Sie fliegt wieder: GoPro schickt seine Actioncam mit der "Karma" in luftige Höhen. Erneut. Auf Malta konnten wir die Kamera-Drohne und das neue GoPro-Zubehör ausgiebig ausprobieren. Das Hands-on.
Von dem Desaster mit der ersten Version der Karma Drohne, bei der es zu Stromausfällen in der Luft kam, hat sich der Hersteller erholt und mischt mit seiner Rucksack-Drohne jetzt den Markt auf. GoPro selbst sagt, es sei "mehr als eine Drohne" – und soll damit Recht behalten.
Anstecken und losfliegen
Der Actioncam-Pionier hat seine breite Palette an Zubehör zu seiner Actioncam Hero 5 bzw. Hero 4 um die Drohne Karma erweitert. Das Fluggerät ist nicht eigenständig, funktioniert also nur, wenn die GoPro-Kamera angesteckt ist und ergänzt diese um eine Vogelperspektive. Auf Malta flogen wir mit der Karma über ein Weinanbaugebiet und das Filmset "Popeye Village", das 1980 als Kulisse für "Popeye – Der Seemann mit dem harten Schlag" mit Robin Williams gebaut wurde.
Besonders gut gefallen hat mir die einfache Steuerung der Karma Drohne. Mit einer beiliegenden Fernsteuerung, die über ein eigenes Display verfügt, ist alles sehr, sehr simpel gehalten: Ihr steckt als erstes den Gimbal mit der GoPro-Kamera an die Drohne, schaltet die Karma ein und haltet dann auf der Steuerung die Start-Taste drei Sekunden lang gedrückt. Die Karma hebt automatisch einige Meter vom Boden ab, schon könnt Ihr sie mit den Joysticks in alle Richtungen bewegen und um 360 Grad drehen.
Zu jeder Zeit stand die Drohne während meines Hands-on stabil in der Luft. Auch als ich bei Wind über das Meer geflogen bin. Ich hatte immer ein sicheres Gefühl und konnte den Weg der Drohne präzise steuern. Automatisch landen kann die Karma auch. Dafür wählt Ihr entweder aus, dass sie zum Startpunkt zurückkehrt oder zu Eurer aktuellen Position fliegt und dort landet.
Der große Akku ist zwar alles andere als handlich, ermöglicht aber auch eine Flugzeit von rund 15 bis 20 Minuten. Aufgeladen soll ein Akku nach knapp einer Stunde sein. Sorgen um den Transport muss man sich nicht machen. Im Lieferumfang enthalten ist ein stabiler Rucksack-Koffer, der auch Platz für Extraakkus bietet.
Die Karma erreicht Geschwindigkeiten von bis zu etwa 50 Kilometern pro Stunde, beschleunigt aber nicht so rasant wie andere Drohnen, sodass sich die Steuerung für Nicht-Profis jederzeit kontrolliert anfühlt. Sie kann bis zu 1000 Meter über Euch schweben und sich bis zu 3,5 Kilometer entfernen. Doch bedenkt: In Deutschland darf nur auf Sicht geflogen werden! Mit Kamera wiegt sie knapp drei Kilo und ist damit schwerer und nicht ganz so kompakt wie beispielsweise die DJI Mavic Pro.
Steuerung mit eigenem Display
Die Steuerungseinheit sieht ein bisschen aus wie ein Gamepad. Zwei Joysticks kümmern sich um Höhe, Geschwindigkeit und Richtung. Dazu kommen ein Powerknopf, ein Startknopf und einer für die automatische Landung. Das Display ist schon recht hell. Allerdings war es auf Malta dann doch so sonnig, dass der Bildschirm an seine Grenzen kam. Ich persönlich empfinde es als praktisch, dass GoPro bei der Steuerung auf ein eigenes Display statt auf das Smartphone setzt. Denn bei anderen Drohnenflügen war der Akku meines Telefons meist recht schnell leer.
Über Schultertasten rechts startet und stoppt Ihr die Aufnahme der Kamera, wählt den Modus aus oder markiert besondere Szenen mit einem Highlight-Marker. Links befindet sich auf Höhe der Schultertaste ein Drehregler, mit dem Ihr die Kamera nach oben bzw. unten ausrichtet.
Mit diesem "Gamepad" könnt Ihr vor Eurem ersten echten Flug auch erstmal eine Art Flugsimulator starten. Dann wird auf dem Display der Drohnenflug anschaulich visualisiert und die Steuerung erklärt. Für Einsteiger optimal, um ein Gefühl für die Drohne zu kommen. Beim Fliegen erhaltet Ihr auf dem Display dann neben einem Video-Livestream aus der Actioncam auch Informationen über Höhe, Entfernung und Geschwindigkeit.
Kinoreife Filmaufnahmen
Unterschiedliche Flugmodi bringt die Karma auch mit. Zum Beispiel legt Ihr einen Start- und Endpunkt fest, den die Drohne automatisch immer wieder abfliegt. Oder Ihr macht ein "Drohnie". Dabei fliegt Ihr die Drohne in Eure Nähe. Sie bewegt sich dann rückwärts von Euch weg und steigt hoch, sodass im Video nach und nach die Umgebung enthüllt wird, in der Ihr Euch befindet.
Über die App Karma Passenger könnt Ihr das Livebild aus der Kamera auch auf Eurem Smartphone oder Tablet verfolgen und sogar die Kamera bewegen. So kann man sich als Drohnenpilot ganz auf die Steuerung konzentrieren, währen bis zu drei andere Leute das Video beobachten.
Das Karma-Ökosystem
Wer schon immer gern Videos mit einer GoPro Actioncam gemacht hat, weiß, dass sich hier vor allem alles um die außergewöhnlichen Perspektiven geht. Es gibt Brustgurte, Klebe-Befestigungen für den Helm, Stative, Selfie-Sticks und mehr. Die Karma Drohne bringt Eure Kamera nun in die Luft. Der abnehmbare Gimbal wird aufgesteckt auf einen Stab, den Karma Grip, zu einem handlichen Bildstabilisator. Das alles zusammen ist als Komplettsystem sehr praktisch. Beim Hands-on hatten wir auch noch den Rucksack "Seeker" dabei, an dem wir den Karma Grip samt Kamera vorn an den Schultergurten befestigen konnten.
Wer also einmal im GoPro-Universum unterwegs ist, hat inzwischen sehr viele Möglichkeiten, die gewünschten Motive mit derselben Kamera einzufangen. Praktisch für die Nachbearbeitung, da Ihr nun nicht erst am Computer das Material aus der Actioncam und einer anderen Drohnen-Kamera zusammentragen und schneiden müsst, sondern gleich die Hero 4 oder 5 an die Drohne hängt, wenn Ihr Luftaufnahmen haben wollt. Über passende Apps (GoPro Capture und GoPro Quik) lassen sich die Videos aus der Kamera direkt in kleine Schnipsel teilen und automatisch zu einem Video zusammenfügen. Optimal, wenn Ihr einfach schnell Eure besten Momente einer Tour oder des Tages teilen wollt.
Preise und Verfügbarkeit
Die Karma ist ab sofort im Handel erhältlich. Bei GoPro bekommt Ihr ein Set bestehend aus Drohne und Zubehör in einem Koffer für rund 1000 Euro. Inklusive Hero 5 Black Actioncam kommt das Drohnen-Set auf rund 1400 Euro. Ein Extra-Akku kostet 120 Euro. Besitzt Ihr schon eine Hero 4 Kamera, benötigt Ihr noch eine Halterung für 35 Euro, um sie an der Drohne zu befestigen.
Ihr könnt beim Hersteller auch noch ein zweijähriges Schutzpaket kaufen. Wenn die Drohne einmal abstürzt und danach nicht mehr funktioniert, bekommt Ihr eine neue zugeschickt. Dieser Dienst kostet einmalig 240 Euro.
Vorläufiges Fazit: Neustart geglückt
Was mir bisher noch fehlt ist ein Verfolgermodus, bei dem die Drohne automatisch hinter oder vor mir fliegt – so wie ihn etwa die Mavic Pro von DJI beherrscht. Von den Problemen der ersten Generation haben wir davon abgesehen beim Hands-on nichts mehr gemerkt. Die Drohne lässt sich auch von Einsteigern gut fliegen, steht stabil in der Luft und erweist sich als praktische Ergänzung für die Actionkamera.
Testwertung: GoPro Karma
- erweitert Actioncam-Zubehör
- leicht steuerbar
- sehr stabil
- schnell einsatzbereit
- Gewicht
- Größe