2015 scheint mit einem Paukenschlag zu beginnen: Xiaomis Absätze wachsen nicht – sie explodieren förmlich. Das drückt die Jahresbilanz des chinesischen Smartphoneriesen aus, der 2014 schon 61 Millionen Einheiten verkaufte und sich für dreistellige Zuwächse feiern lässt. Was Gründer Lei Jun nicht sagt: Das vierte Quartal lag kaum über dem vorangegangenen Dreimonatszeitraum.
Achtung, fertig, Superlative! Das ist der Reflex, der sich längst beim neuen Smartphoneriesen Xiaomi eingeschlichen hat, der im vergangenen Jahr nicht nur Samsung und Apple in China hinter sich gelassen hat und zur neuen Nummer drei der Welt aufgestiegen ist – sondern mit enormen 45 Milliarden Dollar auch schon das wertvollste nicht börsengelistete Unternehmen der Welt ist.
Standesgemäß wagte sich Konzernchef Lei Jun kurz nach Neujahr aus der Deckung, um als erster der Smartphone-Riesen die frohe Botschaft zu verkünden: das Jahr 2014 glich einem einzigen Kaufrausch, in dem 61 Millionen Xiaomi Phones – allen voran das Mi3 und Mi4 – verkauft wurden.
61 Millionen verkaufte Smartphones in 2014...
Macht summa summarum: Eine Geräte-Absatzsteigerung von enormen 227 Prozent und einen Umsatzanstieg von 135 Prozent, wie Lei Jun stolz bei Weibo und Google+ herausstellt. Eine beeindruckende Bilanz, fraglos, bei der jedoch eine maßgebliche Kennziffer fehlt: Die Verkaufszahlen für das vierte Quartal.
In der Vergangenheit hatte Xiaomi aus seinen Quartalszuwächsen kein Geheimnis gemacht – mit gutem Grund: Das Wachstum lag bei bis zu 300 Prozent. Nun jedoch fehlt die Angabe, die jedoch anhand der Vorquartale leicht errechenbar ist. Im ersten Quartal setzte Xiaomi 11 Millionen Einheiten um, im zweiten Quartal waren es schon 15 Millionen, im dritten Quartal – je nach Lesart – entweder 17,3 (IDC-Angabe) oder 19 Millionen (iSuppli).
...aber: das Quartalswachstum geht auf ganze zwei Prozent zurück
Die 61,1 Millionen Smartphones im Gesamtjahr zugrunde gelegt, hat Xiaomi damit also im vierten Quartal "nur" 17,7 Millionen Einheiten (IDC-Angaben drittes Quartal) oder sogar nur 16 Millionen (iSuppli-Angaben drittes Quartal) abgesetzt – und läge damit im letzteren Fall sogar erstmals seit der Gründung vor fünf Jahren in einem Quartal unter dem vorangegangenen Dreimonatszeitraum.
Auch bei zuvor zugrunde gelegten 17,3 Millionen Einheiten fiele das Wachstum auf 17,7 Millionen Einheiten mit gerade mal zwei Prozent erstaunlich dünn aus – in den Vorgänger-Quartalen zogen die Absätze zuvor noch um 36 Prozent und 15 Prozent an. Und nun nur noch zwei Prozent oder sogar ein Negativwachstum von sieben Prozent (iSuppli)?
Verliert Xiaomi im Smartphone-Ranking wieder den dritten Platz?
Man kann es drehen und wenden, wie man will – deutlich wird: Die Smartphone-Verkäufe im vierten Quartal liegen deutlich unter den Erwartungen – auch Xiaomis Wachstum scheint an die Grenzen der Schwerkraft zu stoßen. Tatsächlich könnte der chinesische Emporkömmling damit im weltweiten Smartphone-Ranking im vierten Quartal, in dem direkte Rivale Huawei im Weihnachtsgeschäft der westlichen Welt punkten dürfte, wieder den dritten Platz verlieren.
Um das ausgegebene Jahresziel von 100 Millionen verkauften Smartphones 2015 zu erreichen – was immerhin einem Zuwachs von 63 Prozent entsprechen würde –, muss Chinas Nummer eins in den nächsten Quartalen deutlich rasanter zulegen als im jüngsten Dreimonatszeitraum.