Die Casio Smart Outdoor Watch ist eine erfrischend andere Uhr. Sie passt nicht zum Anzug, bietet dafür aber ein robustes Gehäuse und viele Funktionen für Abenteurer. Ob sie ein guter Begleiter für draußen ist, zeigt der Test.
Früher waren Smartwatches wie die erste Pebble oder die erste Samsung Galaxy Gear, groß, klobig und so gar nicht passend zum Anzug. Dann kam Motorola mit der ersten Moto 360 und spätestens seit diesem Zeitpunkt liegt der Fokus bei den Technik- und Uhrenherstellern auf schick. Die Uhr soll zwar viel können – ein Herzschlagsensor und GPS sind häufig an Bord – in erster Linie aber zum Alltag passen. Casio sieht das etwas anders. Schon der Name "Smart Outdoor Watch" macht klar: Die Uhr ist nichts für Anzugträger, sie eignet sich eher für Abenteurer.
Dementsprechend darf man hier auch kein schlankes Gehäuse wie bei der Samsung Gear S2 erwarten. Das von der Casio ist robust. Sehr robust sogar. So robust, dass es mit dem MIL-STD-810G-Standard des US-Militärs konform ist. Mit anderen Worten: Der Outdoor Watch kann so schnell nichts anhaben. Auch nicht unter Wasser, denn sie ist bis 50 Meter wasserdicht. Auf der rechten Seiten hat die Uhr drei Buttons: den Tool-Button, den Ein/Aus-Schalter und den App-Button. Auf der linken Seite befinden sich der Ladeanschluss und der Luftdrucksensor.
Die Uhr mit den zwei Displays
Noch viel wichtiger als bei anderen Smartwatches ist bei der Casio das Display. Denn in Wahrheit hat die Uhr gleich zwei davon. Einen 1,3 Zoll großen LCD-Bildschirm, der mit 320 x 300 Pixeln auflöst. Darüber liegt ein ebenso großes monochromes LC-Display, das nur Zeit und Datum anzeigt. Der Gedanke dahinter ist klar: Wer die Smartwatch-Funktionen gerade nicht braucht, trägt die Uhr einfach als normale Armbanduhr – und spart so Strom.
Drei bis vier Tage Laufzeit sind auf diese Weise drin, wenn Ihr zusätzlich noch die Vibration abstellt. Für eine Smartwatch ist das gar kein so übler Wert. Wollt Ihr noch mehr herausholen, könnt Ihr die smarten Funktionen auch ganz abschalten. Dann habt Ihr allerdings eine ziemlich teure normale Digitaluhr. Die Idee ist trotzdem genial. Für den Smartwatch-Betrieb gibt es darüber hinaus einen Helligkeitssensor, der die Displayhelligkeit an die Lichtstärke anpasst. Er sitzt am unteren Bildschirmrand und sorgt dafür, dass das Display nicht komplett rund ist. Das kennt man ja bereits von der Moto 360.
Unter der Haube finden sich allerhand Sensoren, die sich für Abenteurer eignen. Dazu gehören neben dem obligatorischen Gyrometer und dem bereits erwähnten Luftdrucksensor ein Beschleunigungsmesser und ein Kompasssensor. Allerdings fehlen meiner Ansicht nach zwei sehr wichtige Dinge: ein Herzschlagsensor und ein GPS-Chip. Ohne die beiden Komponenten müsst Ihr Euer Smartphone immer dabei haben, um zumindest gewanderte oder mit dem Mountainbike gefahrene Kilometer präzise zu tracken. Das Problem: Nur wenige Smartphones sind wasserdicht und so robust wie die Casio-Uhr.
Android Wear mit Sonderfunktionen
Als Betriebssystem läuft Googles Android Wear auf der Uhr. Das bedeutet, dass sie in Verbindung mit einem Android-Smartphone sehr viel und zusammen mit einem iPhone sehr wenig kann. Das bekannte System erweitert Casio um zahlreiche Apps, darunter der Kartendienst Viewranger und die Lauf-App Runkeeper. Um sie zu nutzen, müssen sie aber auch auf Eurem Smartphone installiert sein. Über den Tool-Button zeigt Euch die Uhr den Kompass, die Daten vom Höhenmesser, den Sonnenauf- und -untergang, die Gezeiten und Eure Leistungsdaten in Echtzeit an.
Damit das richtig funktioniert, braucht Ihr auf dem Smartphone noch die Casio-App "Moment Setter+", denn manche Sensoren müssen vor Dienstantritt kalibriert werden. Außerdem stellt Casio einige Watchfaces zur Verfügung, mit der Ihr die Daten sowie den Luftdruck direkt übers Zifferblatt ablesen könnt. Bei den herkömmlichen Funktionen unterscheidet sich die Casio dann nicht mehr von den Uhren von Huawei, Asus und Co.
Fazit: Da fehlt noch etwas
Eigentlich schade: Casio hat sich sehr viel einfallen lassen, um die eigene Smartwatch von der breiten Masse abzuheben. Warum man bei einer Outdoor Watch aber keinen GPS-Chip untergebracht hat, bleibt ein Rätsel. So müsst Ihr Euer Smartphone in jedem Fall immer dabei haben. Für Abenteurer und Outdoor-Freunde eignet sich die Uhr dann nur noch, wenn es sich bei dem Smartphone um ein Rugged Phone wie das CAT S60 handelt. Sportler vermissen den Herzschlagsensor.
Punkten konnte Casio dagegen mit dem doppelten Display. Die Idee ist einfach genial und spart viel Strom. Da dürfen sich andere Hersteller gern inspirieren lassen. Wenn es in der nächsten Version mit dem GPS-Chip klappt, gibt es eigentlich kaum noch etwas, das gegen die Casio spricht. Außer vielleicht der Preis. Mit einer UVP von 499 Euro ist die Uhr nämlich deutlich teurer als Konkurrenzprodukte.