Urlaub, die letzten Tage Sonne auskosten, Wind und Wasser: Menorca bot die perfekte Kulisse, um das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus im Foto-Vergleich antreten zu lassen.
Hab ich auch alles gepackt? Wanderschuhe, Badelatschen, Schwimm-Shorts, Kamera? "Nein, die Spiegelreflex bleibt dieses Mal zu Hause", dachte ich mir. Dafür kamen für den Urlaub auf Menorca - der kleinen Nachbarinsel von Mallorca - das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus ins Handgepäck. Immerhin: Wer dokumentiert heutzutage seine Reise nicht ausgiebig auf Instagram oder mit Facebook-Postings und nicht immer zur Freude der arbeitenden Freunde?
Es standen Wandern, ausgedehnte Strandbesuche, Kajak-Fahren und die ein oder andere Städte-Tour auf dem Programm. Genug Abwechslung also, um die Foto-Qualitäten der beiden neuen Apple-Smartphones auf Herz und Nieren zu testen. Besonders gespannt war ich darauf, wie sich die Geräte mit den teils schwierigen Lichtverhältnissen in der Natur schlagen: Gerade in Wäldern und natürlichen Wanderwegen liegen viele Abschnitte im Schatten. Apple hat nach eigenen Angaben die Linsen der iSight-Kamera optimiert sowie die Belichtung und den Autofokus verbessert.
Die Verbesserung der iSight-Kamera sind spür- und sichtbar
Beim Testen war mir wichtig, nicht manuell noch Einstellungen vorzunehmen, etwa die Blende nach oben oder unten zu regulieren. Denn wenn ich ein Smartphone als Kamera nutzen, dann will ich auch den Geschwindigkeitsvorteil haben, den mir eine "echte" Kamera nur bedingt bieten kann. Während ich bei den Großen den Objektivschutz abnehmen, den richtigen Modus auswählen sowie Schärfe ziehen und Belichtung einstellen muss, will ich das Smartphone einfach aus der Hosentasche ziehen und den Moment einfangen.
Wie Apple auf seiner Produktseite bewirbt, sollen der Einsatz sogenannter "Focus Pixels" dafür sorgen, dass die iPhones ein Objekt schneller fokussieren können. Ohne jetzt mit der Stoppuhr die Zeit zu nehmen: Ja, das stimmt. Sowohl das iPhone 6 als auch das iPhone 6 Plus holen sich nahezu unverzüglich den korrekten Schärfepunkt. Gerade beim iPhone 5s brauchte es doch häufig die manuelle Auswahl des Objekts im Bild, das die Kamera scharf stellen soll. Das war bei beiden neuen Modellen - zumindest bei normalen Lichtverhältnissen - nicht nötig. Nur wenn die Abendsonne scharfe Kontraste aufs Motiv zeichnet, musste ich mich entscheiden, ob ich das Abendrot im Bild haben will - oder lieber die Umgebung heller erstrahlen lassen will.
Bei Szenen mit viel Sonne und viel Schatten, die einen großen Dynamikumfang erfordern, machten beide iPhones einen guten Job. Auch wenn beim iPhone 6 Plus bei der nachträglichen Sichtung am Rechner noch ein wenig mehr Details zu erkennen sind: Beim Betrachten auf dem Smartphone-Display sowie Posten in den Social Networks fallen die Unterschiede nur bei ganz genauem Hinsehen auf. Zumindest hier sorgt der Aufpreis bei der Anschaffung eines iPhone 6 Plus nicht für bessere Bilder.
Den wohl größten Unterschied dürften iPhone-Nutzer der Vorgänger-Modelle beim Schießen von Panorama-Fotos bemerken. Den Sprung von 24 auf 43 Megapixel bemerkt man sofort.
Sahen Panos auf dem iPhone 5s zwar in der Vollansicht scharf aus, fielen beim Hereinzommen Artefakte auf. Beim iPhone 6 und dem 6 Plus ist es problemlos möglich, auch einen Abschnitt zu vergrößern und zu exportieren - die Qualität ist enorm. Hier allerdings noch ein Tipp: Bei Panorama-Bildern immer auf einen Startpunkt achten, der belichtungstechnisch zum Rest der Aufnahme passt. Das heißt: Nicht in einer dunklen Ecke eines Waldgebietes oder einer Schlucht starten. Denn die Belichtungseinstellung ändern die iPhones während der Aufnahme nicht.
Großes Display = mehr Komfort
Als Ersatz für eine echt Kamera auf Reisen schlägt sich das große iPhone 6 Plus wunderbar. Das 5,5-Zoll-Display gibt einen riesigen Sucher ab, auf dem man auch bei starker Sonneneinstrahlung das Motiv gut erkennt. Das iPhone 6 schlägt sich in dieser Disziplin ebenfalls gut. Allerdings ist der Aufnahmeprozess beim großen Apple-Smartphone noch etwas komfortabler. Diesen Rückstand macht das "kleine" iPhone wieder durch die kompaktere Bauweise und dadurch mit mehr Flexibilität unterwegs wett.
Allerdings entpuppte sich die flachere Bauweise mit den runden Kanten bei Temperaturen um die 27 Grad mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit nicht unbedingt als ideal. Lag das iPhone 5s mit seinen harten Kanten noch gut in der Hand, waren iPhone 6 und 6 Plus doch recht glitschig. Kein Spaß, wenn man jedes Mal, wenn man das Smartphone aus der Hosentasche fischt, Angst davor haben muss, es ungewollt die Klippen hinunterzuwerfen.
Was mich als Hobby-Smartphone-Fotograf vor allem interessierte, war die Frage, wie sich denn der neue optische Bildstabilisator auf die Bildqualität auswirkt. Die kurze Antwort: Nicht sichtbar. Die lange Antwort: Zumindest nicht sichtbar, wenn sich Euer "kreativer Prozess" beim Bilderschießen auf die reine Aufnahme von normalen Fotos und Panoramabildern beschränkt - was wohl auf den Großteil aller Nutzer zutreffen würde. Um das iPhone 6 Plus etwa beim Mountainbiking auszuprobieren, fehlte so kurz nach dem Start das entsprechende Equipment. Und um einhändig Rad zu fahren und dabei die eigene Gesundheit und ein knapp 1000 Euro teures Smartphone zu riskieren, fehlte es dann doch an Wagemut.
CURVED-Fotografin Katrin Saalfrank erkannte nach eingehender Sichtung der Bilder zwar im Vergleich etwas Rotstich bei einer Nahaufnahme mit dem iPhone 6 Plus und etwas Lila-Färbung bei einem Panorama, das mit dem iPhone 6 aufgenommen wurde. Allerdings ließen sich diese "Fehler" nicht reproduzieren, sondern dürften eher darauf zurückzuführen sein, dass die Smartphone im jeweiligen Motiv an unterschiedliche Punkten den Weißabgleich durchgeführt haben.
Fazit: Der Aufpreis lohnt sich (nur bedingt)
Das Ergebnis überrascht mich. Denn während ich die Bilder mit beiden neuen iPhones aufnahm, war ich tatsächlich davon überzeugt, dass das große iPhone auch die besseren Bilder schießt. Schließlich sahen die auf dem Display des iPhone 6 Plus einfach besser aus. Doch wer, wie ich, sein Smartphone vor allem für Schnappschüsse verwendet, der kann meiner Meinung nach ohne Einbußen zum iPhone 6 greifen.
Wer hingegen vor allem auf mehr Ausdauer bei längeren Fototouren setzt, dem dürfte die längere Akkulaufzeit beim iPhone 6 Plus zusagen. Allerdings: Der Preisunterschied liegt bei 100 Euro. Für weitaus weniger Geld bekommt Ihr auch einen mobilen Akku, der über mehr Kapazität verfügt als die 2915 Milliamperestunden des Apple-Phablets.
Wenn Ihr Euch die Bilder nochmal im Detail anschauen wollt, dann könnt Ihr sie unkomprimiert über unseren Dropbox-Ordner herunterladen.