16 Jahre nach der Gründung kommt Google im Alltag reiferer Unternehmen an: Das Wachstum stagniert. Auf der Sonnenseite dagegen steht ein anderer Internetrivale: Das weltgrößte Social Network Facebook.
Der Siegeszug des Internets ging 2014 ungebremst weiter: Unter den vier wertvollsten Konzernen der Welt befinden sich mit Apple, Microsoft und Google gleich drei Unternehmen aus der Tech- oder Online-Branche. Mit Alibaba schaffte es sogar ein weiteres Dot.com-Unternehmen aus dem Stand in die Top Ten der höchstkapitalisierten Konzerne – Facebook befindet sich nur knapp dahinter.
Google konnte den Internet-Thron 2014 weiter verteidigen, doch es war kein gutes Jahr für den Branchenprimus. Der Such-Riese sieht 16 Jahre nach der Gründung plötzlich ziemlich alt aus. Lange Zeit sah es so aus, als würde Google mit ambitionierten Projekten unsere Zukunft nach Belieben bestimmen können. Das selbstfahrende Auto! Wow!
Abstand zwischen Apple und Google ist 2014 ins Unermessliche gewachsen
Bis auf 20 Prozent Abstand nach dem Börsenwert war Google durch die hohe Kunst der Moonshots an Apple herangerückt – und es sah zu Jahresbeginn so aus, als sollte den PR-Künstlern Sergey Brin und Larry Page, die es wie wohl keine zweiten Vorstandschefs vermochten, Medien und Wall Street mit ihren Projektankündigungen einzuwickeln, zumindest an der Börse bald die Wachablösung gelingen.
12 Monate später ist der Abstand zwischen Google und Apple an der Wall Street wieder größer denn je: Aus 50 Milliarden Dollar Differenz beim Börsenwert im Januar sind im Dezember 300 Milliarden geworden! Tatsächlich: Googles Marktkapitalisierung per Ende Dezember: 365 Milliarden Dollar. Börsen-König Apple schließt 2014 mit einer dagegen enormen Bergwertung von 668 Milliarden Dollar ab!
Google-Aktie verliert 2014 5 Prozent an Wert
Tatsächlich haben Google-Aktionäre, die seit Januar engagiert waren, in den vergangenen zwölf Monaten in Dollar draufgezahlt: Bei 560 Dollar startete der Internet-Champion ins Jahr, bei 530 Dollar beendet Google das Jahr – ein Minus von 5 Prozent. Wie kommt’s?
In der Gegenwart wirken all die bunten Leuchtfeuer am Projekthimmel immer mehr wie an einem Casual Friday entstanden – eine interessante Idee, deren Monetarisierung indes an zweiter Stelle steht. In der wirtschaftlichen Realität des Jahres 2014 steht der hoch gewettete Internet-Riese nämlich keinesfalls so glanzvoll da.
Googles Quartalsbilanzen: Eine beständige Enttäuschung
Tatsächlich sind Anleger aus Mountain View schon Enttäuschungen gewohnt. Alle vier vergangenen Quartalsbilanzen blieben unter den Erwartungen der Wall Street! Googles Problem: Das Suchgeschäft scheint ausgereizt. Der Internetriese setzte zwar beständig mehr um – im vergangenen Quartal waren es immer noch respektable 20 Prozent –, es bleibt jedoch unterm Strich nicht mehr so viel hängen. Im abgelaufenen Quartal sank der Gewinn von 2,97 auf 2,81 Milliarden Dollar.
Die Dimensionen verdienen bei all dem Buhei, das sich um Google rankt, eine genauere Betrachtung. Obwohl der Internetriese nach Apple, Exxon und Microsoft der viertwertvollste Konzern der Welt ist, verdient Google doch so viel weniger als die großen drei. Apple vermeldete im abgelaufenen Quartal einen Nettogewinn von 8,5 Milliarden Dollar, Exxon Mobil Profite von 8 Milliarden und Microsoft von knapp 6 Milliarden Dollar.
Sind Googles ambitionierte Projekte mehr als PR-getriebene Nebelkerzen?
Dass Google als deutlich jüngeres Unternehmen rein monetär in der absoluten Spitzenklasse der Wall Street noch nicht mitspielen konnte, war so lange kein Problem, solange die Gewinne beständig wuchsen – der Erfolg schien skalierbar. Nun jedoch ist die Gelddruckmaschine ins Stocken geraten.
Nach all den Jahren mit extrem selbstbewusstem Auftritt in aufgeknöpften Hemden und Turnschuhen sind Larry Page und Sergey Brin nun an der Wall Street in der Pflicht und müssen 2015 nachweisen, dass sie mehr beherrschen als mit suchbasierten Internetanzeigen Geld zu verdienen. Eine Datenbrille. Ein selbstfahrendes Auto. Eine Eine Roboter-Armee. Taugen die ambitionierten Projekte zum Langstreckenflug oder sind sie doch nicht mehr als PR-getriebene Nebelkerzen?
Facebook wächst wie Google in jungen Jahren
Wie es genau anders herum geht, hat der sechs Jahre jüngere Erzrivale in heimischem Territorium vorgemacht: Der Siegeszug Facebooks ging 2014 ungebremst weiter. Das weltgrößte Social Network stellte in den vergangenen Quartalen unter Beweis, dass es nach Anlaufschwierigkeiten zum Börsengang 2012 sein enormes Mitgliederwachstum zu monetarisieren vermag.
Im jüngsten Quartal explodierten die Umsätze um 64 Prozent, die Gewinne sogar um 90 Prozent. Von Erlösen in Höhe von 3,2 Milliarden Dollar blieben von Anfang Juli bis Ende September in Menlo Park immerhin schon 806 Millionen Dollar hängen.
Mitgliederzuwachs weiter robust
Bemerkenswert: Allen Unkenrufen zum Trotz, dass Facebook als Plattform vermeintlich seinen Zenit überschritten haben könnte, wird das mit Abstand weltgrößte Social Network größer und größer.
Bereits 1,35 Milliarden Nutzer, die mindestens einmal im Monat aktiv waren (MAUs), zählte Facebook schon per Stand Ende September. Das waren noch mal 14 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. Mit 1,12 Milliarden mobilen MAUs nutzen 29 Prozent mehr Mitglieder Facebook über die App als noch vor einem Jahr.
Mark Zuckerberg riskiert die ganz großen Wetten – und gewinnt
Doch darauf ruht sich Unternehmensgründer Mark Zuckerberg indes nicht aus. Zum Jahresauftakt schockte der damals noch 29-Jährige die Internetbranche mit der größten Übernahme im Internet-Sektor 2014: Für enorme 22 Milliarden Dollar schnappte sich Facebook den fünf Jahre alten Messenger-Dienst WhatsApp.
Warum? Weil das weltgrößte Social Network es kann. Zuckerberg bezahlte den Löwenanteil mit seiner eigenen Währung – der Aktie. Insofern relativiert sich der Mondpreis, den Facebook für WhatsApp fraglos bezahlt hat, schnell. Er tut Facebook nicht weh. Was sind am Ende 22 von 225 Milliarden Dollar? Nichts anderes als virtuelles Spielgeld – nämlich exakt der Unterschied von 80 zu 72 Dollar je Facebook-Aktie.
„Es gibt nicht so viele Unternehmen, die das Potenzial besitzen, eins, zwei, oder drei Milliarden neue Mitglieder hinzuzufügen“, erklärte Zuckerberg am Rande des Mobile World Congress in Barcelona im Februar den Zukauf.
Instagram-Übernahme wurde Zuckerbergs Meisterstück
Dass Mark Zuckerberg große Wetten liebt, hatte der Facebook-Chef schon vor zweieinhalb Jahren deutlich gemacht: Am Ostermontag 2012 war es, als der CEO des damals noch privat geführten Social Networks eineinhalb Monate vor dem Börsengang eine erstaunliche Übernahme verkündete: Die Foto-App Instagram, seinerzeit nur für iPhone-Nutzer verfügbar, sollte für eine schlappe Milliarde Dollar übernommen werden – am Ende betrug der auszustellende Scheck ganze 715 Millionen Dollar.
Was für einen Unterschied nun zweieinhalb Jahre machen können. Ende 2014 verkündete die Facebook-Tochter den Sprung über die 300 Millionen-Nutzer-Marke und wurde von der Citigroup bereits auf enorme 35 Milliarden Dollar geschätzt! In anderen Worten: Der Kaufpreis hat sich in 32 Monaten verfünfzigfacht!
Oculus-Übernahme Wette aufs nächste Jahrzehnt
Wie bei Instagram demonstrierte der Facebook-Chef auch einen Monat nach dem WhatsApp-Zukauf, dass er absolut kein Problem damit hat, den Abzug zu betätigen, wenn es um ein interessantes Zukunftsinvestment geht. Mark Zuckerberg erfüllte sich mit der zwei Milliarden Dollar schweren Übernahme des Virtual Reality-Brillen-Herstellers Oculus seinen Aerosmith-Traum.
Ende des Jahres präzisierte der inzwischen 30-Jährige seine Vision: „Als wir Oculus übernommen haben, habe ich darauf hingewiesen, dass wir eine Langzeit-Wette auf die Zukunft des Computings eingehen. Alle zehn bis 15 Jahre etabliert sich eine neue Plattform, und wir glauben, dass die Virtual und Augmented Reality maßgeblicher Bestandteil dieser Plattform sein werden. (…) Wir sind auf dem richtigen Weg und haben noch eine lange Reise vor uns…“
Die Branchenexperten und Börse feierten Zuckerberg für seine kühnen Wetten: „Indem sich Zuckerberg dafür entscheidet, aggressiv in die Zukunft zu investieren, wird Facebook für seine vier wichtigsten Konstanten Werte erschaffen: Nutzer, Mitarbeiter, Aktionäre und die Gesellschaft“, adelt Henry Blodget vom Business Insider den Tech-Milliardär. Lohn des Erfolgsjahres 2014: Die Facebook-Aktie zählt mit einem Plus von 45 Prozent zu den erfolgreichsten Aktien des Jahres.