Für viele ist das Wichtigste an einem neuen Smartphone: die Kamera. Wie gut sich das neue Galaxy S6 von Samsung und das HTC One M9 im Vergleich zum iPhone 6 beim Fotografieren schlagen, hat CURVED bei einer Foto-Tour ausprobiert.
Bevor wir zusammen einen Blick auf die Fotos werfen, rufe ich Euch noch einmal die Eckdaten der Kameras in Erinnerung: Im Galaxy S6 - und auch im Galaxy S6 edge - steckt ein 16-Megapixel-Sensor. Die Blende hat eine Lichtstärke von f1.9. Das One M9 schafft mit seinem Sensor sogar 20 Megapixel. Die Kamera des iPhone 6 verfügt wie das One M9 über eine Lichtstärke von f2.2 sowie einen rückseitig belichteten Bildsensor, der beim Smartphone von Apple aber nur Fotos mit einer Auflösung von acht Megapixeln liefert. HTC macht als einziger Hersteller eine Angabe zur Brennweite des Objektivs. Sie soll bei 27,8 Millimetern liegen. Das iPhone 6 kommt auf Basis der EXIF-Daten der Bilder auf 24,4 und das Galaxy S6 auf 25,25 Millimeter. Dass die beiden Smartphones einen größeren Aufnahmewinkel als das One M9 haben, sieht man beim Fotografieren mit ihren Kameras auf jeden Fall mit bloßem Auge.
Bei den Selfie-Kameras bietet das Galaxy S6 mit fünf Megapixeln die größte Auflösung, das One M9 folgt mit vier Megapixeln, das iPhone 6 landet mit seiner Facetime-Kamera und 1,2 Megapixeln auf einem abgeschlagenen dritten Platz.
Ein nächtlicher Streifzug
Da Samsung bei der Präsentation des Galaxy S6 die Stärken der Kamera im dunklen besonders lobt, habe ich das mit einer Tour durch das nächtliche Hamburg überprüft.
So viel vorab: Bei wenig Licht liefert kein Smartphone gute Bilder, wie wir sie von Spiegelreflexkameras kennen. Schuld ist die kleine Fläche des Bildsensors, die in einem Handy nie so groß sein kann. Schaut man sich die Aufnahmen in Originalgröße an, sind bei allen drei Testgeräten Artefakte und Unschärfen zu erkennen. Trotzdem gibt es gewaltige Unterschiede, wie der Blick auf die Bilder von One M9, Galaxy S6 und iPhone 6 zeigen.
Das HTC One M9 disqualifiziert sich sofort für Aufnahmen mit schlechter Beleuchtung. Die Bilder sind unscharf und farblich neben der Spur. Um das zu erkennen muss, man sich die Fotos nicht einmal in Originalgröße ansehen. Deutlich besser sehen die Fotos des iPhone 6 und des Galaxy S6 aus. Beim S6 ist ein Gelbstich zu erkennen, der bei der nächtlichen Straßenbeleuchtung aber realistischer wirkt als die bläulichen Aufnahmen des iPhone 6. Trotz einer nur halb so großen Auflösung - oder gerade wegen ihr - sind die Bilder des iPhone 6 teils detailreicher und weniger verrauscht als die des Galaxy S6. Die beiden liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem das iPhone 6 nur bei Blitzlicht-Aufnahmen deutlich abgeschlagen ist.
Porträt und Selfie
Porträt und Selfie sind quasi das gleiche Bild, geschossen mit zwei verschiedenen Kameras. Schauen wir uns zuerst die Porträt-Aufnahmen der rückseitigen Kameras an. Hier liefert das iPhone 6 die am natürlichsten wirkenden Farben, gefolgt vom Galaxy S6, bei dem dafür nicht nur die fotografierte Person, sondern auch der Hintergrund knackig scharf abgebildet sind. Das One M9 enttäuscht an dieser Stelle mit Problemen bei der Verarbeitung des Gegenlichts, einem deutlichen Gelbstich und Problemen bei der Fokussierung.
Beim Selfie hat das Bild des One M9 keinen Gelb-, sondern einen Blaustich, dafür erscheint das Motiv schärfer als das mit der rückseitigen Kamera aufgenommene Porträt. Die Facetime-Kamera des iPhone hat den engsten Winkel und setzt so Euer Gesicht groß in Szene, eignet sich aber weniger für Gruppen-Selfies und weist einen Gelbstich auf. Das Selfies des Galaxy S6 wirkt farblich am natürlichsten, hat eine ähnliche Brennweite wie das M9. Bei der Schärfe liegen alle drei gleichauf, wobei ich mir jeweils etwas weichgezeichnet vorkomme.
Die Sonne scheint nicht immer aus der richtigen Richtung
Selbst wenn es hell ist, sind die Lichtbedingungen nicht immer ideal. Scheint die Sonne in die Kamera, erschwert das Gegenlicht den Sensoren die Arbeit.
Das meistern die drei Kameras sehr unterschiedlich, wobei mir der Kompromiss des iPhone 6 zwischen dem hellen Himmel den im Schatten stehenden Containern am besten gefällt. Beim Galaxy S6 sind die dunklen Bereich etwas mehr aufgehellt, dafür brennt der Himmel aus. Die Kamera des One M9 schafft es nur, einen Bereich korrekt zu belichten, wobei Ihr mit einem Klick auf das Display den Bezugspunkt für die Belichtung und Fokussierung bestimmen könnt.
Kleine Dinge ganz groß
Auch kleine Dinge wollen groß in Szene gesetzt werden. Wir haben die Aufnahmen mit den automatischen Kameraeinstellungen aufgenommen und nicht einen eventuell vorhandenen Makromodus manuell aktiviert - aber auch nicht verhindert, dass das Smartphone diesen selber einschaltet.
Bei Tageslicht schaffen es alle drei Smartphone-Kameras, eine detailreiche Nahaufnahme zu liefern, die bei der abgelichteten Wasseruhr auch ohne deutliche Farbstiche bleiben. Aber auch hier sind die Aufnahmen des One M9 nicht so scharf wie die Bilder des Galaxy S6 und des iPhone 6.
Panorama ist nicht gleich Panorama
Schon interessant, was die Smarpthone-Hersteller unter einem Panorama verstehen. Während Ihr bei HTC nur einen Bereich von 180 Grad abbilden könnt, erlaubt Samsung Rundum-Aufnahmen mit über 360 Grad.
Dass Smartphones ein Panoramabild aus vielen Einzelaufnahmen zusammensetzen, ist kein Geheimnis und fällt bei allen drei Testgeräten vor allem am Geländer des Altonaer Balkons auf. Die restlichen Bereiche sind dagegen fast fehlerfrei zusammengefügt. Bei der Belichtung, vor allem der Verarbeitung der Sonne sind dagegen deutliche Unterschiede zu erkennen. Vor allem das One M9 hat Probleme mit der "vorbeiziehenden" Lichtquelle. Sein Panorama wirkt zudem "diesiger" als die anderen Aufnahmen.
Food Porn
Gebt es doch zu, ich kann noch so viele unterschiedliche Aufnahme-Situationen durchspielen, am Ende wollt Ihr doch nur Euer Essen fotografieren! Deswegen gibt es jetzt zum Abschluss für alle Food Porn-Anhänger noch etwas Leckeres - natürlich wieder jeweils durch die Linsen des Galaxy S6, des One M9 und des iPhone 6.
Auch hier wird deutlich, dass das Galaxy S6 seine Fotos automatisch kräftig nachbearbeitet. Das Bild wirkt zwar scharf und die Farben strahlen kräftig, aber mit einer realistischen und natürlichen Wiedergabe hat das aus der Sicht eines Fotografen wenig gemeinsam. Da entsprechen die Fotos des One M9 und des iPhone 6 schon eher der Wirklichkeit.
Wer hat denn nun die beste Kamera?
Diese Frage nach dem Smartphones mit der besten Kamera lässt sich nicht mit einer simplen Aussage beantworten. Fest steht aber auf jeden Fall, dass jeder, der mit seinem Smartphone viele Fotos machen will, einen großen Bogen um das One M9 von HTC machen sollte. Selbst bei Tageslicht bleiben seine Aufnahmen deutlich hinter Samsungs Galaxy S6 und dem iPhone 6 zurück.
Das Galaxy S6 und das iPhone 6 bewegen sich qualitativ auf einer Ebene, wobei sie die verschiedenen Aufgaben im Detail unterschiedlich gut meistern. Samsungs Smartphone bearbeitet die Bilder stark und sorgt so dafür, dass ihre Farben intensiv strahlen, die Details scharf sind und selbst bei wenig Licht fast kein Bildrauschen zu erkennen ist. Für Schnappschüsse, die man schnell teilen will, also das ideale Smartphone mit einer der besten Kameras - und Kamera-Software.
Für Fotografen mit einem Faible für natürlich wirkende Aufnahmen sind die Bilder des S6 dagegen ein Graus. Da das Galaxy seine Bilder schon stark bearbeitet, eignen sie sich zudem nur eingeschränkt für eine nachträgliche Bearbeitung durch die Nutzer. Das iPhone 6 liefert hier die besseren, sprich realistischeren, Rohdaten und kann nur bei Blitzlichtaufnahmen in totaler Dunkelheit nicht mit dem S6 mithalten, punktet dafür bei Gegenlicht- und mancher Nachtaufnahme.
Alle Fotos in Originalgröße könnt Ihr aus unserer Dropbox herunterladen.