Wirft man einen Blick in die aktuellen Charts der meisten App-Downloads im Google PlayStore und bei iTunes, stolpert man direkt über "Sweatcoin": Die neue Fitness-App ist schon wenige Tage nach ihrem Launch total gefragt. Kein Wunder: Fitness-Apps sind zwar ohnehin schon beliebt, aber diese holt auch diejenigen ab, die nicht ganz so sportverrückt sind und nur so vor Eigenmotivation strotzen. Sweatcoin bezahlt euch nämlich für jede Sporteinheit! Wie das Prinzip genau funktioniert, klären wir hier.
Gerade erst in Deutschland gestartet, ist die britische Fitness-App, die gratis für Android und iOS zur Verfügung steht, in Großbritannien wie auch in den USA bereits seit vergangenem Jahr der Hit und eroberte auch dort direkt die App-Charts. "Hi, ich bin Sweatcoin. So viele Schritte habe ich bereits in Währung umgewandelt: 2.023.554.729.878" heißt es sekundenaktuell auf der Webseite. Die virtuellen Schwitz-Münzen können im App-Shop als Prämien für Fitness-Ware oder Dienstleistungen eingelöst werden: Dazu zählen etwa Anti-Gravity-Yoga-Kurse, kostenpflichtige Ernährungs-Apps, Hightech-Sportschuhe, Fitnesstracker von Fitbit bis hin zu iPhones und Apple Watches. Wer möchte, kann seine "Sweatcoins" an Partner-Charities spenden. Doch wie soll das funktionieren und wer finanziert den lukrative Tritt in den Hintern? Wir erklären es euch, aber der Reihe nach.
So zählt Sweatcoin eure Sporteinheiten (nicht)
Mithilfe des Beschleunigungsmessers und GPS des Smartphones ermittelt "Sweatcoin" alle Schritte, die ihr draußen macht, und wandelt diese in die virtuelle Währung um. Allerdings nicht eins zu eins: Etwas intransparent werden laut dem Fitness-Portal "evivam" wohl durchschnittlich nur 65 Prozent der Schritte in "Sweatcoins" umgemünzt. Der Algorhythmus ist in jedem Fall knallhart und will wohl verhindern, dass man schummelt oder sein Haustier mit dem Smartphone auf Achse schickt. Das geht allerdings so weit, dass Schritte verloren gehen, wenn ihr für den Geschmack der App zu langsam lauft. Dementsprechend werden auch Spaziergänge nicht hinreichend honoriert. Zumindest melden das viele enttäuschte Nutzer. Hier beißt sich die Katze natürlich in den Schwanz: Fitnesseinsteiger, die die Extraportion Motivation dringend gebrauchen könnten, um dran zu bleiben und ihre Fitness sukzessive auszubauen, werden hier schnell verprellt. Außerdem behält "Sweatcoin" einige der virtuellen Sammelmünzen für die eigene Finanzierung ein.
Indoor-Sportler gehen leer aus
Darüber hinaus gibt es einen weiteren Haken an der App: Für Läufer oder Fahrradfahrer mag sich "Sweatcoin" lohnen, Mitglieder eines Fitness- oder Yoga-Studios oder alle, die mit Apps im Wohnzimmer trainieren, gehen allerdings leer aus – was gerade zum Herbst sehr schade ist. Ohne ein smartes Wearable wie die Fitnessracker von Fitbit, die mithilfe von Sensoren verschiedene Sportarten auch drinnen automatisch erkennen und aufzeichnen, dürfte das Indoor-Tracking für "Sweatcoin" aber auch schwierig werden. Schön wäre aber, wenn das Unternehmen an einer sinnvollen Kopplung von "Sweatcoin" mit Fitnesstrackern arbeiten würde.
So finanziert sich Sweatcoin
Für alle, die ohnehin gerne und viel draußen bewegen und zwar nicht nur marschierend, sondern laufend, radelnd oder skatend, für den könnte die App "Sweatcoin" ein Gewinn sein. Vorausgesetzt, ihr interessiert euch für Fitness-Wearbles, -Apps oder -Dienstleistungen, gegen die ihr die "Sweatcoins" eintauschen könnt: Eine Auszahlen der Prämien ist nicht möglich. Außerdem solltet ihr euch nicht zu sehr auf eines der Angebote versteifen, da diese ständig wechseln können: Die Prämien sind nämlich in erster Linie Werbung und sobald Nutzer diese bei einem der Partner einlösen, etwa für eine Fitbit-Uhr, erhält "Sweatcoin" dafür eine Provision. Gleichzeitig schenkt ihr der App im Gegenzug eure Nutzer- und Standortdaten.
Wer sich darüber im Klaren ist, kann sich die App aber trotzdem runterladen und im Idealfall neue Anreize für mehr Outdoor-Sport gewinnen. Wenn ihr euch ranhaltet, ist vielleicht auch bald eine vergünstigtes Lauf-Wearable drin – und damit macht die Sporteinheit dann erst recht wieder mehr Spaß! Grundsätzlich solltet ihr aber vielleicht an eurer Einstellung zum Sport arbeiten: Den macht man idealerweise für sich selbst und nicht für Prämien, Challenges oder welche Fitness-Apps außerdem beliebt sind und was sie kosten dürfen, dann lest weiter.