus sei nicht vernünftig designed.
Dass das Galaxy S6 durchaus sinnig designed ist, lässt sich am dritten Bild ablesen.
Zweifelsohne steht das iPhone 6 in der Tradition, ein typisches Apple-Gerät zu sein, was bedeutet: Selbst den kleinsten Designelementen widmet der Konzern große Aufmerksamkeit. Und sei es, dass selbst die Schrauben auf der Unterseite komplett mittig liegen mit dem Rest der Elemente. Samsung hingegen ist es nicht gelungen, sämtliche Designelemente mittig anzuordnen, dennoch sind die oben erwähnten Vorwürfe in der Form nicht haltbar.