Medizin-Wearable: Smarter Rückentrainer Valedo im Test

Valedo: Zwei kleine Wearables und eine App gegen Rückenschmerzen.
Valedo: Zwei kleine Wearables und eine App gegen Rückenschmerzen. (© 2015 CURVED )
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Der Rücken schmerzt? Da will Valedo helfen. Das Wearable verspricht zusammen mit einer App Eure Wirbelsäule spielerisch zu unterstützen. Das klingt an sich zu gut, um wahr zu sein. Deswegen haben wir bei CURVED den smarten Rückentrainer selber ausprobiert.

Rückenschmerzen gelten in Deutschland als Volkskrankheit und gehören zu den häufigsten Ursachen für Krankschreibungen. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse haben 75 Prozent der Deutschen mindestens einmal im Leben Rückenschmerzen.

Da ist es nur logisch, dass es mit Valedo inzwischen ein Wearable gibt, das zusammen mit einer App auf Eurem Smartphone oder Tablet gegen Schmerzen in der Wirbelsäule helfen will. Die "Aktion Gesunder Rücken e.V.", das "Forum Gesunder Rücken - besser leben" und der "Bundesverband der deutschen Rückenschulen" haben das Gadget geprüft und empfehlen es. Die Fachleute sind also schon mal überzeugt.

Zwei Sensoren und ein Comic-Dorf

Zu Valedo gehören zwei Sensoren, eine Packung mit 100 Klebestreifen und eine App, die bisher nur für iOS verfügbar ist. Ab Ende März sollt Ihr mit Android-Smartphones und Tablets trainieren können und Ende 2015 auch mit Windows-Geräten. Die Sensoren befestigt Ihr mit Hilfe von Klebestreifen auf dem Kreuzbein und dem Brustbein. Hier müssen Männer unter Umständen zum Rasierer greifen, da Brustbehaarung einem sicheren Halt entgegensteht.

Die Sensoren verbinden sich per Bluetooth mit der Valedo-App auf Eurem iPhone oder iPad. Vor dem ersten Training müsst Ihr der Anwendung einige persönliche Angaben verraten, damit sie Euch richtig einschätzen kann. Zusätzlich kalibriert Ihr die Sensoren mit Eurem maximalen Bewegungsbereich. Diesen muss die Software erfassen, da er je nach Rückenleiden unterschiedlich ist und die App die Übungen an die unterschiedlich starken Symptome anpasst.

Im Zentrum der App stehen ein Comic-Dorf und seine Einwohner. Es ist in sechs Bezirke unterteilt (Oberkörper-, Rotations-, Hüften-, Sonder-, Boden- und Körpermittebezirk), in denen Übungen für die jeweiligen Bereiche auf Euch warten. Ihr startet im Oberkörperbezirk mit einer verfügbaren Übung und müsst weitere Trainingseinheiten sowie die anderen Bezirke nach und nach freischalten.

Bevor eine Übung startet, legt Ihr selber den Schwierigkeitsgrad und die Dauer fest. Pro Training sollte man mindestens 20 Minuten lang aktiv sein. In den Übungen gilt es, mit Euren Bewegungen eine Spielfigur durch einen Parcours zu bringen. Auf falsche Bewegungen weist Euch der Roboter durch rot blinkende Lichter oder austretenden Rauch hin. In der Regel merkt man auch selber, dass die aktuelle Bewegung nicht korrekt ist, aber sie zu korrigieren, fiel mir ohne Hilfe schwer, und so blieb ich teilweise bis zum Ende einer Einheit in einer unbequemen Haltung.

Langzeitmotivation als Problem

Bisher habe ich Glück gehabt und bin von Rückenschmerzen verschont geblieben, so dass ich das Versprechen von Valedo - spürbare Linderung der Symptome nach sechs Trainingseinheiten in zwei Wochen - nicht persönlich überprüfen konnte. Aber in der Redaktion fanden sich genug Probanden, die das Versprechen gerne überprüfen wollten. Voller Motivation nahm unsere Langzeittesterin das Valedo-Set und ein iPad mit nach Hause. Als sie das Wearable nach zwei Wochen wieder zurück in die Redaktion brachte, war die anfängliche Begeisterung allerdings verflogen.

Das Einrichten der App und das Anbringen der Sensoren waren nicht der Grund für die Enttäuschung, denn das klappte jeweils anstandslos. Allerdings fehlte trotz ausführlicher Anweisungen in der App eine reale Person, die Anweisungen zur richtigen Haltung gibt. Unsere Testerin berichtete, dass sie oft eine falsche Haltung einnahm, um die Spielfigur zu kontrollieren. Sie bemerkte dies zwar, aber alleine gelang es ihr nicht, ihren Körper in die richtige Position zu bringen.

Zudem stellte sich bei ihr bereits nach fünf Trainingseinheiten eine deutliche Lustlosigkeit ein. Dafür machte sie nicht das in allen Spielen sehr ähnliche Grundprinzip verantwortlich, sondern den hohen Schwierigkeitsgrad, den sie bereits nach kurzer Zeit erreicht hatte. Insgesamt ging es ihrem Rücken nach zwei Wochen mit Valedo nicht besser, aber auch nicht schlechter, und für weitere Übungen war keine Langzeitmotivation mehr vorhanden.

Keine Übertragung auf den Fernseher

Die Verpackung von Valedo legt nahe, dass man die Spiele auch auf dem Fernseher übertragen kann und beim Training nicht auf die kleineren Displays von Smartphone oder Tablet schauen muss. In der iOS-Version haben wir allerdings keinen einfachen Weg gefunden, das Bild direkt zum Beispiel über Hilfsmittel wie Apple TV oder Chromecast auf die Mattscheibe zu bekommen.

Für das Fotoshooting haben wir das iPad-Display per Quicktime auf ein MacBook übertragen und von ihm auf einen externen Bildschirm anzeigen lassen. Für ein sinnvolles Training solltet Ihr das iPad oder iPhone nicht in der Hand halten, sondern für Euch gut sichtbar abstellen.

Die Akkus in den Valedo-Sensoren halten mindestens sechs Trainingseinheiten à 20 Minuten durch und werden über ein Micro-USB-Kabel aufgeladen. Die 100 Klebestreifen in der Valedo-Packung reichen für 50 Trainingseinheiten. Nachschub gibt es direkt beim Hersteller, der 100 Stück der doppelseitigen medizinischen Klebestreifen von 3M für 9,95 Euro in seinem Online-Shop anbietet.

Nicht ohne professionelle Unterstützung

Als medizinischer Laie hat mir Valedo als Gesundheits-Wearable gut gefallen. Die Sensoren ließen sich problemlos befestigen und wieder entfernen. Die Einrichtung der App ging schnell, und die Spiele lockern die Trainingseinheiten auf, eignen sich aber nur bedingt als Langzeitmotivation.

Wir haben Valedo in der Redaktion ohne die Unterstützung eines Arztes oder Physiotherapeuten ausprobiert - und davon rate ich Euch dringend ab. Uns hat die Idee des Wearables in Verbindung mit den spielerischen Elementen zwar gut gefallen, und die Bedienung stellte auch keine hohe Hürde da. Beim Training selbst mussten wir aber feststellen, dass wir zu verkrampft waren und die Bewegungen nicht richtig ausführten, so dass am Ende der Rücken nicht profitierte.

Wenn man schon bereit ist, 300 Euro für ein medizinisches Gadget auszugeben, dann sollte man seine Wirkung nicht durch eine falsche Anwendung zerstören, sondern sich den Rat eines Experten holen - auch wenn man den eigentlich durch das Wearable umgehen wollte. Dieser kann außerdem im Vorfeld besser einschätzen, ob Valedo bei Euren Symptomen das richtige Mittel ist. Denn Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen. Und wer weiß, vielleicht schafft er das Gadget ja auch als Therapiegerät für seine Praxis an und leiht es Euch aus.

Wie findet ihr das? Stimmt ab!
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