Mit The Dash war Bragi Vorreiter auf dem Markt der komplett kabellosen Kopfhörer. Die In-Ears hatten aber auch ihre Macken, etwa eine schlechte Bluetooth-Verbindung zum Smartphone. Macht es der Nachfolger, The Dash Pro, besser? Der Test.
Vom Konzept der ersten Version von The Dash war ich begeistert. Schließlich gehörte das deutsche Start-Up Bragi mit den In-Ears zu den Vorreitern auf den Markt der "Truely Wireless"-Kopfhörer. Also Kopfhörer, bei denen zwischen den Ohrstöpseln kein Kabel mehr hängt. Wie es sich für die erste Generation einer neuen Geräteklasse gehört, gab es aber auch einige Defizite. Die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone war in unserem Test zum Beispiel nicht die beste. Wer das Smartphone in der Hosentasche bei sich trug, musste bereits mit Problemen rechnen. Mit The Dash Pro, dem Nachfolger, will Bragi diese Probleme ausbessern.
Hier hat Bragi nachgebessert
Viel ändert sich im Vergleich zum Vorgänger auf den ersten Blick nicht. Die Ohrstöpsel sehen genauso aus wie die normale Version von The Dash. Sie kommen wieder mit LEDs, jeweils einem Touchpad für die Bedienung und sind nach wie vor wasserdicht und damit auch zum Schwimmen geeignet. Einzig das Ladecase bekommt ein kleines optisches Makeover. Die Box ist nun Silber und nicht mehr Schwarz.
Die wahren Neuerungen finden also im Inneren statt. Das wichtigste vorweg: Ja, Bluetooth hat Bragi in den Griff bekommen. Es wäre aber auch schlimm, wenn nicht. Schließlich kosten The Dash Pro satte 349 Euro. Bei dem Preis sind Probleme mit der Verbindung ein No-Go! Das Start-up hat aber noch weitere Verbesserungen vorgenommen. So soll The Dash Pro besseren Sound bieten als die erste Generation. Da deren Test mittlerweile eineinhalb Jahre zurückliegt, lässt sich aber schwer sagen, wie viel besser die Pro-Version nun klingt. Für sich allein betrachtet tönt das, was aus den In-Ears kommt, aber sehr gut: saubere Mitten und Höhen. Auch bei den Bässen hat Bragi nachgelegt. So richtig wummern die aber noch immer nicht. Dafür hat das Start-up aus München an der maximalen Lautstärke geschraubt. Endlich kann man richtig aufdrehen.
Außerdem hat sich die Akkulaufzeit bedeutend verbessert: The Dash hat in unserem Test rund drei Stunden am Stück Musik wiedergegeben. Bei der Pro-Version sind es nun gut fünf Stunden Dauerwiedergabe. Trotz der verlängerten Laufzeit lädt das Case die Kopfhörer wie bei der vorherigen Version knapp fünfmal wieder voll. Da muss man allerdings aufpassen: Im Test ist es zwei-, dreimal passiert, dass ein Ohrhöhrer während des Transports im Rucksack in der Ladehülle verrutscht ist. In der Folge blieben die In-Ears in den Ohren stumm.
Neben Akkulaufzeit, Bluetooth und dem Klang müssen wir bei The Dash Pro auch über die Bedienung sprechen. Wie leicht man es mit Kopfhörern haben kann, hat Apple mit den AirPods bewiesen: Box aufklappen, fertig. Bei Bragi ist es ähnlich einfach: Sobald Ihr die In-Ears in die Ohren steckt, verbinden sie sich mit dem Smartphone. In Ermangelung des W1-Chips von Apple müsst Ihr bei der Verbindung mit einem anderen Gerät, etwa einem Tablet, den Pairing-Vorgang erneut durchführen. Der Aufwand hält sich aber in Grenzen.
Bragi OS ist oft zu viel des Guten
Apropros Aufwand: Bragi verkauft The Dash und The Dash Pro nicht als Kopfhörer, sondern als sogenanntes "Hearable". Damit ist mehr drin als nur Musikhören. Wie in der normalen Version könnt Ihr auch mit The Dash Pro Fitnessdaten beim Laufen, Schwimmen und Radfahren tracken und über die App für iOS und Android auswerten und endlich auch dauerhaft speichern.
Möglich macht es Bragi OS 3.0, das Betriebssystem, das auf The Dash Pro läuft und als Update für The Dash bereitsteht. Das bringt auch ein paar weitere Neuheiten in Sachen Bedienung. Die erfolgt jetzt nicht über die TouchPads an den In-Ears selbst, sondern optional auch über das sogenannte "4D Menü". Dabei steuert Ihr die Funktionen von The Dash Pro über Kopfgesten.
Zum Aktivieren müsst Ihr einmal länger nach unten und dann kurz nach oben schauen. Um dann eine Funktion, etwa "Song pausieren" oder "Siri aktivieren", auszuwählen, blickt Ihr nach links oder rechts bis Euch eine Stimme die gewünschte Option anbietet. Die bestätigt Ihr noch mit einem Nicken. Das sieht nicht nur für Menschen in der Umgebung lustig aus, sondern ist auch ganz schön kompliziert. Dabei ist schon die normale Bedienung über die Touchpads noch immer überladen: Rechts hochwischen um die Lautstärke zu erhöhen, links um den Transparency Modus einzuschalten, tippen für die Wiedergabe, zweimal tippen für Pause.
Teure Live-Übersetzung
Die letzte Software-Neuheit gibt es exklusiv für The Dash Pro: In Kooperation mit der App iTranslate sollen die In-Ears eine Art Live-Übersetzung beherrschen. Das klingt allerdings cooler, als es in Wirklichkeit ist: Ihr müsst die App auf dem Smartphone installieren, mit The Dash Pro koppeln und Eingangs- und Ausgangssprache festlegen. Dann könnt Ihr einen Satz einsprechen. Euer Gegenüber kann sich die Übersetzung über Euer Smartphone anhören und seine Antwort wiederum ins Smartphone diktieren.
Erst wenn der Gesprächspartner auch The Dash Pro hat, kann das Smartphone in der Tasche bleiben. Wie gut das funktioniert, konnten wir in Ermangelung eines zweiten Testgerätes aber nicht ausprobieren. Aber ganz ehrlich? Google Übersetzer reicht in dem Fall vollkommen aus. Und das sogar kostenlos. iTranslate setzt neben den 349 Euro teuren The Dash Pro ein kostenpflichtiges Abo voraus, das mit 4,99 Euro pro Monat auch nicht wirklich günstig ist.
Fazit: besser, aber auch teurer
Insgesamt hat Bragi an den richtigen Stellschrauben gedreht. Bluetooth funktioniert endlich tadellos, die Akkulaufzeit wurde verlängert, Bass und Lautstärke verbessert. All das kostet im Vergleich zur normalen Version von The Dash aber einen Aufpreis von 50 Euro. Mit 349 Euro gehören The Dash Pro dann auch zu den teureren "Truely Wireless"-Vertretern. Wer sie kauft, investiert in die Zukunft. Bragi wird das Betriebssystem Bragi OS wohl auch künftig um neue Funktionen erweitern, die über die Möglichkeiten normaler Kopfhörer hinausgehen. Wer dagegen nur Musik hören will, ist mit AirPods und Co. deutlich günstiger unterwegs.