Unser Test des LG G4 läuft auf Hochtouren, doch die wirklich guten Bilder der Kamera wollen wir Euch nicht vorenthalten. Denn je nach Anspruch des Fotografen sind sie sogar besser als die Fotos vom Samsung Galaxy S6 und iPhone 6.
So schnell kann's gehen: Vor einigen Wochen dachte ich noch, mit der Kamera des Galaxy S6 die auf absehbare Zeit beste Smartphone-Kamera in der Hand zu halten. Doch LG belehrt mich mit dem G4 eines Besseren.
f1.8, 16 Megapixel und Laser-Autofokus
Bevor wir uns die Fotos des Panasonic CM1, das immer noch in einer eigenen Liga fotografiert. Dafür ist die Blende mit f1.8 sehr groß und lichtstark. Im Vergleich zum iPhone 6 mit einer f2.2-Blende wirkt der Unterschied nicht bedeutend, aber schon die Differenz von 0,4 Punkten macht sich beim Fotografieren deutlich bemerkbar. Gegenüber dem Galaxy S6 mit f1.9 fällt der Vorteil nicht mehr ganz so deutlich aus.
Darüber hinaus soll der Laser-Autofokus wie schon beim LG G3 für blitzschnell scharf gestellte Motive sorgen und der optische Bildstabilisator verwackelte Aufnahmen verhindern. Beiden kann ich an dieser Stelle ein gutes Zeugnis ausstellen. Die Kamera des G4 fokussiert wirklich sehr schnell und der Bildstabilisator sorgt bei etwas längeren Belichtungszeiten immer noch für verwacklungsfreie Aufnahmen - hat aber natürlich auch seine Grenzen. Zusätzlich befindet sich noch ein infrarotempfindlicher Farbspektrum-Sensor im LG G4, der das Umgebungslicht vor der Aufnahme misst sowie die Lichtquelle bestimmt und so den optimalen Weißpunkt ermitteln soll. Das soll erst einmal an technischen Informationen genügen.
Blumen, Brunnen, Gegenlicht und Selfies: Die Fotos
Bei den Detailaufnahmen der Blumen liegen die drei Smartphones noch sehr eng zusammen. Das G4 offenbart einen leichten Gelbstich, beim iPhone 6 wirkt das Lila ein wenig kräftiger. Viele Details bieten alle drei Aufnahmen, wobei sich die große Blende des G4 durch einen schmaleren Tiefenschärfebereich bemerkbar macht.
Bei Tageslicht ist es für alle drei Kameras hell genug, um das Wasser mit einer kurzen Belichtungszeit "einzufrieren". Die Aufnahme des G4 wirkt ein wenig heller, beim G3 strahlt der Himmel im Hintergrund weniger blau.
Mit Gegenlicht haben alle drei Kameras zu kämpfen. Das G4 hellt die dunklen Bereiche in den Bäumen deutlich stärker auf als das iPhone 6 und das G3. Beim G4 sind auch im sehr hellen Bereich um die Sonne herum mehr Details in Form von Ästen und Blättern zu erkennen.
Das iPhone 6 lässt den Spielplatz am dunkelsten wirken, schafft es dafür als einziges Smartphone, den blauen Himmel erkennen zu lassen. Dieser bleibt beim G3 und G4 komplett weiß. Auch, wenn ich meine, einen leichten Gelbstich zu erkennen, gefallen mir die Farben des G4-Fotos am besten.
Bei diesem Foto liefert das G4 ein deutlich besseres Ergebnis als das G3 ab. Dem iPhone 6 gelingt es jedoch, die Wolken mit einer höheren Detailgenauigkeit aufzunehmen. Bei G4 wirken sie überzeichnet, während sie beim G3 verwaschen sind. Dafür wirkt das Blau des Himmels beim iPhone ein wenig zu dunkel.
Bei diesem bunten Graffiti erstrahlen die Farben auf allen drei Bildern. Am stärksten sogar beim G3, beim G4 wirken sie aber vor allem mit Blick auf die Wand und den silbernen Bereich oben am natürlichsten.
Beim Selfie spiegelt die Kamera des LG G4 das Motiv. Zudem hat die 8-Megapixel-Kamera auf der Vorderseite offensichtlich Probleme mit der Helligkeit der direkt auf die Kopfhaut treffenden Sonne, die beim G3 (2,1 Megapixel für Selfies) und iPhone 6 (1,2 Megapixel auf der Front) so nicht zu erkennen ist. Ihre Bilder gefallen trotz teilweise deutlicher weniger Megapixeln deswegen besser.
Eine Panorama-Funktion fehlt natürlich bei keinem der Smartphones. Das geschossene Motiv ist zwar nicht ideal, aber trotzdem schaffen es alle Geräte, die Einzelbilder ordentlich zusammenzusetzen. Bei den Farben fällt erneut auf, dass der Himmel beim G3 blasser wirkt als beim iPhone 6 oder G4. Vom Bewegungsablauf her finde ich die Aufnahme von Panorama-Fotos mit dem iPhone immer noch am bequemsten: einfach von links nach rechts schwenken. Bei den hier getesteten Androiden hingegen stockt die Aufnahme manchmal.
Nachts ist es kälter als draußen
Tagsüber sehen sich die Aufnahmen insgesamt noch sehr ähnlich, doch in der Nacht offenbaren sich größere Unterschiede. So sind beim G4 am Casino Esplanade die meisten Details zu erkennen und das Bild wird insgesamt stark aufgehellt. Bei einem anderen Gebäude, das weiter hinten steht und in diesem Ausschnitt nicht zu sehen ist, gefällt mir dagegen die Abbildung durch das iPhone besser. Das G3 fällt hinter den beiden anderen zurück.
Ein Bildrauschen bleibt bei keiner Aufnahme aus, aber auf dem Smartphone selber sowie bei Facebook und Co. schaut man sich die Bilder selten in Originalgröße an. Betrachtet man nur die verkleinerte Ansicht, so wirken die Bilder des G4 im ersten Moment am hellsten und besten. Schaut man länger hin, liefert das iPhone mit seinen dunkleren Fotos natürlichere Aufnahmen ab.
Manueller Modus und eine Taste für den Auslöser
Die Kamera-App des LG G4 bietet Euch einen manuellen Modus, den man beim Vorgänger G3 nicht findet. Bei der manuellen Auswahl von Einstellungen habt Ihr mehr Spielraum als bei ähnlich manuellen Aufnahmeprogrammen von anderen Smartphones. So stehen zum Beispiel bei der Farbtemperatur nicht nur fünf Werte zur Auswahl. Ihr könnt in Hunderter-Schritten zwischen 2400 und 7400 Kelvin frei auswählen. Die ISO-Werte reichen von ISO 50 bis ISO 2700, bei der Belichtungszeit bilden 30 Sekunden und 1/6000 Sekunde die maximalen Öffnungszeiten der Blende.
In den Einstellungen unter System -> Schnellzugriff-Tasten könnt Ihr eben diese aktivieren. Anschließend löst ein doppeltes Klicken auf die "Lautstarke reduzieren"-Taste die Kamera aus. Dies ist aber nur bei Hochformat-Aufnahmen hilfreich. Im Querformat ist die Taste mit einer Hand schlecht zu erreichen, die andere versperrt der Kameralinse die Sicht.
Videos können auch überzeugen
Videos nimmt das LG G4 maximal in 4K-Auflösung mit 3840 x 2160 Pixeln auf. Wie schon die Fotos überzeugen auch die Bewegtbildaufnahmen mit kräftigen, satten und trotzdem noch natürlichen Farben sowie einer hohen Detailgenauigkeit. Auch hier machen sich der fixe Laser-Autofokus sowie der optische Bildstabilisator bemerkbar.
Als weitere Aufnahmeformate könnt Ihr beim G4 noch Full-HD und HD auswählen, falls Ihr mit UHD-Videos nichts anfangen könnt oder Speicherplatz sparen wollt. Ein einminütiger UHD-Film belegt immerhin schon über 200 Megabyte von der Speicherkapazität, die sich beim LG immerhin mit einer microSD-Karte erweitern lässt.
Ein kleiner Bonus sind die Zeitlupenvideos, die das G4 aufnimmt. Mit Spezial-Apps für Zeitlupenvideos kann das Smartphone allerdings mithalten. Die Filme haben zwar immerhin eine HD-Auflösung, laufen aber nur auf dem Smartphone selbst in bis zu achtfacher Verlangsamung. Ein Export oder Abspielen auf anderen Smartphones ist zwar möglich, aber diese zeigen die Videos dann nur in Originalgeschwindigkeit an.
Fazit
Keine Frage, das LG G4 hübscht die Fotos auf. Die Sättigung und die Farben pusht die Software ordentlich und schärft die Aufnahmen nach. Puristen werden sich beklagen, weil die Bilder keine natürlichen Abbildungen sind. aAber die greifen in der Regel auch eher zu einer Spiegelreflexkamera, die sich nicht mit den Smartphone-Kameras vergleichen lassen.
Wer aber nur sein Smartphone dabei hat und die Bilder bei Facebook, Instagram und Co. posten will, wird sich freuen, dass er vom LG G4 Fotos erhält, die ohne Nachbearbeitung mehr als vorzeigbar sind. Da hilft es dem iPhone 6 nicht unbedingt, dass seine Aufnahmen natürlicher wirken. Zwar lässt sich auch an den Bildern des G4 noch im Detail Kritik üben - Stichwort: Gelbstich - aber insgesamt und vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen liefert die Kamera sehr gute Fotos ab. Im Vergleich zum Galaxy S6 hat jedes Smartphone in unterschiedlichen Momenten die Nase vorn und ein klarer Sieger lässt sich nicht benennen.
Die Testfotos findet Ihr in voller Auflösung in unserer Dropbox.