Kein Tablet mit Ansteck-Tastatur, sondern Laptop mit abnehmbaren Display: So lässt sich das Surface Book in aller Kürze erklären. Ob der Wow-Effekt von der Präsentation den Test übersteht, erfahrt Ihr hier.
Als Microsoft das Surface Book auf seiner Keynote im Herbst 2015 aus dem Hut zauberte, sorgte der Laptop mit abnehmbaren Display und einem besonderen Scharnier für einen Wow-Moment. Diese Begeisterung hat sich bei mir während des Tests schnell gelegt und ist der Ernüchterung gewichen. Wie es dazu kam, erfahrt Ihr jetzt.
Die gute Seite
Gegenüber den schon seit mehreren Jahren erhältlichen Surface-Tablets hat das Surface Book einen großen Vorteil: Das abnehmbare Display ist fest mit der Tastatur verbunden. Ich kann es wie ein Laptop auf dem Schoß benutzen und muss nicht fürchten, dass sich wie beim Surface Pro 4 die Magnetverbindung löst und mir das Tablet herunterfällt. Will ich beim Surface Book den Bildschirm von der Tastatur trennen, muss ich zur Entriegelung erst für mehrere Sekunden einen Knopf gedrückt halten.
Wie schon bei den Surface-Tablet gibt es an der Verarbeitung des Surface Books nichts auszusetzen. Mir gefällt das Gehäuse aus Magnesium auch optisch. Am eher schlicht gehaltenem Design habe ich höchstens Kleinigkeiten auszusetzen. So wundere ich mich zum Beispiel darüber, dass die Seite des Displays, die im geschlossenen Zustand nach vorne zeigt, etwas dunkler ist als das übrige Gehäuse. Eine durchgängige Farbe sähe schöner aus. Was mich etwas irritiert sind die Handballenablagen der Tastatur, die sich staubig anfühlen. Sie sind es allerdings nicht und ich vermute, dass sie mit zunehmender Nutzungszeit glatter werden.
Das 13,5 Zoll große Display verfügt über 3000 x 2000 Pixel, woraus sich "nur" eine Pixeldichte von 267 ppi ergibt. Aber für ein scharfes Bild mit hoher Detailgenauigkeit, großen Betrachtungswinkeln und satten Farben reicht es trotzdem. Beim Arbeiten im Freien stören die Spiegelungen, aber sie sind nicht stärker als bei anderen Bildschirmen.
Als Tablet ist das Surface Book verdammt groß. Sein Touchscreen ist sogar größer als der vom iPad Pro – bei einem genauso breiten und nur wenige Millimeter längerem Gehäuse. Insgesamt liegt es auch als Tablet angenehm in der Hand und lässt sich gut tragen, wird aber auch schnell zu schwer. Vor allem, wenn man es in einer Hand hält, um zum Beispiel mit dem Surface Stift zu malen oder schreiben. Der Touchscreenstift verfügt über 1024 Druckstufen und mir reichte er zum Malen, Markieren von Texten und Bedienen der teilweise – trotz Tabletmodus immer noch kleinen Windows-Schaltflächen – völlig aus. Allerdings sind meine Zeichenkünste nicht vorzeigbar und ein Grafiker bin ich auch nicht – sodass andere Leute ein genaueres Urteil über den Stift fällen können und wahrscheinlich noch mehr Kritikpunkte an ihm finden würden.
Die schlechte Seite
Das Scharnier mit seinen vier Drehpunkten ist das auffälligste Designelement des Surface Book mit dem Ihr auch das Display stufenlos verstellt. Das sieht schon cool aus, aber für meinen Geschmack könnte sich der Bildschirm noch etwas mehr nach hinten kippen lassen. Momentan ist bei einer Neigung von etwa 15 bis 20 Grad Schluss. Im Laptop-Modus lässt sich der Touchscreen zwar benutzen, lädt aber nicht dazu ein, da er schon bei leichten Berührungen stark nachgibt und dann kurz hin und her wippt. Ein MacBook Pro ist mein tägliches Arbeitsgerät und bei diesem mag ich, dass sich das Display mit einer Hand aufklappen lässt. Das geht beim Surface Book nicht. Bei ihm muss ich die Tastatur mit der zweiten Hand festhalten. Die Gewichtsverteilung – schwereres Display, leichtere Tastatur – ist eine Erklärung hierfür und am Ende ist es nicht dramatisch, schmälert aber meinen Bedienkomfort.
So gewohnt gut die Qualität vom Tablet-Teil des Surface Book und so toll auch das Gesamtkonzept ist, von der Tastatur bin ich enttäuscht. Sie bringt zwar zwei USB-3.0-Schnittstellen, ein SD-Kartenlesegerät und einen DisplayPort-Anschluss für einen externen Bildschirm mit – der Kopfhöreranschluss befindet sich direkt am Tablet. Aber insgesamt überzeugt sie mich als Arbeitsgerät nicht und das Touchpad treibt mich zur Verzweiflung.
Dass das Touchpad auf Antippen reagiert, habe ich kurz nach der Einrichtung des Surface Book ausgestellt. Die Funktion ist zwar praktisch, reagierte mir aber zu oft, wenn ich sie gar nicht brauchte und produzierte zu viele ungewollte Eingaben. Auf einen Rechtsklick will ich aber nicht verzichten und ihn abstellen. Doch ich bin kurz davor, denn auch er wird zu oft ausgelöst, wenn ich eigentlich einen Linksklick machen will. Vielleicht kann man sich nach längerer Nutzung noch dran gewöhnen, aber ich habe jetzt nach einigen Tagen gar keine Lust mehr mit dem Surface Book zu arbeiten.
Dazu kommt, dass die Tasten leichtgängig sind und mir dabei persönlich zu leichtgängig. Ich habe beim Tippen gerne etwas mehr Widerstand – so wie ich es von meinem Arbeitsgerät gewohnt bin. Dessen Tasten sind zudem noch leiser als die vom Surface Book, die vergleichsweise laut klappern. Darüber hinaus überzeugt mich die Hintergrundbeleuchtung der Tasten nicht vollständig. Sie leuchtet auch, wenn es eigentlich hell genug ist, um die Beschriftung zu erkennen. In diesen Momenten sorgt sie dafür, dass die Aufdrucke der Tasten nicht mehr zu erkennen sind. Sobald es etwas dunkler wird, verbessert sich die Sichtbarkeit wieder deutlich.
Ein Tablet zum Arbeiten und Zeichnen
Im Display des Surface Book steckt fast die gesamte Technik. Bei unserem Testgerät mit der bestmöglichen Ausstattung sind dies ein Intel Core i7 mit 2,6 Gigahertz sowie 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und eine 512 Gigabyte große SSD. Der GeForce-Grafikprozessor von Nvidia befindet sich allerdings in der Tastatur, sodass die Leistung sinkt, wenn Ihr das Display als Tablet von der Tastatur entfernt. 2919 Euro kostet das 2-in-1-Gerät in dieser Ausführung und für alltägliche Aufgaben – Surfen, Mailen, Schreiben, usw. – reicht die Hardware völlig aus. Windows 10 Pro läuft flüssig und ohne Tastatur schwöre ich auf den Tablet-Modus von Microsofts Betriebssystem.
Mir ist schon klar, dass das Surface Book kein Gaming-Device ist, aber ich hätte schon erwartet, dass auf ihm die gleichen mobilen Spiele wie auf einem Android-Tablet für 100 Euro laufen. Candy Crush konnte ich auf dem Windows-Gerät noch zocken, aber bei Asphalt 8 stürzte der Grafiktreiber immer ab. Teilweise fror das Surface Book sogar komplett ein. Vielleicht will Microsoft so nur Eure Produktivität nicht verringern. Kurzer Nachtrag an dieser Stelle: Die Probleme mit dem Grafiktreiber sind zwischenzeitlich behoben und Asphalt 8 läuft in höchster Grafikqualität flüssig.
Das Surface Book verfügt über zwei Kameras mit Auflösungen von acht und fünf Megapixeln, die beide Full-HD-Videos aufnehmen können. Vor allem die Frontkamera mit der kleineren Auflösung dürfte öfter für Videochats zum Einsatz kommen – und genau dafür reicht ihre Bildqualität aus. Warum jetzt ein 13,5 Zoll großes Tablet, das schon aufgrund seiner Größe zum Fotografieren denkbar ungeeignet ist, eine extra Kamera auf der Rückseite erhalten hat, frage ich mich schon. Zumal sie mich qualitativ nicht überzeugt und nur für Schnappschüsse taugt, wenn gar keine andere Kamera zur Verfügung steht.
Fazit: Schick, teuer und unbrauchbar
In Deutschland verkauft Microsoft vier verschiedene Ausstattungsvarianten des Surface Book, die sich beim internen Speicher, dem Prozessor, dem Grafikchip und dem Arbeitsspeicher unterscheiden. Das günstigste Modell kostet 1649 Euro und verfügt über 128 Gigabyte Speicher, einen Intel Core i5, eine HD-Grafikchip von Intel und acht Gigabyte RAM. Braucht Ihr doppelt so viel Speicherplatz zahlt Ihr 2069 Euro und erhaltet in diesem und allen teureren Modellen auch einen GeForce-Grafikchip von Nvidia. Soll es neben einer 256 Gigabyte SSD auch ein Core i7 sein, steigt der Preis auf 2319 Euro. Bei unserem Testgerät handelt es sich um das Topmodell, dass für 2919 Euro über 512 GB Speicherplatz, einen Intel Core i7 und einen 16 Gigabyte großen Arbeitsspeicher verfügt.
Die Grundidee des Surface Book ist mir sehr sympathisch, mit der festen Tastatur eignet es sich auch besser zum unterwegs arbeiten als das Surface Pro 4. Die Verarbeitung und das Design gefallen ebenfalls und selbst die schwächste Hardware sollte für alltägliche Aufgaben ausreichen. Allerdings verderben mir die Tastatur und das Touchpad die Freude am Surface Book. Da lässt sich auf vielen Notebooks für 500 Euro effektiver arbeiten als auf diesem Designer-Stück für 1649 bis 2919 Euro.