Die X3 von Jaybird sind die ersten In-Ears aus der X-Reihe seit der Übernahme durch Logitech. Braucht es den großen Namen oder überzeugen die Bluetooth-Kopfhörer allein durch ihre Qualität? Der Test gibt die Antwort.
Als Logitech im April 2016 den Audio-Hersteller Jaybird übernahm, hätte das das Ende des Namens und der Marke bedeuten können. Doch stattdessen konzentrierte sich das audiophile Unternehmen weiterhin auf seine Stärke und veröffentlichte seit seiner Übernahme zwei neue Bluetooth-Kopfhörer: die X3 und die Freedom. Überzeugen sollen sie vor allem sport- und bewegungsfreudige Musikfans.
Der Tragekomfort: flexibel und individuell
Die X3 und die Freedom zum ersten Mal aufzusetzen, ist ein bisschen, wie nachts die richtige Schlafposition zu finden. Es dauert ein Weile, bis es passt, danach möchte man nie wieder aufstehen. Oder in diesem Fall: die Wireless Kopfhörer nicht mehr absetzen. Natürlich lassen sich die Jaybirds wie jedes x-beliebige In-Ear-Headset tragen – im Alltag reicht das vollkommen aus. Spätestens aber bei erhöhter körperlicher Aktivität sollte man sich das beiliegende Zubehör noch mal genauer anschauen. Neben den typischen Silikonpolstern in drei Größen hat Jaybird nämlich drei weitere aus Schaumstoff (Comply Foam) beigelegt, die sich im Ohr passgenau ausdehnen und dadurch "griffiger" im Gehörgang sitzen.
Für maximalen Halt empfiehlt Jaybird zudem, die Stöpsel kopfüber ins Ohr zu stecken und das Kabel oberhalb der Ohrmuschel entlang zu führen. Die beiliegenden Ohrfinnen lassen sich nach Belieben auf die Kopfhörer stecken und verleihen den In-Ears zusätzlichen Halt im Ohr. Was zunächst ungewohnt aussieht, erweist sich in der Praxis als sinnvolle Lösung. Auf Wunsch lässt sich das Kabel mithilfe von Clips verkürzen, sodass es fest am Hinterkopf anliegt. Übrigens, kleiner Designbonus meinerseits: Jaybird hat die X3 im Gegensatz zu den Freedom mit einem flachen Kabel verbunden – Top!
Angenehm im Ohr sitzen zwar sowohl die Silikon- als auch die Schaumstoffpolster, allerdings dichten letztere den Gehörgang nahezu vollständig ab. Im öffentlichen Raum solltet Ihr deshalb eher zu den Silikon-Aufsätzen greifen, um die Umgebungsgeräusche nicht völlig zu isolieren.
Während der Testphase habe ich die X3 nahezu jeden Tag rund um die Uhr getragen. Saßen sie gerade nicht im Ohr, baumelten sie kaum wahrnehmbar vor der Brust – einen Magnetverschluss wie bei den BeatsX hat sich Jaybird gespart. Der beiliegende T-Shirt-Clip hat unterdessen dafür gesorgt, dass sie nicht ver- oder gar runterrutschen. Auch im Ohr hinterließen die Jaybirds bei längerem Hören ein angenehmes Tragegefühl ganz ohne Druckstellen.
Die Technik: Eine Ladung reicht für acht Stunden Musik
Bei beiden Modellen setzt Jaybird auf Bluetooth 4.1 für die Datenübertragung. Und die lief in unserem Test angenehm problemlos. Bei der Ersteinrichtung reichte es, die Multifunktionstaste auf der Fernbedienung fünf Sekunden lang zu drücken, schon haben die Geräte miteinander kommuniziert. Bluetooth 4.1 erlaubt überdies die Koppelung von zwei Jaybirds mit einem Abspielgerät zur gleichen Zeit. Ein Paar Jaybirds wiederum merkt sich die Verbindung mit bis zu acht Geräten, das macht den Einsatz der Kopfhörer sehr flexibel.
In unserem Test schafften es die X3, eine Verbindung von knapp sieben Metern zu überbrücken. Erst darüber hinaus kam es zu Aussetzern bei der Wiedergabe. Leider bieten sich weder die X3 noch die Freedom trotz der großzügigen Distanz zum Schwimmen an. Denn beide Modelle sind lediglich spritzwassergeschützt. Beim Sport schwitzen ist also okay, danach mit ihnen zu duschen nicht.
Im Vorgängermodell des X3 hatte Jaybird den Akku noch im Ohrstück verbaut, der dadurch entsprechend klobig ausfiel. Wenngleich der X3 im direkten Vergleich zum nahezu winzigen Freedom immer noch groß erscheint, hat Jaybird immerhin den Akku neuplatziert. Dieser ist bei beiden Modellen in der Fernbedienung verbaut. Während die X3 bei vollem Akku gut und gerne acht Stunden bei mittlerer Lautstärke durchhalten, schaffen die Freedom maximal die Hälfte.
Statt eines leistungsstärkeren Akkus hat Jaybird den Lade-Adapter der Freedom zu einem externen Speicher ausgebaut. Die Mini-Powerbank speichert ebenfalls Strom für vier Stunden, allerdings müsst Ihr dafür den Adapter an die Fernbedienung clippen. Damit widerspricht Jaybird nicht nur seinem eigenen Anspruch, einen möglichst kleinen Kopfhörer zu bauen. Der Akku-Aufsatz stört zudem beim Tragen am Hinterkopf, wenn die Jaybirds über das Ohr geführt werden.
Geladen werden sowohl die X3 als auch die Freedom über Micro-USB. Allerdings nicht direkt, sondern über einen beiliegenden Adapter, den Ihr tunlichst nicht verlieren solltet. Ohne ihn könnt Ihr die Kopfhörer nicht mehr aufladen. Darüber hinaus hat sich Jaybird bei der Stromversorgung dazu entschieden, unterschiedliche Adapter für die beiden Modelle zu bauen, die untereinander nicht kompatibel sind. Ärgerlich, wenn man mehr als ein Paar besitzt und jedes Mal sämtliche Adapter mitnehmen muss. Immerhin lassen sich diese in den mitgelieferten Aufbewahrungsbeuteln verstauen.
Der Sound: laut, stark
Für eine verbesserte Akustik hat Jaybird in beiden Modellen 6mm-Treiber verbaut. Bei der Musikwiedergabe profitiert vor allem das ganzheitliche Klangbild von der neuen Hardware. Der Bass wummert kräftig und voll aus dem Ohrstück, gleichzeitig bleiben die Höhen kristallklar. Die mittleren Frequenzen liegen gut konturiert und sauber getrennt dazwischen. Die X3 und die Freedom liefern bereits von Haus aus eine sehr gute klangliche Abmischung. Für mehr Individualität bietet Jaybird die MySound-App an. Darin lässt sich der Equalizer entweder anhand vorgefertigter Presets oder komplett frei an den eigenen Geschmack anpassen.
Die Sound-Einstellungen aus der App werden übrigens in den Jaybirds gespeichert, sodass es egal ist, mit welchem Gerät sie verbunden sind – Eure Einstellungen nehmt Ihr automatisch mit.
Fazit: Warum dieser Preisunterschied?
199 Euro verlangt Jaybird für die Freedom auf der Homepage. Die X3 kosten hingegen lediglich 129 Euro. Auch nach unserem Vergleichstest können wir keinen plausiblen Grund erkennen, woraus dieser Preisunterschied resultiert. Das filigrane Design der Freedom ist zwar durchaus schick, rechtfertigt aber sicherlich keine 70 Euro Aufpreis. Zumal die geringe Akku-Laufzeit eher einen gegenteiligen Effekt haben sollte. Wer sich von dem von dem für ihre Leistung zu hoch angesetzten Preis nicht abschrecken lässt, findet sicherlich Gefallen am schlanken Design und der guten Verarbeitung der Freedom. Eher zu empfehlen sind aber die X3, die im Preis-Leistungsverhältnis das Rennen ganz eindeutig für sich entscheiden, auch ohne Einbuße in der Verarbeitung. Wenngleich beide In-Ears auf dem alltäglichen Weg zur Arbeit überzeugen, sollten vor allem Vielsportler einen Blick auf die X3 werfen – für ihre Ansprüche sind sie ideal geeignet.