Die CES 2015 in Las Vegas hat eigentlich noch gar nicht begonnen, da hat sie schon ein erstes Highlight: Traditionell hält Nvidia am Abend vor dem offiziellen Messestart seine Pressekonferenz ab und stellt einen neuen mobilen Chipsatz vor. Der ist auf dem Papier nicht nur erwartungsgemäß deutlich potenter als alles im Mobile-Sektor, er durchbricht auch einen beeindruckenden Rekord und weist in eine interessante Zukunft für die Kalifornier.
Ein ganzes TeraFLOPS-Rechenleistung besitzt Nvidias neues SoC und dabei gleichzeitig einen verglichen mit aktuellen Spielkonsolen à la Xbox One um den Faktor zehn gesenkten Stromverbrauch (100 Watt zu 10 Watt). Und wo wir schon bei den "großen" Konsolen sind: Einer PlayStation 4 wird eine Rechenleistung von 1,84 TeraFLOPS nachgesagt. Auch die weiteren technischen Angaben zum Tegra X1 lesen sich ganz fabulös: Die verbaute Maxwell GPU rechnet mit 256 Kernen — das sind noch einmal 64 Kerne mehr als im Tegra K1 —, der 64-Bit-fähige Hauptprozessor kommt mit acht Kernen daher und wird im 20nm-Verfahren gefertigt. Zur Taktung der einzelnen Kerne schweigt sich Nvidia derweil noch aus.
Die US-Kollegen von Engadget haben sich den neuen Chipsatz vor Ort in einem Messe-Setup vorführen lassen, um so zumindest eine Ahnung der tatsächlichen Performance im Vergleich mit den bereits in Umlauf befindlichen Tegra K1-SoCs, die im Shield Tablet respektive im Nexus 9 ihre Arbeit verrichten, und dem iPad Air 2 zu erhalten. Ergebnis: Im GFXBench 3.0 Manhattan (Offscreen) rennt der X1 den genannten Geräten mit 65 fps zu 31 bis 33 fps deutlich davon, auch im 3DMark IS Unlimited ist der Neue mit 43.769 Punkten ordentlich überlegen. Zusätzlich hat das Nvidia-Team in Las Vegas noch vorgeführt, dass der X1 bei gleichem, sprich heruntergetaktetem, Leistungsniveau wie der A8X-Chip im iPad Air 2 mit nur 1,5 Watt ein ganzes Watt stromsparender ist als das Apple-SoC.
Klingt alles toll und viel versprechend, wir warten mit Euphorie und Lobeshymnen aber erst einmal ab, bis erste Seriengeräte mit dem X1 auch unter Alltagsbedingungen halten, was die Grafikspezialisten in Las Vegas gezeigt haben. Zu konkreter Hardware, etwa einem Shield Tablet 2 oder dergleichen, gab es übrigens keinerlei Informationen aus der Wüste von Nevada. Wir gehen dennoch davon aus, dass uns im Laufe des Jahres ein oder gar mehr mobile Geräte direkt aus dem Hause Nvidia oder auch von OEMs erreichen. Schließlich war das erste dem eingeschlagenen Weg in die Gaming-Nische entsprechen.
Die Zukunft ist automobil
Während ich immer voll aufs mobile Gaming fokussiert bin, erklärt Kollege Shu mir schon seit Monaten, dass die Zukunft Nvidias im Automobilbereich liegt. Das haben die Kalifornier nun noch einmal unterstrichen — Kudos an Shus Weitsicht an dieser Stelle, denn auf der Pressekonferenz sprach Nvidia konkret über ganz andere "Hardware": Mit dem Drive PX stellt das Unternehmen eine Computer-Plattform für Autos vor, die mit Hilfe von bis zu zwölf Onboard-Kameras nicht nur einen 360° Grad-Rundumblick ins Cockpit liefern, sondern dadurch ein Fahrzeug sogar selbstständig steuern kann — ein weiterer Schritt zum selbstfahrenden Automobil der Zukunft, wenigstens aber zum autonomen Einparkassistenten. Drive PX besteht dabei gar aus zwei Tegra X1-Einheiten und erreicht somit einen Rechenpower von 2,3 TeraFLOPs.
Aufbauend darauf stellt Drive CX eine komplette Cockpit-Lösung dar, die den Innenraum über diverse Display und Monitore mit ansehnlichen Grafiken, Infotainment, Heads-Up-Displays, Entertainment und virtuellen Instrumenten sowie Spiegeln versorgt.
"Wir träumen von einer Zukunft mit autonomen Fahrzeugen, Robotern und Drohnen, die sehen und lernen", erklärte Nvidia CEO Jen-Hsun Huang in Las Vegas. "Der Tegra X1 mit seiner Rechenleistung von einem TeraFLOPS ist ein riesiger Schritt in diese Richtung."
Ein schöner Traum, den die Mannen von Nvidia da träumen und nach den eher zähen Jahren 2013 und 2014 sei es dem Unternehmen gegönnt, im Automotive-Bereich an den alten Glanz aus Gamer-Zeiten anzuschließen. Ich als Gamer träume aber weiterhin von einem Tablet, das irgendwann die heimische Konsole komplett ersetzt. Bleibt zu hoffen, dass der Tegra X1 auch ein riesiger Schritt in diese Richtung wird ...