Beats hat in Berlin den kabellosen Kopfhörer "Studio3 Wireless" vorgestellt. Dank Noise-Cancelling werden Umgebungsgeräusche reduziert. Wir trafen für die Vorstellung den CEO von Beats, Luke Wood, in Berlin.
Kopfhörer von Beats sind ein Lifestyleprodukt, teilweise sogar schon Modeaccessoires. Bei der Akkulaufzeit liegen sie weit vorn, beim Thema Klang gehen die Meinungen aber auseinander. Die neuen Kopfhörer sollen das Hörerlebnis nun an einer Stelle deutlich verbessern: mit einer neuartigen Geräuschunterdrückung. So neuartig, dass sich Beats' CEO Luke Wood nach Berlin begeben hat, um die Werbetrommel für seine neuen Kopfhörer zu rühren. Wir waren dabei.
Beats sind Lifestyle
Luke war selbst Gitarrist und erfolgreicher Musikmanager. Weiß also wovon er spricht, wenn er über Musik redet. Lässig lehnt er in Sportschuhen, Stoffhose und T-Shirt in einem antik aussehenden Sessel. Auch der Rest des Zimmer ist im Shabby Chic Stil eingerichtet. Passt zu Berlin – und zu Beats. Die Marke, die seit 2014 zu Apple gehört, versteht sich mit Style. Aushängeschilder der Marke (Promis aus den Sport- und Musikbusiness) sind die Lässigkeit in Person, wenn sie mit den bunten Kopfhörern mit dem kleinen "b" an der Seite durch die Straßen gehen. An dem Image will man nichts ändern.
Dass Kopfhörer inzwischen mehr sind als nur Musikabspielgeräte weiß Luke auch: "Die Menschen konsumieren heute viel mehr Audioinhalte als noch vor zehn Jahren. Das ist nicht mehr nur Musik, es geht auch um Videos, Netflix, Snapchat oder andere Messenger. Alles hat eine Soundkomponente. Auch wollen wir zum Beispiel Dienste unseres Ökosystems [wie die Sprachassistenz von Apple, Anm. d. Redaktion] immer und überall nutzen ohne ein anderes Gerät heraus kramen zu müssen. Also haben wir Siri integriert. Kopfhörer sind insgesamt zu einem Wearable mit massiver Technik geworden. Und die Möglichkeiten sind hier noch längst nicht ausgeschöpft."
Auf dem Tisch vor uns steht eine schwarze Box. Luke erzählt über die Marke, über Apple und wie gerne er seinen Job macht. Er beschreibt enthusiastisch, was er mir gleich zeigen wird und beobachtet meine Reaktion, während sein Kollege den Deckel der Box hebt und die neuen Beats Studio3 Wireless zum Vorschein kommen. Schick sehen sie aus - und haben auch wieder eine kleine Taste für die Geräuschunterdrückung an der Seite. Doch das sei das neue große Ding, sagt Luke, und malt mir auf Papier ein paar Wellenformen auf, während er erklärt wie die neue, wie er sagt, innovative und außergewöhnliche Methode für die Geräuschabschirmung funktioniert. Die neuen Beats, so das Versprechen, können die Umgebungsgeräusche dynamisch herausfiltern. Das soll weniger zu Lasten Eurer Lieblingsmusik gehen.
Wie funktioniert das?
Manchmal wollen wir die Umgebungsgeräusche nicht hören, wenn wir Kopfhörer auf haben. Also brauchen wir eine Technik, die diese unterdrückt. Noise Cancelling funktioniert über Antischallwellen. Das ist, vereinfacht gesagt, künstlich erzeugter Schall, dessen Wellen entgegengesetzt der Wellen der Umgebungsgeräusche polarisieren. Und wie wir das noch aus der Mathematik kennen, wird +1 addiert mit -1 am Ende Null - der Schall wird ausgelöscht. Das ganze nennt sich Active Noise Cancelling (ANC).
Doch das Signal, das die Kopfhörer durch ihre Außenmikrofone bei dieser Technik messen, ist nicht identisch mit dem, was am Ohr ankommt. Der Schall klingt außen am Kopfhörer anders als darunter. Das führt dazu, dass am Ende die entgegen der Umgebung berechnete Schallwelle nie perfekt ist und somit das Ergebnis nicht Null wird. Hohe Frequenzen haben außerdem eine kürzere Wellenlänge und sind dadurch schwieriger in Echtzeit zu berechnen als lange Wellen, also tiefe Frequenzen. Das heißt für die Musik unterm Kopfhörer, dass auch bei der besten Technik Interferenzen entstehen und sie somit klanglich verändert wird.
Die früheren Studio-Modelle von Beats hatten dieses ANC-Feature auch, doch die neue Version wurde nun verbessert. Denn Beats verbaut jetzt auch im Kopfhörer – nicht nur außen – Mikrofone und fügt das dort aufgenommene Signal mit dem ANC-Ergebnis zusammen. Dadurch werden weniger Informationen aus der Musik gefiltert. Die Folge: Der Titel soll mehr wie das Original klingen. Das ganze nennt man "Pure ANC".
Durch die Übernahme von Apple profitiere man sehr von dem Know-How der Apple-Ingenieure, sagt Luke Wood: "Das begann beim W1-Chip für die Verbindung und auch die neue Geräuschunterdrückung hätten wir in der Form ohne das Wissen und die Möglichkeiten von Apple so nicht umsetzen können."
Beeindruckendes Ergebnis
Ich setzte die Kopfhörer auf und wurde von zwei großen Boxen von außen mit der Aufnahme des tiefen Rauschens einer Flugzeug-Turbine beschallt. Sehr nervig, da die Umgebungsgeräusche deutlich hörbar waren. Nach fünf Sekunden waren diese aber vollständig verschwunden. Nun wechselten die Boxen zu einer Situation im Café. Stimmen, Gläserklirren. Vor allem hohe Spitzen konnte ich jetzt wahrnehmen, als ich leisere Musik ausprobierte. Doch auch hier passte sich der Kopfhörer an. Nach kurzer Zeit hörte ich nichts mehr. Darauf folgte der Härtetest. Ein direkt auf mich gerichteter Ventilator, sich ständig ändernder Wind, der sich als nerviges Geräusch in meine gehörte Musik schummelte. Hier war der Effekt am deutlichsten zu hören. Das Flackern des Windes war nach einiger Zeit weg. Was bei der Geräuschunterdrückung besonders auffiel: Die Vocals wurden nicht dünner.
Typischer Beats-Klang
Im kurzen Hands-on konnten wir einige Titel zur Probe hören. Von AC/DC über Nirvana bis zu den Beatles hatte das Test-iPhone einiges von ultralaut bis recht leise zu bieten. Eine solide Klangeinschätzung bieten wir Euch dann im vollständigen Testbericht. Doch der Ersteindruck ist "typisch Beats". Der Hersteller hat nichts Grundlegendes an seinem Sound-Setup verändert. Der Bass bleibt präsent und teilweise übertrieben, die Mitten erscheinen an einigen Stellen etwas dumpf.
Die Beats Studio3 Wireless bieten 22 Stunden Wiedergabezeit bei eingeschaltetem Pure ANC. Deaktiviert Ihr die Geräuschunterdrückung sind es sogar bis zu 40 Stunden. Aufgeladen wird der Kopfhörer per Micro-USB. Zehn Minuten am Strom soll bis zu drei Stunden Wiedergabezeit ermöglichen.
Preis und Verfügbarkeit
Die Beats Studio3 Wireless sind ab sofort für 349,95 Euro zu haben. Farblich könnt Ihr zwischen vier Standard-Farben Schwarz, Weiß, Rot, Dunkelblau und den limitierten Editionen Grau und Porzellan wählen.
Ausblick
Bleibt eigentlich nur die Frage, was Beats als nächstes für eine Innovation ins Rennen schickt. Nach dem großen Erfolg der Apple AirPods würde sich doch eigentlich ein Redesign für die Beats-Marke anbieten. Ich frage Luke nach den Möglichkeiten kleiner In-Ear-Beats-Kopfhörer, die eben nicht per Kabel im Nacken verbunden sind. Er sagt: "Dazu kann ich jetzt noch nichts sagen, aber ich kann versprechen, dass wir eine riesige Roadmap für die Zukunft haben. Und wir werden für diesen Markt innovative Produkte herausbringen."