Das Huawei MateBook im ausführlichen Test

Huawei MateBook
Huawei MateBook (© 2016 CURVED )
131

Als Redakteur und Reporter bei CURVED sind die Anforderungen an mein Arbeitsgerät klar gesteckt: Es muss eine gute Tastatur haben, leicht und transportabel sein und trotzdem einen ausdauernden Akku bieten. Ein MacBook Air erfüllt diese Anforderungen – das Huawei MateBook auch? Der Test.

(© 2024 CURVED )

Zumindest beim Gewicht kann man sich schon einmal nicht beschweren: Das Huawei MateBook wiegt gerade einmal 640 Gramm. Da kommt nicht einmal das kleine, dünne MacBook (920 Gramm) ran, geschweige denn das 13 Zoll große und 1,35 Kilogramm schwere MacBook Air. Allerdings ist dabei die Tastatur noch nicht mitgerechnet. Mit deren rund 500 Gramm steigt das Gewicht auf 1.140 Gramm. Damit liegt es also zwischen den MacBooks, ist mir für den Alltag aber immer noch leicht genug.

Das geringe Gewicht erreicht Huawei durch die extrem flache Bauweise des Tablets. Es misst in der Dicke nur 6,9 Millimeter und ist damit genauso dünn wie das große iPad Pro. Wie beim Apple-Tablet ist auch das Gehäuse des MateBooks aus Aluminium. Das führt dazu, dass sich die Geräte, zumindest was die Rückseite angeht, ähneln. Beim Huawei-Modell fehlt lediglich die Kamera. Aber das finde ich gar nicht schlimm. Denn mit einem Tablet fotografiere ich äußerst selten, mit einem Notebook sogar noch weniger.

Das 12 große LC-Display bietet eine Auflösung von 2160 x 1440 Pixeln (216 Pixel pro Zoll). Damit liegt es ungefähr auf Augenhöhe mit dem Retina-Bildschirm vom MacBook. Der schafft 2304 x 1440 Bildpunkte. Das Bild, das das MateBook abliefert, ist angenehm hell und knackig scharf.  Die Farben sind kräftig und sehr lebensecht. Da muss sich mein MacBook Air geschlagen geben.

Kaum Anschlüsse, aber viel Zubehör

Das 3:2-Seitenverhältnis des Displays macht klar, dass man das MateBook im Landscape-Modus halten soll. Dementsprechend befinden sich oben der Einschalter und die Lautsprecher, unten eine Art Smart-Connector zum Anschluss der Tastatur. Positiv fällt der Fingerabdrucksensor auf der rechten Seite zwischen den Lautstärketasten auf. Der funktioniert genauso zuverlässig wie die Sensoren in Huaweies Smartphones. Ein Passwort zum Entsperren des Bildschirms müsst Ihr nicht mehr eingeben. Praktisch! Das ist zwar auch bei Apple bald Geschichte. Für deren "Auto Unlock"-Feature braucht Ihr aber eine Apple Watch (und ein iPhone).

Bei den Anschlüssen gibt sich Huawei minimalistisch: Außer einem Kopfhöreranschluss links und einem USB-Typ-C-Anschluss rechts gibt es ab Werk keine Möglichkeit, weitere Geräte anzuschließen. Immerhin liegt dem MateBook ein Adapter von USB-C auf USB-A bei, sodass Ihr auch unterwegs schnell einen USB-Stick oder eine Festplatte oder zu Hause einen Drucker anschließen könnt. Bei anderen Herstellern bezahlt Ihr dafür 25 Euro.

Wenn Ihr mehr braucht, müsst Ihr Euch das MateDock zulegen. Damit erweitert Ihr das MateBook um zwei USB-3.0-Eingänge und je einen LAN-, Mikro-USB-, HDMI- und VGA-Anschluss. Ebenfalls separat erhältlich ist der MatePen mit 2.048 Druckstufen, der sich aber überwiegend für künstlerisch begabte Nutzer eignet. Um auch wirklich mit dem MateBook arbeiten zu können, braucht Ihr außerdem das schon erwähnte Keyboard Portfolio Keyboard. Das dient gleichzeitig auch als Schutzhülle.

Huawei MateBook
Stift und Dock: Fürs Huawei MateBook gibt es massig Zubehör. (© 2016 CURVED )

Obwohl die Tasten des Keyboards ganz schön klackern und sich die Tastatur beim Tippen in der Mitte biegt, lässt sich darauf ganz ordentlich schreiben. Das Touchpad macht dagegen keinen guten Eindruck. Oft reagiert sehr träge und häufig interpretiert es einen eindeutigen Rechtsklick noch als Linksklick. Das nervt! Wenn Ihr im PC-Modus als zu häufig den Touchscreen benutzt, kann es auch sein, dass das Touchpad den Dienst kurzeitig quitiert.

Eine andere Sache ist die Stabilität des Covers. Um das MateBook als Notebook zu benutzen, kommt ein ähnlicher Mechanismus wie beim iPad zum Einsatz, der aber wenig stabil wirkt. Ich hatte permanent Angst, dass mir die Tablet-Cover-Kombi vom Schoß rutscht, wenn ich in der Bahn gearbeitet habe. Dazu kommt, dass das Cover nur zwei Einstellungen für den Bildschirm zulässt. Es nicht stufenlos verstellbar, wie der Kickstand beim Surface Pro 4 oder das Scharnier eines echten Notebooks. Für die Arbeit im Café oder an anderen Orten mit Tischen mag das ausreichen. Wenn Ihr wirklich unterwegs seid, ist diese Lösung dagegen nicht optimal.

Qualität ist auch das Stichwort beim Material. Sowohl die Hülle fürs Tablet als auch das Case für das Dock bestehen aus Leder. Klingt hochwertig, ist es aber nicht. Während das Tablet an sich wirklich erstklassig verarbeitet ist, fühlt sich das Zubehör billig an. Die etwas zu schwachen Magneten, die das Cover vom MateDock schließen und den Stift an der Tablet-Hülle halten sollen, unterstreichen das Gefühl.

Huawei MateBook
Auf dem Tisch ist es okay, auf dem Schoß wird das Huawei MateBook zum Wackelkandidaten. (© 2016 CURVED )

Leider kein Dauerläufer

Huawei verspricht bis zu zehn Stunden Akkulaufzeit. Leider ist der Wert nicht mehr als ein Werbeversprechen. Ich bin mit einem zu 95 Prozent geladenem Akku in Lübeck in den Zug gestiegen und habe per WLAN unterwegs gearbeitet. Als ich nach 50 Minuten in Hamburg ankam, waren noch 78 Prozent übrig. Das soll laut Windows 10 noch für gute vier Stunden Betrieb ausreichen. Vor Fahrtantritt waren es noch acht. Unterwegs habe ich per WLAN-Router in Google Drive gearbeitet ­­­- wohlgemerkt im vom Microsoft als besonders stromsparend angepriesenen Edge-Browser - und ein paar Minuten "Jetpack Joyride" gespielt. Einen ganzen Arbeitstag hat das Gerät nicht durchgehalten. Mit dem MateBook auf die IFA oder den MWC? Lieber nicht.

Dabei stecken in den MateBooks die stromsparenden "Intel Core m"-Prozessoren der Skylake-Serie. In unserem Testgerät ist das kleinste Modell, der m3-6Y30, verbaut. Dessen zwei Kerne takten grundsätzlich mit 0,9 Gigahertz und können maximal 2,2 Gigahertz erreichen. Dem zur Seite stehen vier Gigabyte Arbeitsspeicher. Eine dedizierte Grafikkarte gibt es nicht. Für ambitionierte Gamer eignet sich das MateBook also nicht, im Office-Betrieb merkt man dem Gerät die geringe Leistung dagegen nicht an. Alles läuft flüssig. Sogar 4K-Videos schafft das MateBook ohne Probleme.

Huawei MateBook
Mehr als Surfen und Videos schauen ist mit dem MateBook als Tablet nicht drin. (© 2016 CURVED )

Das Betriebssystem, Windows 10, muss man mögen. Mir sind in den ersten zehn Minuten mit dem MateBook gleich zwei Programme abgestürzt: Outlook und Word. Dafür kann Huawei freilich nichts. Auch nicht dafür, dass das System noch nicht komplett auf 2-in-1-Geräte ausgerichtet ist. Beispiel gefällig? Geht Ihr in die Energieeinstellungen, könnt Ihr "auswählen, was beim Zuklappen des Computers geschehen soll." Entweder schaltet das Gerät dann in den Ruhe- oder in den Energiesparmodus. In beiden Fällen könnt Ihr das MateBook einfach einstecken und die Arbeit später mit allen zuvor geöffneten Fenstern fortsetzen.

Der Unterschied: Im Ruhemodus werden die Daten in den RAM geschrieben. Damit sie dort nicht verloren gehen, musst der Arbeitsspeicher auch mit Strom versorgt werden, wenn Ihr das MateBook gar nicht benutzt. Im in Energiesparmodus schreibt das System die Daten auf die Festplatte, beziehungsweise in diesem Fall auf den SSD-Speicher. Bei einem iPad drückt Ihr in diesem Fall einfach auf den Display-Sperrknopf und ein MacBook klappt Ihr einfach zu. So einfach kann es sein, ohne uralte Einstellungen treffen zu müssen.

Windows 10 ist auch der Grund, warum sich das MateBook nur bedingt als Tablet eignet. Die App-Auswahl ist einfach zu gering. Mehr als Surfen auf der Couch oder mal eine Folge Serie bei einem Streaming-Dienst schauen, habe ich damit nicht gemacht.

Fazit: Wir können ja Freunde bleiben

Das Huawei MateBook gefällt durch den gestochen scharfen Bildschirm und den Fingerabdrucksensor. Als Ersatz für mein Arbeitsgerät taugt es trotzdem nicht. Und das liegt nicht daran, dass es kein MacBook oder nicht von Apple ist. Die kurze Akkulaufzeit, die instabile Konstruktion und das schwammige Trackpad halten mich vom Kauf ab. Das soll aber nicht heißen, dass das MateBook für niemanden in Frage kommt. Wer wenig spielt und ein mobiles Gerät für Office-Anwendungen, zum Surfen oder auch für Hausarbeiten im Studium sucht, macht mit dem Huawei MateBook nichts verkehrt. Darüber hinaus machen Medieninhalte auf dem Display sehr viel Spaß.

Allerdings braucht Ihr fürs MateBook auch das nötige Kleingeld: Rund 880 Euro kostet das Kombi-Gerät in der günstigsten Ausstattung. Für die Luxus-Variante mit m5-Chip, 8 Gigabyte Arbeitsspeicher und 256 Gigabyte SSD-Speicher werden 1.180 Euro fällig.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
Weitere Artikel zum Thema