Kurz nach dem größten Datenskandal in seiner Geschichte führt Facebook die umstrittene Gesichtserkennung nun auch bei uns ein. Der Rollout hat bereits begonnen, wie viele von euch bemerkt haben dürften. Dem Unternehmen zufolge dient die neue Funktion dem Schutz der Nutzer.
Wenn ihr euch nun bei Facebook einloggt, müsst ihr euch entscheiden, ob ihr die Gesichtserkennung aktiveren möchtet oder nicht. Dabei versucht euch das Unternehmen anhand einiger Anwendungsbeispiele von den Vorteilen des Features zu überzeugen: So schütze es euch etwa davor, dass Fremde sich mit einem Foto für euch ausgeben. Außerdem könnten Menschen mit Sehbehinderung so erfahren, dass ihr auf einem Bild abgebildet seid. Wollt ihr das alles nicht, solltet ihr auf "Nicht zulassen, dass Facebook mich auf Fotos und in Videos erkennt" klicken. Dazu müsst ihr aber zuvor "Dateneinstellungen verwalten" auswählen. Das ist nicht offensichtlich, da Facebook die Option "Akzeptieren und fortfahren" besonders hervorhebt. Wollt ihr die Facebook-Gesichtserkennung nachträglich deaktivieren, habt ihr unter "Einstellungen | Gesichtserkennung" die Möglichkeit dazu.
So funktioniert die Gesichtserkennung von Facebook
Das Feature erkennt euch auf Facebook-Fotos automatisch – auch wenn ihr darauf nicht markiert seid. Dazu erstellt Facebook aus eurem Profilbild und Fotos, auf denen ihr markiert seid, ein sogenanntes "Template". Dabei soll es sich um eine errechnete, "individuelle Zahl" für euer "Erscheinungsbild" handeln. Dieses Template vergleicht Facebook mit anderen auf der Plattform hochgeladenen Fotos und Videos auf Facebook.
Bei einer Übereinstimmung informiert die Plattform euch sowie eure Kontakte darüber und schlägt eine Markierung vor. Allerdings gilt das nur für öffentliche Posts. Stellt jemand ein Bild von euch einem eingeschränkten Personenkreis zur Verfügung, erfahrt ihr davon weiterhin nichts. Immerhin: Fremde sollen eure Identität durch die Gesichtserkennung nicht erfahren.
Facebooks zweiter Anlauf
In den USA ist die Technologie bereits seit Jahren im Einsatz. In Europa deaktivierte sie Facebook 2012 nach massiven Protesten. Nun nutzt das Unternehmen ausgerechnet die Einführung der EU-Datenschutzgrundverordnung für einen zweiten Anlauf. Schließlich böte die Gesichtserkennung euch mehr Kontrolle über die Verwendung eurer Bilder.
Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sieht die Technik kritisch. Zwar sei eine Weitergabe der ermittelten Daten an Dritte aktuell nicht vorgesehen. Das könne sich in Zukunft aber wie bei WhatsApp ändern. Auch viele Datenschützer halten die Gesichtserkennung von Facebook für bedenklich.