Das sehnlichst erwartete iPhone 6 wirft seine Schatten voraus – viereinhalb Wochen noch, dann wissen Apple-Fans, worauf sie sich 10 Tage später freuen können. Dass das Kultsmartphone gleich zweimal wachsen wird, gilt als ausgemacht. Doch was wird eigentlich aus der bestehenden Produktlinie? Fest steht: Ab September dürfte sich einiges im iPhone-Portfolio ändern: Bei den verfügbaren Modellen – als auch im Preis. Worauf sich Apple-Fangirls und -boys einstellen sollten.
Der Countdown geht auf die Zielgerade. Nach fast zweijähriger Wartezeit müssen sich Apple-Fans nun nicht mehr vom Phablet-Trend ausgeschlossen fühlen – auch das iPhone wächst endlich. Und zwar kräftig: Mit einem 4,7 und sogar 5,5 Zoll großen Display wird beim iPhone 6 nach übereinstimmenden Berichten gerechnet – andere Bildschirmdiagonalen würden die seit Monaten kursierenden Leaks ad absurdum führen.
Endlich hat Apple auch große iPhones im Produktportfolio, die Kunden bislang vermisst hatten – man erinnert sich an das interne Memo, in dem ein Apple-Manager bereits kurz nach dem iPhone 5-Launch, bei dem das Kultsmartphone gerade mal um 0,5 Zoll wuchs, eingestand, nicht das zu haben, "was unsere Kunden wollen".
Kann Apple einfach auf Phablet-Größe umschwenken, ohne dabei Fans zu verprellen?
Entsprechend der Mutter aller Upgrade-Zyklen“ und einem wahren Kaufrausch, bei dem so viele iPhones wie nie abgesetzt werden. So weit, so erwartet.
Und doch schwingt beim Launch in einem Monat eine bislang Unbekannte mit: Kann Apple, nachdem es der Welt sieben Jahre praktisch einen Einheitsstandard vorgegeben hat, einfach auf Phablet-Größe umschwenken, ohne dabei seine Fans zu verprellen? Die Argumentation lautet schließlich bislang gebetsmühlenartig: Ein größeres Smartphone ist nicht ohne „Trade-offs“, also Abstriche zu haben.
Nach 7 Jahren mit 3,5 und 4 Zoll ein neuer Goldstandard mit 4,7 und 5,5 Zoll
Wie Apple die Verkaufsargumentation zu den deutlich größeren Modellen mit 4,7 und vor allem 5,5 Zoll Display verschiebt, dürfte zu den großen Spannungsmomenten der Keynote in einem Monat zählen. Nachdem 3,5 bzw. 4 Zoll jahrelang der Goldstandard waren, ist größer plötzlich doch besser, viel besser.
Apple-Fans, die Käufer von großflächigen Smartphones in der Vergangenheit so gerne als „Phablet-Prolls“ gebrandmarkt haben und sich beim iPhone schon fast elitär auf das kleinere Display mit einer Argumentation im Sinne von „weniger ist mehr“ zurückgezogen haben, müssen umdenken – und umschwenken, wenn das iPhone-Wachstum anhalten und der größte Kaufrausch der Wirtschaftsgeschichte tatsächlich Realität werden soll.
Preisreduzierung bei aktuellen Modellen wahrscheinlich
Doch was, wenn der Smartphone-Käufer, das launige Wesen, den fein säuberlich in Pages-Sheets austarierten Planspielen in Cupertino einen Strich durch die Rechnung macht? Für diesen Fall muss Tim Cook vorbereitet sein – und Alternativen im Angebot haben. Bedeutet im Umkehrschluss: Apples Produktportfolio könnte sich vergrößern und Cook damit mit der Maxime der Steve Jobs-Ära brechen – nämlich der selbst gewählten Modell-Reduzierung.
Bislang galt als es als ungeschriebenes Gesetz in Cupertino, dass Apple seinen iPhones einen Lebenszyklus von zwei Jahren gewährt. Als etwa das iPhone 4s gelauncht wurde, wurde am Vorgänger-Modell iPhone 4 festgehalten, aber auch am Vor-Vorgänger iPhone 3GS. Beide älteren Modelle erhielten eine Preisreduzierung um 100 Dollar / Euro und wurden damit für Erstkäufer, die nicht das neuste Modell haben mussten, attraktiver. Das Muster wiederholte sich beim iPhone 5-Launch vor zwei Jahren, der das 2009 gelaunchte iPhone 3GS beerdigte - iPhone 5, 4s und 4 waren im Angebot.
Der kurze Lebenszyklus des iPhone 5
Im vergangenen Jahr folgte dann die viel diskutierte Diversifizierung der Produktlinie: Apple launcht mit iPhone 5s und 5c gleich zwei neue iPhones – unterzog mit dem Premium-Gerät iPhone 5s im Grunde aber doch nur ein Modell einem echten Upgrade.
Das iPhone 5c kam als Plastik-Variante des Vorgänger-Modells iPhone 5 mit einer technisch identischen Ausstattung daher, sollte sich aber optisch stärker vom iPhone 5s abheben, dessen Differenzierungsmerkmal zum iPhone 5 gefehlt hatte. Damit einher ging ein Novum in der siebenjährigen iPhone-Historie: das iPhone 5 verschwand ganze zwölf Monate später wieder vom Markt.
Was wird aus dem iPhone 5c?
Vor dem viel erwarteten iPhone 6-Launch stellt sich nun die Frage, ob sich die Geschichte wiederholt – oder Apple seine Diversifizierung weiter ausbaut und das Produktportfolio erweitert. Es spricht viel dafür, dass der Kassenschlager iPhone 5s nach dem iPhone 6-Launch erhalten bleibt – alleine als Goldstandard der 4-Zoll-Generation. Ein preislicher Abschlag von bis zu 50 bis 100 Dollar / Euro erscheint zwölf Monate nach dem Launch durchaus vorstellbar.
Das iPhone 5s könnte damit preislich und in der Wertigkeit zum neuen iPhone 5c werden. Bleibt jedoch die Frage: Was wird aus dem iPhone 5c? Apples ungeliebtes, aber doch sehr erfolgreiches Plastik-Smartphone steht vier Wochen vor der iPhone 6–Keynote vor einer höchst ungewissen Zukunft.
Verschwindet das iPhone 4s?
Denkbar sind beide Szenarien: Das schnelle Ende nach dem Vorbild des iPhone 5 - oder aber das Weiterleben als Mittelklasse-Smartphone, wie es das immer noch ziemlich beliebte iPhone 4s vorgemacht hat. Mit einer weiteren Preisreduzierung in Richtung 400 Euro / Dollar könnte Tim Cook mit einjähriger Verspätung den Traum vom erschwinglichen iPhone wahr werden lassen, das vor allem die BRIC-Märkte stärker penetriert.
Bleibt die Frage nach einem anderen iPhone-Evergreen, der seine Schuldigkeit fraglos längst getan hätte: Das iPhone 4s verkauft sich auch drei Jahre nach dem Launch erstaunlich robust. Wenn Tim Cook an einem nur 3,5 Zoll großen Modell, das happige 140 Gramm auf die Waage bringt und nicht mehr wirklich als State-of-the-Art-Modell anno 2014 durchgeht, festhalten will, könnte das schier Undenkbare passieren – und ein iPhone deutlich unter der 400 Dollar / Euro-Grenze erhältlich sein.
Ab September fünf iPhones im Angebot?
Die auf 8 GB geschrumpfte Variante wird aktuell bereits für 399 Dollar / Euro angeboten. Vor allem in Schwellenländern wie Indien besäße Apple mit einem günstigen iPhone zusätzliche Argumente. iPhone 6 in 4,7 und 5,5 Zoll, iPhone 5s und 5c und iPhone 4s – gut möglich, dass es das Kultsmartphone aus Cupertino bald in fünffacher Ausstattung gibt! Strafft Tim Cook dagegen in der Tradition von Steve Jobs das iPhone-Portfolio, wären das iPhone 4s und dann 5c die potenziellen Streichkandidaten.
Wer am Phablet-Trend nicht interessiert ist und auf das 4 Zoll große Powerpaket iPhone 5s oder das Plastik-Pendant 5c gewartet hat, könnte in vier Wochen schon günstiger zum Zuge kommen.