Apple hat ein Geldproblem. Ein Viel-zu-viel-Geldproblem. 250 Milliarden Dollar Barvermögen sind es aktuell. Jedes Jahr kommen weitere 50 Milliarden Dollar hinzu. Ausgerechnet eine Reform von US-Präsident Donald Trump könnte jetzt dafür sorgen, dass der Konzern aus Cupertino einen Großeinkauf anstrebt.
Falls ihr euch jetzt fragt, ob Apple sich Netflix überhaupt leisten könnte: Mit 100 Millionen zahlenden Abonnenten weltweit beträgt der Börsenwert des Streamingdienstes mittlerweile rund 80 Milliarden Dollar. Keine Peanuts für CEO Tim Cook, aber trotzdem absolut im Rahmen. Denn nochmal: Die 250 Milliarden Dollar sind praktisch Cash, also Geld, das Apple auf der hohen Kante hat.
Über Nacht zum Big Player?
Jim Suva und Asiya Merchant, zwei Fachleute der amerikanischen Großbank Citigroup, haben deswegen eine Matrix erstellt mit möglichen Übernahmezielen. Als attraktivster Invest geht laut dem Branchendienst Bloomberg ausgerechnet Netflix heraus. Das liegt nicht zuletzt auch daran, wie Apple selbst derzeit aufgestellt ist. Zum einen hängt der Erfolg des Unternehmens enorm vom Erfolg des iPhones ab, das rund 54 Prozent der Umsätze generiert. Zum anderen will der Konzern aus Cupertino im Entertainment-Segment wachsen.
Man kaufte und produzierte aufwendig neue Folgen von "Carpool Karaoke" und engagierte Jennifer Aniston und Reese Witherspoon für neue exklusive Serien. Damit will Cook mit Konzernen wie Amazon, aber eben auch Netflix zumindest erstmal gleichauf ziehen, die mit ihren "Originals" neue, zahlende Kunden anlocken. Denn auch Apple hat mittlerweile erkannt: Es lässt sich nicht nur Geld mit dem Verkauf von Hardware, sondern auch mit Services verdienen. Im Musiksegment ist man mit Apple Music bereits prominent vertreten, im TV-Segment gibt es noch enormen Nachholbedarf. Die Konkurrenz ist riesig – und könnte noch größer werden. Disney plant demnach auch einen eigenen Streamingdienst.
Trumps Steuerreform könnte sich auszahlen
Mit dem Kauf von Netflix würde Apple quasi über Nacht zum Big Player im Streaming-Business – und würde sich ein bisschen unabhängiger machen vom iPhone. Besonders interessant könnte der mögliche Megadeal aber aus rein wirtschaftlichen Gründen sein. So ermöglicht Trumps Steuerreform US-Unternehmen, im Ausland erwirtschaftete Gewinne zu einem günstigeren Steuersatz als bislang in die USA zu transferieren. Und Apple hält rund 90 Prozent seiner Kassenbestände im Ausland.
Die Citigroup-Analysten sehen die Wahrscheinlichkeit, dass Apple in nächster Zeit für Netflix bietet, bei rund 40 Prozent. Damit aber nicht genug: Auch den Kauf von Disney durch Apple sehen die Finanzexperten bei immerhin 25 Prozent. Allerdings war das noch vor der Übernahme großer Teile von 21 Century Fox für knapp 66 Milliarden Dollar.