Die Sonne und die warmen Temperaturen laden zu langen und kurzen Radtouren ein. Die passenden Fitness- und Navi-Apps habt ihr bereits auf eurem Smartphone installiert – doch wie kommt es aus der Hosentasche an den Lenker? Wir haben universelle Fahrrad-Halterungen für Smartphones ausprobiert und verraten, welche die Beste ist.
Ich fahre täglich mit dem Rad zur Arbeit und auch sonst ist es in Hamburg mein Haupt-Fortbewegungsmittel. Inzwischen kenne ich viele Wege durch die Hansestadt. Aber gelegentlich komme ich doch in die Verlegenheit, für eine längere Radtour auf eine Navi-App zurückgreifen zu müssen. Das ist natürlich nur richtig sinnvoll, wenn ich die Karte mit den Richtungsangaben sehen kann und das Smartphone nicht in meiner Hosentasche steckt.
Bei den Fahrrad-Halterungen lassen sich zwei Prinzipien ausmachen: Entweder spannt man sie direkt mit einer Silikon-Halterung um die Lenkerstange oder befestigt an dieser eine Halterung, die wiederum eine größenverstellbare Halterung hält. Vorteil der zweiten Variante: Das Smartphone lässt sich auch ins Querformat drehen. Trotz des berüchtigten Hamburger Schietwetters lasse ich Halterungen mit wasserdichter Hülle außen vor. Viele Smartphones haben inzwischen kein Problem mehr mit etwas Regen und sollte es richtig gießen, macht man keine gemütlichen Fahrradtouren durch unbekannte Gegenden, sondern fährt nur schnell von A nach B.
Finn: Spontan und alltagstauglich
Finn besteht aus dehnbarem und trotzdem reißfesten Silikon und wird einmal um den Lenker geschlungen. Erfunden haben die Halterung zwei Fahrradkuriere aus Graz mit ihrer Firma Bike Citizens, zu der auch eine gleichnamige Navi-App für Radfahrer gehört. Damit sich die Anwendung auch wirklich benutzen lässt, muss das Smartphone natürlich an den Lenker und da gefiel den Profi-Radfahrern keines der am Markt erhältlichen Modelle, so dass sie ihre eigene Halterung entwickelt haben.
Finn passt quasi an jeden Lenker und sonst auch problemlos in die Hosen- oder eine andere Tasche. Da ihr eine Schlaufe durch die Lasche zieht, liegt das Smartphone nicht direkt auf dem Metall auf und verrutscht nicht an der Lenkerstange. In die Halterung lassen sich kleine Smartphones mit vier Zoll-Displays wie das iPhone SE, mittelgroße Modelle wie das Huawei P20, aber selbst große Phablets wie das Samsung Galaxy Note 8 einspannen.
Wichtig ist, dass man Finn richtig montiert. Ohne Blick in die Bedienungsanleitung passiert es schnell, dass man die Halterung falsch um den Lenker wickelt. Die Konstruktion hält dann trotzdem, ist allerdings wackelig. Damit sie bombenfest sitzt, müsst ihr Finn von oben um den Lenker wickeln und nicht von unten. Dann kann man auch problemlos über Kopfsteinpflaster fahren - und nach Angaben des Herstellers sogar Downhill-Rennen machen, was ich in Hamburg aber nicht ausprobieren konnte.
Oso Velo~X: Fest gebunden und trotzdem flexibel
Die Velo~X von Oso befestigt man mit einem Inbusschlüssel und einer Schraube fest an der Lenkerstange. Damit die Halterung um verschieden dicke Lenkerstangen – auch von Motorrädern – passt, befinden sich drei Gummistreifen in der Packung. Ist die Velo~X am Lenker montiert, bleibt die auf einer Kugel gelagerte Halterung flexibel. So könnt ihr nicht nur den Winkel einstellen, sondern Euer gesamtes Smartphone auch ins Querformat drehen. In die Halterung passen alle Geräte mit einer maximalen Breite von 93 Millimetern – viele Smartphones also auch mit Schutzhülle.
Während der eine Arm der Velo~X mit einer Feder versehen ist und sich an das Smartphone schmiegt, muss man beim anderen an einer Schraube drehen, um ihn zu lösen und nach dem Verschieben wieder zu befestigen. Die zwei Arme halten das Smartphone gut und gefühlt auch sicher fest. Zur Absicherung könnt ihr aber noch eine 4-Punkt-Stretchband aus Silikon über die Ecken des Smartphones ziehen – aber nicht so weit, wie bei Finn. Die Velo~X bietet sich zur festen Montage an und ist trotzdem eine in der Nutzung flexible Halterung. Sie kostet rund 20 Euro und firmiert bei einigen Händlern auch als Oso OS1400.
Quad Lock: Für Sportler und unwegsames Gelände
Bei Quad Lock handelt es sich um ein umfangreiches Halterungssystem für Smartphones – ich habe die Universal-Variante ausprobiert: Sie besteht aus einer Halterung, die ihr mit Kabelbindern oder Gummibändern nicht nur an der Lenker- sondern auch an der Haltestange befestigen könnt, und einem Adapter zum Einklicken. Diesen könnte ich direkt auf mein Smartphone kleben, dann wäre es aber dauerhaft dicker. Deswegen befestige ich ihn lieber an einer Hülle, in die ich mein Smartphone für die Fahrt einlege. Je nach Form und Material der Rückseite eures Smartphones führt mitunter kein Weg an einem Case vorbei. Der Hersteller des Quad Lock bietet selber Hüllen für iPhone-Modelle und einige Android-Geräte an.
Die Halterung ist schnell befestigt und wenn ihr Gummibänder verwendet, auch zügig wieder demontiert. Der Adapter klickt problemlos ein und sitzt fest und sicher. Zum Lösen schiebt man das Äußere der Quad Lock-Halterung nach unten und dreht den Adapter wieder heraus. In größeren Taschen ist das Handy mit Hülle und Universal-Adapter auch schnell verstaut. Jenseits geteerter Straßen und gepflasterter Radwege erweist sich Quad Lock als gute Alternative zu Finn: Das Smartphone bleibt fest an einem Ort und der Inhalt des Displays ist dauerhaft gut zu erkennen.
Rubberman: Sympathische Idee, mit Schwächen bei der Umsetzung
Der Rubberman vereint Recycling mit moderner Technik. Die Halterung besteht aus alten Traktorreifen und einem Ring aus Federstahl. Das Prinzip ist ähnlich wie bei Finn: Halterung um den Lenker legen und das Smartphone an vier Ecken in das Gummi einspannen. Allerdings ist der Rubberman weniger flexibel und ich bekam ihn zunächst gar nicht erst um meinen Fahrradlenker herum – bei einem anderen Rad klappte es mit viel Mühe. Schnell und komfortabel geht jedenfalls anders. Falls Euer Lenker besonders schmal ist oder ihr den Rubberman wie vom Hersteller vorgeschlagen, an anderen Fahrzeugen wie Kinderwagen oder Rollatoren benutzen wollt, so lasst euch sagen, dass Smartphones mit mehr als fünf Zoll großen Displays nicht mehr herein passen – und so klein sind inzwischen ja nur noch wenige Modelle.
Callstel Universal-Fahrradhalterung: Keine günstige Alternative
Die Universal-Fahrradhalterung von Callstel ist schon für weniger als fünf Euro zu bekommen und funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie Finn. Zu den Unterschieden gehört, dass das Smartphone nicht an seinen vier Ecken in die Halterung aus Silikon eingespannt wird, sondern zwei Schlaufen darum gelegt werden. Zudem sitzt die Halterung nicht so fest wie Finn und vor allem befinden sich die Striemen direkt über dem Display. Finn verdeckt je nach Modell nur die Ecken des Touchscreens. Mit der Halterung von Callstel lässt sich das Smartphone nicht mehr gut bedienen und die Karte einer Navi-App nicht mehr vollständig erkennen. Da ist auch der niedrige Preis kein Kaufargument mehr.
Universalhalterungen on TaoTronics, VUP, Ipow und Wrchibo
Bei Amazon finden sich noch viele weitere Universalhalterungen, die von unterschiedlichen Herstellern stammen, deren Grundprinzip aber identisch ist. Egal ob sie von TaoTronics, VUP, Ipow oder Wrchibo stammen, einen eigenen Produktnamen jenseits von "Handyhalterung" haben sie nicht. Bei allen vier fixiert man eine Halterung mehr oder weniger dauerhaft an der Lenkerstange. In diese klickt oder rastet man die Haltevorrichtung für das Smartphone ein. Diese sind in der Größe variabel und nutzen unterschiedliche Mechanismen, um das Smartphone zu halten – eine Drehung ins Querformat bieten sie aber alle an.
Bei dem Modell von VUP für 14,99 Euro kommt ein Silikonband um den Lenker, das man ähnlich wie ein Uhrenarmband einhakt. Das Smartphone spannt man ebenfalls in eine Silikonhalterung. Beide Teile sind fest miteinander verbunden, lassen sich aber schnell vom Lenker entfernen oder wieder befestigen. Die fast genauso teure Halterung von Ipow schraubt man fest. Werkzeug ist dafür nicht nötig. Das Smartphone wird von zwei Seitenteilen gehalten und durch Silikonbänder abgesichert. Hier lässt sich die Smartphone-Halterung von dem festgeschraubten Teil am Griff abnehmen.
Die Halterung von Wrcibo kostet nur 10,99 Euro und wird ebenfalls mit den Fingern festgeschraubt. Das Smartphone spannt man in vier Ecken ein, wobei man hier vergleichsweise viel Zeit für die Arretierung des Adapters benötigt. TaoTronics setzt bei seiner 11,99 Euro teuren Halterung ebenfalls auf eine Befestigung über ein Schraubgewinde am Lenker. Zwei Seitenarme halten das Smartphone, dass man zusätzlich noch mit Silikonbändern über die Ecken sichert.
Fazit
Für meine Zwecke ist Finn ideal. Passt in jede Tasche, ist schnell montiert und hält mir die Navi-App immer vor Augen. Selbst Kopfsteinpflaster lässt sich mit der Halterung gut befahren. Als etwas unflexiblere Alternative bietet sich das Quad Lock an, zu dem auch Halterungen für das Auto und zum Joggen gehören. Vorteil hier: Die Universalhalterung lässt sich auch auf wasserdichte Outdoor-Gehäuse kleben. Ebenfalls, wenn auch in der Montage etwas aufwändiger, gefällt mit der Velo~X von Oso. Der Rubberman und die Universal-Fahrradhalterung von Callstel funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip wie Finn, bleiben im praktischen Nutzen aber deutlich hinter der Fahrradkurier-Erfindung zurück und haben sich für mich als völlig unbrauchbar erwiesen.
Wollt ihr nicht nur einfach Euer Smartphone am Lenker befestigen, sondern noch Daten von eurem Fahrrad und zusätzlichen Sensoren erhalten sowie Euer Smartphone unterwegs mit Strom versorgen, dann solltet ihr einen Blick auf Cobi werfen. Die Smart-Bike-Halterung ist nach erfolgreicher Finanzierung über Kickstarter gerade in den freien Vorverkauf gelangt und soll schon bald an die ersten Käufer ausgeliefert werden.