Das Display unlesbar dunkel schalten, den Akku immer vollständig entladen und nur Original-Zubehör nutzen? Darüber, wie man den Akku im Smartphone wirklich pflegt und dessen Laufzeit erhöht, ranken sich viele Mythen. Wir räumen mit den größten Unwahrheiten auf und verraten, wie der Smartphone-Akku wirklich länger durchhält.
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Mythos 1: Bei guter Pflege hält der Akku ewig
Falsch. Jeder Akku hat ein Haltbarkeitsdatum bzw. eine maximale Anzahl an Ladezyklen. Weil beim Laden und Entladen dieser Batterien chemische Prozesse stattfinden, zählt der Akku zu den größten Verschleißteilen in einem Smartphone. Insofern ist eine Alterung und die damit verbundene schwächere Akkuleistung nicht aufzuhalten. Allerdings gibt es Mittel und Wege, den Verschleiß zu reduzieren.
Mythos 2: Der Akku muss immer komplett entladen sein
Ebenfalls falsch. Was noch für NiMH-Batterien, also Nickel-Metallhydrid-Akkus, stimmte, ist bei modernen Lithium-Ionen- oder Polymer-Akkus in Smartphones eher schädlich. Bei diesen Batterie-Arten steigt sowohl die mechanische als auch die thermische Belastung, wenn die Akkuladung unter 30 Prozent fällt bzw. auf über 70 Prozent beim Laden steigt. Dabei handelt es sich allerdings um Richtwerte, die je nach Akku-Qualität variieren können.
Mythos 3: Häufiges Laden schadet dem Akku
Ihr ahnt es schon: Falsch bzw. halb falsch. Denn ein Smartphone-Akku schafft mittlerweile rund 1000 Ladezyklen. Mit einem Zyklus ist aber tatsächlich die komplette Entladung und damit verbunden die komplette Aufladung des Energiespeichers gemeint. Fällt die Kapazität also auf 50 Prozent und Ihr ladet die Batterie wieder auf, entspricht das nur einem halben Ladezyklus. Insofern kann es nicht schaden, das Smartphone öfter mal an die Steckdose zu hängen. Auch weil der Akku auf diese Weise nicht so schnell in einen kritischen Bereich abfällt.
Mythos 4: Man muss den Akku "anlernen"
Das neue Gerät muss erstmal an die Steckdose, damit der Akku seine komplette Kapazität erreichen kannn. Das stimmte früher, als Technik hauptsächlich mit NiMH-Batterien betrieben wurde. Heutzutage ist dies nicht mehr nötig. Denn die verbaute Elektronik riegelt ab, wenn der Akku voll aufgeladen wurde. Zudem leiden moderne Energiespeicher auch nicht mehr unter dem Memory-Effekt, wonach sich die Batterie den letzten Ladestand merkt und nur noch bis zu diesem Punkt wieder auflädt. Allerdings kann teilweise vollständiges Be- und Entladen die Software-Messung verbessern, was wiederum zu genaueren Angaben der Restlaufzeit führen kann.
Mythos 5: Nicht-originales Zubehör ist gefährlich
Von allzu günstigen Ladekabeln und Adaptern aus Fernost können wir nur abraten. Dieses Zubehör hat sehr wahrscheinlich keine deutschen bzw. europäischen Tests bestanden und ist somit nicht garantiert sicher in der Benutzung. Auch kann es sein, dass nicht-originales Zubehör, etwa bei vielen Android-Smartphones, bestimmte Schnellladetechnologien nicht unterstützt. Doch wer auf Zubehör etablierter Drittanbieter setzt, schadet dem Gerät damit nicht. Natürlich hat der Smartphone-Hersteller ein Interesse daran, dass Ihr Original-Komponenten bei Verlust oder Schaden nachbestellt. Allerdings sind Sorgen bei bewährten Drittanbietern meist unbegründet, zumal diese auch über entsprechende Service-Netzwerke verfügen. Problematischer sind da wiederum Akku-Nachbauten. Da aber keiner der großen Hersteller noch austauschbare Akkus verbaut, entfällt die Gefahr, dem Gerät mit einem minderwertigen Nachbau zu schaden.
Mythos 6: Eine neue iOS-Version verbraucht mehr Akku
Jein. Natürlich bringt jede Version neue Features mit, die theoretisch mehr Strom verbrauchen können. Allerdings peakt der Energiehunger des Smartphones nur in den ersten Stunden bzw. den ersten Tagen nach einem großen Update. Denn obwohl die Installationsdaten geladen wurden und das Gerät einsatzfähig ist, ist das iPhone zunächst mit Aufräumen beschäftigt.
So indexiert die Spotlight-Suche beispielsweise die Inhalte auf Eurem iPhone, damit sie Euch schnell passende Ergebnisse präsentieren kann. Darüber hinaus lädt iOS 10 im Hintergrund unter Umständen noch weitere stille App-Updates herunter, synchronisiert E-Mails, Fotos und andere Dinge oder sucht noch seine optimalen Einstellungen.
Tipp 1: Deinstalliert die Facebook-App
Keine andere App frisst so viel Energie auf Eurem Smartphone wie Facebook, egal ob unter Android oder iOS. Das liegt unter anderem daran, dass die Software permanent eine VoIP-Verbindung aufrechterhält, um Euch in Echtzeit mit Push-Benachrichtigungen zu versorgen. Also: runter damit. Keine Probleme macht hingegen die mobile Webseite des Social Networks – auch wenn Ihr dann auf Push-Benachrichtigungen verzichten müsst.
Tipp 2: Akkufresser identifizieren
Bevor Ihr aber überhaupt damit beginnt, umfangreiche Sparmaßnahmen in den App-Einstellungen durchzuführen, gilt es erstmal herauszufinden, ob Euer iPhone oder iPad auch vernünftig im Standby "schläft". Ladet dazu den Akku zunächst voll auf. Anschließend nehmt Ihr das Gerät vom Netz und versetzt es für fünf Minuten in Standby. Danach ruft Ihr die Einstellungen auf, sucht das Batterie-Menü und checkt die Werte für "Benutzung" und "Standby". Die Benutzung sollte bei weniger als einer Minute liegen, Standby bei fünf Minuten. Ist das nicht der Fall und die Dauer der Benutzung höher, dann hält irgendetwas Euer iDevice davon ab, vernünftig zu schlafen – und saugt unbemerkt den Akku leer. Im Batterie-Menü in den Einstellungen könnt Ihr nachvollziehen, welche Apps den meisten Strom verbrauchen.
Tipp 3: Apps NICHT aus der Multitasking-Übersicht werfen
Mit iOS 7 hat Apple für iPhone, iPad und iPod touch eine Übersicht der laufenden Apps eingeführt, die Ihr mit einem Swipe beendet könnt. Oft beobachte ich in der Bahn iPhone-Nutzer, die oft schon direkt nach der Benutzung einer App eben diese Anwendung wieder aus der Übersicht kicken. Wir raten davon strengstens ab. Wenn Ihr die App komplett aus dem Speicher entfernt, muss die Anwendung beim nächsten Start alle Daten erneut umständlich in den Speicher schreiben. Das belastet das Device und vor allem den Akku. Denn: iOS verwaltet die Ressourcen des Arbeitsspeichers recht gut. Warum das iPhone deswegen einfach nicht so viel Arbeitsspeicher benötigt wie viele Androiden, haben wir hier einmal ausführlich erklärt. Mehr noch: Auch wenn Apps in der Multitasking-Übersicht angezeigt werden, sind sie nicht aktiv. iOS friert sie bis zur nächsten Benutzung quasi ein. Davon ausgenommen sind aktivierte Ortungsdienste, aktive Musikplayer, Audiorekorder und VoIP-Dienste.
Tipp 4: iPhone-Akku kalibrieren
Eigentlich sollte Euch der Hinweis auf einen niedrigen Akkustand genug Zeit geben, in Ruhe nach einer Steckdose zu suchen oder ein Akkupack anzuschließen. Doch gerade ältere iPhones können dazu neigen, sich schon direkt nach dem Warnhinweis auszuschalten. Oft passiert das mit Smartphones, die schon länger in der Benutzung sind. Die Ursache ist dann meist kein defekter Akku. Mit einem Trick lässt sich die Batterie neu kalibrieren.
Denn oft funktioniert nur die Kommunikation zwischen Batterie und iOS mit der Zeit nicht mehr fehlerfrei. Die Folge: Das System missinterpretiert, wann der Akku wirklich leer ist. Um den Akku neu zu kalibrieren, müsst Ihr ihn einmal komplett aufladen und anschließend komplett entladen. Etwa mit der Aufnahme von 4K-Videos, was den Akku rasant leersaugt. Schaltet sich das iPhone wieder direkt nach der Warnung ab, versucht es wieder anzuschalten und den Akku so gut es geht zu leeren. Wenn die Batterie ganz leer ist, also wirklich auf Null, und das Gerät sich auch nicht mehr anschalten lässt, ladet Ihr sie wieder vollständig auf.
Tipp 5: Benachrichtigungen reduzieren
Muss wirklich jede App ihre Info-Schnippsel auf den Lockscreen pushen? Denn jedes Mal weckt Ihr damit das Smartphone aus dem energiesparenden Standby auf. Unser Tipp: Entscheidet für jede App einzeln, ob Push-Benachrichtigungen wirklich vonnöten sind und passt die Einstellungen an. Instagram etwa lässt sich so konfigurieren, dass Ihr über neue Follower und Kommentare informiert werdet, jedoch nicht über jeden Like auf einem Eurer Beiträge.
Tipp 6: Stromsparmodus aktivieren
Seitdem es mit iOS 9 eingeführt wurde, fragt das Betriebssystem bei 20 bzw. zehn Prozent Batterielaufzeit, ob Ihr den Stromsparmodus aktivieren wollt. Dieser verringert die Helligkeit des Displays, optimiert die Performance und minimiert System-Animationen. Außerdem laden Apps wie Mail keine Inhalte im Hintergrund und Features wie AirDrop, iCloud-Synchronisierung und Integration sind deaktiviert. Mails lassen sich weiter schreiben, so wie auch der Browser und Messenger genutzt werden können. Der Stromsparmodus deaktiviert sich automatisch, sobald das iPhone wieder mit Strom versorgt wird.
Tipp 7: Extreme Temperaturen vermeiden
Smartphones sind so konzipiert, dass sie in einem relativ breiten Temperaturbereich gut funktionieren. Dieser liegt zwischen 16 Grad Celsius und 22 Grad Celsius. Umgebungstemperaturen von über 35 Grad Celsius sollte man vermeiden, weil die Kapazität der Batterie davon dauerhaft beeinträchtigt werden kann. Das heißt, dass die Batterie das Gerät mit einer Aufladung nicht mehr so lange mit Strom versorgen kann. Das Aufladen bei hohen Umgebungstemperaturen kann sie noch weiter beschädigen. Selbst das Lagern bei zu hohen Umgebungstemperaturen kann der Batterie dauerhaft schaden. Wenn man sein Gerät sehr kalten Umgebungstemperaturen aussetzt, kann die Laufzeit der Batterie immerhin vorübergehend verringert werden. Auch abrupte Abschaltungen bei winterlichen Temperaturen sind keine Seltenheit. Sobald die Temperatur der Batterie auf die normale Betriebstemperatur zurückkehrt, normalisiert sich aber auch wieder die Leistung. Vermeidet also allzu starke Sonneneinstrahlung im Sommer sowie zu viel Kontakt mit der kalten Winterluft.
Allgemeine Ratschläge
Darüber hinaus gibt es für unterschiedliche Smartphones und unterschiedliche Betriebssystem-Versionen von iOS und Android weitere umfangreiche Akkuspar-Tipps. An dieser Stelle möchten wir aber darauf verzichten, Euch zu erklären, wie Ihr etwa die "Bei Anheben aktivieren"-Funktion unter iOS 10 deaktiviert. Eben weil Ihr dann Euer Smartphone mitunter sinnvoller Features beraubt.
Greifen die beschriebenen Tipps nicht und ist der Akku im Smartphone allzu schnell leer, lässt sich ein Defekt nicht ausschließen. iPhone-Nutzer sollten einen Termin im Apple Store vereinbaren, Nutzer von Android-Smartphones sind gut beraten, die entsprechenden Supportseiten der Hersteller als erste Anlaufstelle aufzusuchen.