Schon das Google Pixel 3a (XL) hatte mich fast überzeugt. Ich fand Gefallen an dem Smartphone des Android-Machers, doch ein paar Punkte ließen mich zweifeln. Nun war ich gespannt auf das Flaggschiff der neuen Generation, das Google Pixel 4. Hat Google die kleinen Kritikpunkte des Vorgängers ausgemerzt? Das Google Pixel 4 im Test.
- Google Pixel 4 ist ein schönes Smartphone
- Was außen am Pixel 4 fehlt
- Eine kleine Startschwierigkeit
- Ein schwarzer Balken am Displayrand
- Google Pixel 4 und der Google Assistant
- Display und Akku im Test
- Kamera im Test
- Mein Fazit
So ein Smartphone von Google hat ja einige Vorteile gegenüber anderen Android-Handys. Da gibt es Updates vor allen anderen, immer die aktuelle Android-Version und ausschließlich Apps von Google, keine Drittanbieter-Software. Trotzdem konnten sich die Pixel-Smartphones nie so richtig gegen Huawei und Samsung durchsetzen. Warum eigentlich?
Im Prinzip verfolgt Google mit dem Pixel das gleiche Konzept wie Apple mit dem iPhone. Es gibt jedes Jahr genau ein Release, bei Google gibt es sogar nur zwei Varianten, die sich eigentlich nur in Display- und Akkugröße unterscheiden. Seit letztem Jahr gibt es mit dem Pixel 3a auch günstigere Mittelklasse-Modelle. Und der Android-Macher weiß natürlich am besten, welche Hardware es braucht, damit alle Rädchen wie geölt ineinandergreifen. Insofern ist ein Google Pixel einem Apple iPhone ziemlich ähnlich – nur eben mit Android.
Das erste Smartphone, das ich wirklich schön finde
Ich hatte ja schon einige Smartphones in der Hand. Flaggschiffe, Riesen-Displays, Mittelklasse-Modelle und Budget-Phones. Und alle hatten ihre Besonderheiten, die sie unverwechselbar machten. Aber wirklich derart "schön", dass ich ungern eine Hülle darum spannen würde, fand ich kaum eines. Beim Google Pixel ist das anders.
Meiner Ansicht nach kommt bisher kein Smartphone an die Optik und Haptik des Google Pixel heran. Nicht nur der Kontrast der weißen Rückseite mit dem schwarzen Rahmen fallen ins Auge, auch der orange abgesetzte Power-Button ist ein echter Eye-Catcher. Unter diesem sitzt eine passgenau verarbeitete Lautstärkewippe, die wie der restliche Rahmen im matten Schwarz gehalten ist.
Auf der Rückseite befindet sich neben dem quadratischen Dual-Kamera-Modul nur noch das unauffällige, aber markante "G" des Google-Logos an der Unterseite. Auch Fingerabdrücke sind bei der matt-weißen Glasrückseite überhaupt kein Thema. Display und Rückseite gehen kantenlos in den Rahmen über. Insgesamt würde ich für die Verarbeitung und Optik alle Sterne der Milchstraße vergeben.
Mit einer Displaydiagonale von 5,7 Zoll ist das Pixel 4 überaus handlich für ein Flaggschiff. Es lässt sich problemlos einhändig bedienen und ist mit 161 Gramm wirklich ein Fliegengewicht – ohne dass es trotz mangelnder Schwere weniger wertig wirkt.
Was an der Oberfläche des Google Pixel 4 fehlt
Eines fällt sofort ins Auge – oder besser gesagt eben nicht: die fehlende 3,5 Millimeter Klinke für kabelgebundene Kopfhörer. Auch ein Fingerabdrucksensor ist nicht zu erkennen und nein, den verbaut Google auch nicht unter dem Display des Pixel 4. Dafür gibt es die Gesichtsentsperrung – doch dazu später mehr.
Auch schade: Im SIM-Slot gibt es Platz für genau eine SIM-Karte – das war es dann schon. Dual-SIM könnt ihr noch per eSIM-Funktion einrichten, doch auf eine microSD zum erweitern des nicht gerade üppigen Speicherplatzes müsst ihr verzichten. Die günstigere Variante des Pixel 4 kommt mit 64 Gigabyte (GB), die 128 GB-Variante kostet gleich mal 100 Euro mehr.
Eine kleine Startschwierigkeit mit dem Google Pixel 4
Nach dem ersten Anschalten habe ich natürlich gleich den mit Android 10 eingeführten Dark Mode aktiviert. Das Google Doodle Standard-Hintergrundbild taucht das Pixel 4 auch direkt in die schwarze Schönheit. Dumm nur, dass die Beschriftungen der App-Icons genauso wie Uhrzeit, Datum und Wochentag schwarz blieben – zunächst.
Denn ein Blick in die Systemeinstellungen zeigte mir: Da gibt es noch ein Update! Und nach diesem war das kleine Problem auch direkt behoben. Apropos Software-Update: In der Zwischenzeit gab es davon einige, sodass ich beim Einrichten erst einmal mit dem Installieren der selbigen beschäftigt war. Oder besser gesagt: Auf die Fertigstellung der Downloads und Installationen gewartet habe. Google versorgt das Pixel 4 garantiert bis Oktober 2022 mit Updates. Das sind dann insgesamt drei Jahre – also 12 Monate Bonus im Vergleich zur Konkurrenz.
Ein schwarzer Balken mit viel Technik
Was auch kurz nach dem Anschalten auffällt: Der doch recht dicke Rand an der Oberseite des Smartphones. Das ist jetzt nicht gerade ein Design, das auf ein Flaggschiff aus dem Jahr 2019 deuten lässt, allerdings hat das seine Gründe: Denn in diesem Balken sitzen eine Menge Sensoren.
Da gibt es nämlich nicht nur die 8 Megapixel Frontkamera, sondern auch Helligkeitssensor und Infrarotsensoren, die sowohl für die Gesichtserkennung, als auch für die Gestensteuerung Motion Sense zuständig sind. Und das funktioniert zwar einwandfrei, doch gibt es hier sicherlich noch mehr Potential für App-Entwickler.
Zunächst die Gesichtserkennung. Da es beim Google Pixel 4 eben keinen Fingerabdrucksensor gibt, sollte das Feature reibungslos funktionieren, denn sonst müsste ich ja immer wieder meinen Code eintippen. Das bin ich einfach nicht mehr gewohnt. Das Einrichten klappt ohne Schwierigkeiten und beim Google Pixel 4 Test hat mich die Funktion echt überzeugt: Kaum schalte ich das Display ein, ist es entsperrt. Und auch wenn ich eine Brille aufsetze, erkennt es mein Gesicht.
Und das geht sogar noch besser: Dank Motion Sense erkennt das Pixel 4, wenn ich meine Hand darüber halte. Nehme ich das Pixel also vom Tisch und halte es vor meine Augen, ist das Display schon entsperrt. Denn das Smartphone erwacht, wenn es Bewegung über ihm erkennt, entsperrt wird das Pixel dann durch die Gesichtserkennung. Und das geht alles in einer fließenden Bewegung – einfach klasse!
Motion Sense kann sogar noch mehr: Mit einem Wischen von rechts nach links über das Pixel-Display oder umgekehrt, wählt ihr bei der Wiedergabe von Musik den nächsten oder vorherigen Titel. Die Richtung der Geste könnt ihr einstellen. Ein angedeuteter Schlag aufs Handy pausiert die Wiedergabe. Außerdem erkennt das Smartphone, ob ihr gerade etwas lest und hält das Display so aktiv. Das sind ein paar nette Features, aber eben auch nur "nice to have". Beim nächsten Pixel werden die Sensoren wohl zugunsten einer größeren Screen-to-Body-Ratio wegfallen.
Google Pixel 4 und der Google Assistant
Klar, ein Smartphone von Google hat natürlich den Google Assistant. Und den könnt ihr per "Voice Match" mit einem einfachen "Hey Google" aktivieren und so euer Smartphone steuern. Aber: Es lässt sich nicht einstellen, dass der nur reagieren soll, wenn das Display entsperrt ist. So kann die nette Frau aus dem Handy schon mal antworten, obwohl ihr den Assistenten gar nicht starten wolltet.
Die Lösung ist hier eine Geste. Beim Einrichten des Smartphones wird euch beigebracht, wie ihr den Google Assistant durch eine Art "Quetschen" der unteren Hälfte Pixel 4 weckt. Das ist schnell erlernt und mindestens genauso effektiv und schnell wie ein gesprochenes "Hey Google". Und sicher passiert euch das auch nicht aus Versehen – auch wenn das selbst bei gesperrtem Bildschirm funktioniert.
Und wer das auch nicht mag, kann mit "Active Edge" den Assistenten wecken. Aktiviert ihr die Funktion, müsst ihr nur von einer der beiden unteren Ecken eures Google-Phones in Richtung Smartphone-Mitte wischen. Ihr könnt den Assistent natürlich auch gänzlich deaktivieren.
Ansonsten bekommt ihr ein Android-Smartphone mit allen Google-Diensten ohne großartige Zusatz-Software von Drittentwicklern. Das macht beim ersten Anschalten schon einen aufgeräumten Eindruck. Und wollt ihr all eure Daten vom alten Handy behalten, verbindet ihr es einfach direkt mit dem ausrangierten Smartphone und kopiert alles in Höchstgeschwindigkeit rüber. Das geht mit dem mitgelieferten USB-C zu USB-C Kabel.
Für die flüssige Performance sorgen der starke Snapdragon 855 – nicht der 855+ – und 6 GB Arbeitsspeicher (RAM). Die klingen erstmal wenig, das fällt aber auch nicht auf. Zur Erinnerung: Im iPhone 11 werkeln gerade mal 4 GB RAM.
Gutes Display mit einer Schwäche und ein dünner Akku
Mit dem 5,7 Zoll Display kommt mit starken Kontrasten und einer Auflösung von 2.280 x 1.080 Pixel bei einem Seitenverhältnis von 19:9. Die Pixeldichte ist also mit 444 Pixel per Inch (ppi) und Full HD+ auf der Höhe der Zeit. Dazu sorgt eine höhere Bildwiederholfrequenz von 90 Hertz für eine flüssige Bewegungswiedergabe – sowohl beim Streamen als auch Scrollen. Das kann sich sehen lassen! Besonders praktisch: Zum Akkusparen reduziert das Pixel 4 die Bildwiederholfrequenz auf 60 Hertz.
Der Akku ist leider ziemlich klein geraten. Nur 2.800 Milliamperestunden (mAh) sorgen im Google-Smartphone für Saft. Wollt ihr ausgiebige Touren unternehmen und viele Schnappschüsse machen, solltet ihr den Gebrauch von Apps reduzieren oder eine Powerbank einstecken. Nach einer ausgedehnten Fotosession an der Isar mit permanenter Beschallung über Bluetooth-Kopfhörer musste das Google-Smartphone jedenfalls ans Netz.
Beim Display ist mir allerdings bei meiner Benchmark – eine besonders dunkle Folge von "Spuk in Hill House" – aufgefallen, dass es doch ziemlich dunkel daherkommt. Da gibt es auf jeden Fall noch Luft nach oben. Aber mit dem doch etwas kleineren Display ist das Pixel 4 weniger ein Multimedia-Smartphone als ein großartig kompakter Alltagsbegleiter. Und darauf lege ich persönlich mehr Wert.
Starke Kamera mit beeindruckendem Zoom
Beim Google Pixel 4 kommen erstmals zwei Kameralinsen auf der Rückseite zum Einsatz: Da gibt es eine 16 Megapixel (MP) Tele- und eine 12,2 MP starke Hauptlinse nebeneinander. Beide kommen mit optischer und elektronischer Bildstabilisierung. Das klingt erstmal wenig, doch im Kameratest hat mich das Google Pixel 4 vollends überzeugt.
Beim Zoom könnt ihr maximal 8-fach vergrößern – das klingt im Vergleich zum 100-fach Zoom von Samsung auch nicht so viel, allerdings ist die Qualität absolut spitze. Die Bilder bleiben scharf, auch wenn es natürlich einen kleinen Qualitätsverlust gibt. Der fällt aber erst beim Vergrößern des Schnappschusses so wirklich auf.
Noch ein Highlight: Der Nachtmodus. Wo andere Rauschen, bleibt das Google Pixel 4 stark und hebt Details hervor, die vorher nicht zu sehen waren. Und das ohne die Atmosphäre der Dunkelheit zu zerstören. Ja, es wird heller, allerdings bleibt der Mantel der Nacht erhalten.
Mit dem Porträtmodus setzt ihr nicht nur Gesichter schön in Szene, sondern knipst auch tolle Detailaufnahmen. Dabei muss das Objekt gar nicht mal in naher Entfernung sein, die Tiefenwahrnehmung funktioniert auch über mehrere Meter. Dabei könnt ihr auch ein Objekt in der Ferne in den Fokus nehmen, sodass alles im Vordergrund in Unschärfe gesetzt wird.
Lustige Spielerei ist der "Playground"-Modus. In diesem Kamera-Modus könnt ihr euch per Augmented Reality animierte Figuren in die Umwelt setzen. Zum Beispiel die Pokémon aus dem Animationsfilm "Detektiv Pikachu" – das erinnert dann stark an den Augmented Reality Hit "Pokémon Go!".
Das Google Pixel 4 ist mein Held, weil …
… es wirklich ein Smartphone ist, dass es so eigentlich gar nicht mehr gibt. Mit dem 5,7 Zoll Display ist es für ein Flaggschiff aus dem Jahr 2019 angenehm handlich, ich finde es optisch und haptisch mehr als ansprechend und bei den Funktionen gibt es einiges zu entdecken. Dazu kommt es ausschließlich mit den beliebten und performanten Google-Diensten, es ist also ab Werk app-seitig aufgeräumt und bietet eine Kamera, die trotz vergleichsweise geringer Megapixel-Zahlen eure Motive schön in Szene setzt.
Die Kritikpunkte wie der kleine Akku, das etwas dunkel geratene Display und der fehlende Kopfhöreranschluss kann das Pixel meiner Ansicht nach durch seine technisch einwandfreie Abstimmung, die grandiose Verarbeitung und die insgesamt Top-Alltagstauglichkeit wettmachen. Mich überzeugen auch die "kleinen Dinge" wie Motion Sense und die schnelle Performance der Sensorik, die zum Beispiel bei der Gesichtserkennung zum Einsatz kommt.
Für mich ist das Google Pixel 4 das perfekte Smartphone für Android-Fans und auch in punkto Stilfaktor eine echte Alternative zum ikonischen Apple iPhone. Darüber hinaus ist das Google Pixel 4 derzeit günstig zu haben. Ich werde jedenfalls immer mehr zum Pixel-Fan. Und ihr?
Testwertung: Google Pixel 4
- Ansprechendes Design
- Flüssiges 90 Hertz Display, aber ...
- Sehr gute Verarbeitung
- Starke Kamera
- Handliches Format
- Kleiner Akku
- ... dunkles Display
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BetriebssystemAndroid 10.0
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Prozessor: NameQualcomm SM8150 Snapdragon 855
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Prozessor: Taktung1x2.84 GHz & 3x2.42 GHz & 4x1.78 Ghz
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Prozessor: Anzahl Kerne8
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Speicherkapazität64|128 GB
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Arbeitsspeicher6 GB
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Kamera-Auflösung: Back16/12.2 Megapixel
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Kamera-Auflösung: Front8 Megapixel
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Bildschirmdiagonale5.7 Zoll
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Auflösung Höhe2280 Pixel
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Auflösung Breite1080 Pixel
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GrafikchipAdreno 640
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Display TechnologieOLED
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Display Pixeldichte444 ppi
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Schnittstellen/AnschlüsseUSB-C
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Feature: Bluetooth
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Feature: WLAN
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Feature: NFC
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Feature: GPS
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Feature: GPRS/EDGE
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Feature: UMTS
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Feature: LTE
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Feature: Fingerabdruckscanner
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Akkuleistung2800 mAh
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Höhe147.1 mm
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Breite68.8 mm
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Tiefe8.2 mm
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Gewicht162 g
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StatusAusverkauft