Ein digitales Fitnessthema, dem wir bei CURVED noch nicht so viel Beachtung geschenkt haben, sind alltägliche Büro-Wehwehchen, wie der schmerzhafte "Mausarm". Hier geht es ausnahmsweise nicht um Bürostuhl-Akrobatik gegen die Sitzstarre, sondern ganz im Gegenteil um weniger Bewegung – und zwar für den rechten Arm. Die ergonomische Maus "MX Vertical" von Logitech soll die Handbewegungen um ein Vierfaches reduzieren. Ob das funktioniert, zeigt der Test.
In jungen Jahren macht sich das einseitige Geklicke vielleicht noch nicht so schmerzhaft bemerkbar, früher oder später klagt aber jeder vierte bis fünfte Büroangestellte über Schmerzen oder Kraftverlust in der Hand oder im Arm. Hinter dem umgangssprachlichen "Mausarm" steckt das sogenannte RSI-Syndrom (Repetitive Strain Injury). Das entwickelt sich schleichend über Jahre, wenn man einseitige und monotone Bewegungsmuster permanent schnell wiederholt und das Gewebe dabei schädigt ohne es zu merken – ähnlich wie bei einer Sehnenscheidenentzündung oder einem "Tennisarm". Tatsächlich kann man den Mausarm aber nicht nur durch die Arbeit an Computern bekommen, sondern beispielsweise auch durch Fließbandarbeit. In beiden Fällen müssen die Bedingungen am Arbeitsplatz angepasst werden und Betroffenen neue Bewegungsstrategien lernen, etwa in der Physiotherapie. Kurze Schonung hilft hier selten.
Der ergonomische Arbeitsplatz samt ergonomischer Maus
Bürohengste sollten ihren Arbeitsplatz ergonomisch gestalten: Neben der richtigen Einstellung von Schreibtisch, Bürostuhl und Bildschirm sowie der korrekten und dynamischen Sitzposition, für die es übrigens auch schon smarte Sitz-Sesnoren gibt, gibt es zudem die Möglichkeit, mit einer ergonomischen Maus den Winkel der Handposition anzupassen. Laut Logitech entspricht dieser Winkel optimal 57 Grad. Daran orientiert sich auch deren gedrehte neue Maus "MX Vertical": Hier liegen die Finger nicht auf der Maus, sondern umfassen diese so, dass sich der Unterarm bei der Arbeit nicht unnatürlich drehen muss.
Achtet mal darauf: Mit einer handelsüblichen Computer-Maus liegt der Unterarm eingedreht auf dem Schreibtisch auf. Dieses neuartige Klick-Monster aber – das tatsächlich riesig wirkt und aussieht wie ein windschiefes Zirkuszelt – hält man in der Händedruck-Position. Das fühlt sich für mich nur am Anfang, und nach jeder Mittags- und Kaffeepause, kurz komisch an, ist ansonsten aber wirklich sehr angenehm. Dass mein Arm jetzt seitlich aufliegt, spüre ich bis in die Schultern, die sich nicht mehr so schlaff nach vorne krümmen und meinen oberen Rücken in einen hässlichen und schmerzenden Buckel verwandeln. Unglaublich, aber allein durch eine umgedrehte höhere Maus nimmt mein Körper eine deutlich gesündere Haltung ein.
Navigation und Klick-Performance der MX Vertival
Die MX Vertival ist kabellos und lässt sich schnell und einfach in Betrieb nehmen: Nur den Mini-USB-Chip in die Tastatur, den Laptop oder PC stöpseln, und via Bluetooth mit der Maus verbinden. Das funktioniert mit Windows 7, 8 oder 10 sowie mit macOS ab der Version 10.13.6. Alternativ könnt ihr das Bedienungsgerät aber auch über Unifying oder USB-Kabel verbinden. Ebenso blitzschnell wie die Maus eingerichtet ist, schwebt sie dann auch fast wie von Geisterhand über meinen Schreibtisch. Dafür braucht sie kein Mousepad und ist trotzdem noch angenehm leise – viel leiser als meine Apple Magic Mouse.
Durch die leicht geriffelte Oberfläche ist auch die Haptik weder klebrig noch rutschig. Der Daumen ruht links, während Zeige- und Mittelfinger genau auf den beide Tasten aufliegen, die man auch von seiner normalen Maus kennt. Rechts- und Linksklick reagieren tadellos. Wem die beiden Tasten nicht reichen, der kann sich Logitech Options installieren und drei weitere Tasten für den Daumen oben oder rechts mit Befehlen seiner Wahl belegen.
Dank des hochpräzisen 4000-DPI-Sensors soll die MX Vertical die PC-steuernden Handbewegungen um ein vierfaches reduzieren – und das merke ich auch. Meine Hand hat – wenn ich nicht gerade diese Zeilen tippe – deutlich weniger Wege und mehr Pausen. Trotzdem checkt das Mäuschen, wann Präzision gefragt ist und schaltet entsprechend um. Übrigens lassen sich bis zu drei Geräte mit der Maus verbinden. So kann man bequem von einem Bildschirm auf den nächsten switchen.
Und wie steht es um die Power des Handflitzers? Laut Logitech soll eine volle Akkuladung bis zu vier Monaten reichen, auch wenn man den ganzen Tag mit der Maus arbeitet. In einer Minuten Aufladen gewinnt man aber angeblich auch direkt wieder drei Stunden Strom. Wir haben die Maus allerdings nur ein paar Tag getestet, so dass sich die lang Akkulaufzeit noch nicht nachvollziehen ließ.
Preise und Verfügbarkeit
Die Logitech MX Vertical ist ab sofort vorbestellbar. Im September 2018 soll die Maus regulär in den Handel kommen. Kostenpunkt: 109 Euro.
Fazit
Wenn man bedenkt, wie viele Stunden man als Büroangestellter am Schreibtisch verbringt, dann kann man sich schon überlegen, ob man nicht mehr in seine Gesundheit investiert. Das kann sowohl Fitness zum Ausgleich sein, als auch eine Ernährungsumstellung für eine Gewichtsreduktion und mehr Wohlbefinden, wie auch Maßnahmen für mehr Achtsamkeit und Entspannung nach Feierabend. Was dabei viele vergessen, ist die Beschaffenheit des Arbeitsplatzes selbst. Fehlhaltungen manifestieren sich und irgendwann rächt sich das durch Schmerzen in Rücken und Gliedern.
Die meisten Leute meinen, das äußert sich nur durch Verspannungen und verkürzte Beinmuskeln, tatsächlich sind aber auch Arme und Hände ein Thema. Und wenn man erst einmal einen Mausarm hat, ist der offenbar gar nicht mehr so leicht zu therapieren – es sein denn man wechselt das Berufsfeld. Schließlich kann man die täglichen Mausbewegungen selbst an einem ergonomischen Arbeitsplatz nicht komplett aussetzen. Damit es aber gar nicht erst zu einem Mausarm kommt, gibt es Tools wie die MX Vertical von Logitech. Ich persönlich bin überzeugt vom Nutzen und möchte sie auch gar nicht mehr hergeben.