Erstes iPhone schreckte Nokia auf: Interne Präsentation aufgetaucht

Erste Apple Keynote 2007
Nokia stand damals an der Spitze des Handymarktes. Als Steve Jobs das erste iPhone enthüllte (Bild), endete diese Ära innerhalb weniger Jahre. (© 2007 Youtube/Michael Noriega )

Als Steve Jobs im Jahr 2007 in etwas mehr als einer Stunde ausführlich das erste iPhone enthüllte, hat das nicht nur zahlreiche Zuschauer aufhorchen lassen. Eine interne Präsentation des damaligen Marktführers Nokia zeigt, wie Apple auch den Handymarkt aufrüttelte.

In einer 22-seitigen internen Präsentation hat Nokia damals die legendäre Apple Keynote auseinandergenommen, in der das erste iPhone 2007 enthüllt wurde. Aus dem Dokument geht hervor, welche Features der damals größte Handyhersteller der Welt als eine besondere Bedrohung sah. So wird allein das Betriebssystem iOS als die "vielleicht größte Bedrohung" bezeichnet. Die gesamte Präsentation findet ihr auf der Webseite der Aalto University.

Apple eröffnete das High-End-Segment für Handys

Aber auch die Hardware an sich hat Nokia aufhorchen lassen. Insbesondere der Touchscreen war eine Weltneuheit für Handys. Nokia hat offenbar sofort erkannt, wie relevant die Technologie für die Zukunft ist und bezeichnete diese als möglichen neuen Branchenstandard. "Nokia muss eine eigene Benutzeroberfläche für Touch entwickeln, um zurückzuschlagen", heißt es übersetzt in der Präsentation. "S60 sollte der Fokus sein" folgt auf diese Worte. Das Unternehmen sah das Fachgebiet "User Interface" als eigene große Stärke, hatte aber auch erkannt, dass die Kundenzufriedenheit hier zurückging.

Wir erinnern uns: Nokia setzte damals auf das eigene Betriebssystem Symbian – das in wenigen Jahren verschwand. Android, iOS und Windows Mobile waren hier stärker. Wer damals S60 nutzte, wird sicherlich auch noch wissen, dass das App-Angebot für iPhones so stark anwuchs, dass Nokias OS fast chancenlos war.

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Ebenfalls spannend: Nokia ging nach der iPhone-Keynote bereits davon aus, dass Apple mit seinem Smartphone die generelle Nachfrage bezüglich High-End-Handys stark ankurbeln und einen neuen Markt erschließen könnte. Die Experten sollten auch damit richtig liegen. Und das nachhaltig: Vor einigen Jahren gab es noch einen großen Aufschrei, als das iPhone X die 1000-Euro-Marke überschritt. Heutzutage sind High-End-Smartphones über 1000 Euro bei allen großen Herstellern der Standard.

Damals dachte Nokia jedenfalls noch, dass sie sich mit ihrem großen Marktanteil, der Preisgestaltung und der eigenen Hardware einen Vorsprung vor dem iPhone verschaffen können. Vermutlich hatte das Unternehmen zu dem Zeitpunkt noch nicht kommen sehen, wie sich die Handybranche in den darauffolgenden Jahren (weiter-)entwickeln würde.

Nokia hatte Anschluss verloren
Christoph Lübben
Christoph Lübben

Als das iPhone gerade Fuß auf dem Markt fasste, war ich noch im Studium. Ich nutzte zu dem Zeitpunkt noch ein klassisches Handy von Nokia (ein N73 mit Kamera und Farbdisplay), während viele meiner Kommilitonen mit einem iPhone herumliefen und sich etwa Duelle über die Lichtschwert-App lieferten – eine damals wie heute ziemlich sinnlose Anwendung, die aber für viel Spaß sorgte. Sowas gab's vorher noch nie.

Da ich den Anschluss nicht verlieren wollte, aber als Student auch wenig Geld in der Tasche hatte, rüstete ich auf ein Nokia N97 mit Symbian-OS auf. Und davon hatte ich direkt drei Stück. Denn bei jedem Gerät kam es früher oder später zu Problemen mit der Touch-Eingabe. Ohnehin funktionierte der Touchscreen sehr ungenau und sorgte bei mir für viel Frust. Ebenso das App-Angebot. Viele von Mitstudenten genutzte Anwendungen gab's für mein Handy leider nicht.

iPhone 3gs
Das klassische iPhone 3GS (© 2014 CURVED )

Als es mir finanziell möglich war, wechselte ich 2009 auf ein iPhone 3GS. Und tatsächlich war das Smartphone im Vergleich zu meinem Nokia schon fast magisch. Das breite App-Angebot und der (endlich) gut funktionierende Touchscreen waren damals die wichtigsten Punkte für mich. Heutzutage haben die anderen Hersteller in Sachen Touch aufgeholt. Der damalige technische Unterschied zwischen Nokia und Apple war aber derart ausgeprägt, dass ich den Wechsel an der Spitze der Handybranche bis heute gut nachvollziehen kann. Hier kam Nokia leider nicht schnell genug hinterher.

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